László Krasznahorkai
László Krasznahorkai / picture alliance / Photoshot | -

Literaturnobelpreis an László Krasznahorkai - Der Melancholie wegen

Mit László Krasznahorkai geht der Literaturnobelpreis an einen Autor, der dem Weltschmerz unserer Tage mit bestechender Hellsichtigkeit Ausdruck verleiht.

Autoreninfo

Björn Hayer ist habilitierter Germanist und arbeitet neben seiner Tätigkeit als Privatdozent für Literaturwissenschaft als Kritiker, Essayist und Autor.

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Es liegt nahe: Ernste Zeiten bringen ernste Autoren hervor, und so geht auch in diesem Jahr der Literaturnobelpreis an einen zutiefst ernsten Vertreter seiner Zunft, nämlich den 1954 in Ungarn geborenen László Krasznahorkai. Schon sein mit Erfolg gekröntes Debütwerk „Satanstango“ prägt eine düstere Stimmung. Erzählt wird darin von einem heruntergekommenen Dorf, das seine ganze Hoffnung in einen ominösen Geldgeber steckt – mit fatalen Folgen, stellt sich doch im Laufe der Handlung heraus, dass es sich bei dem vermeintlichen Wundermann um einen Polizeispitzel handelt. 

Was der Autor damit vorlegte, ist nicht mehr und nicht weniger als eine Fundamentalabrechnung mit dem kommunistischen System, mithin eine Absage an totalitäre Regime. Nachdem unter Orbán längst Prozesse zur Aushöhlung des Rechtstaats und der demokratischen Institutionen eingesetzt haben, muss man dieses Werk noch heute als äußerst mutig ansehen. Nicht zuletzt aus diesem Grund erweist sich die Entscheidung der Schwedischen Akademie, Krasznahorkai den höchsten Literaturpreis zu verleihen, ebenso als eine politische Botschaft: pro Freiheit, contra Überwachungsstaat.

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