Kulturkiller KI - Beim Promt des Poeten!
Wer führt den Pinsel, der die Kunst erschafft? / Illustration: Max Kuwertz

Kulturkiller KI - Beim Prompt des Poeten!

Künstliche Intelligenz erzeugt eine Explosion an Innovationen. Generierte Bilder, Texte und sogar Lieder überschwemmen die Welt der „Kultur“ und lassen den Prompter zum „Künstler“ werden. Paradoxerweise kann aber gerade die Innovation zu einem Stillstand der Kultur führen.

Ralf Hanselle / Antje Berghäuser

Autoreninfo

Ralf Hanselle ist stellvertretender Chefredakteur von Cicero. Im Verlag zu Klampen erschien von ihm zuletzt das Buch „Homo digitalis. Obdachlose im Cyberspace“.

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Es mag einem gefallen oder nicht, aber Joseph Beuys hatte vermutlich recht: Jeder Mensch ist ein Künstler. Und auch wenn das heute wohl berühmteste Diktum des „Schamanen vom Niederrhein“ ursprünglich nur von Novalis ausgeborgt war – der hatte 1798 in seinem Fragment „Glauben und Liebe“ noch etwas zurückhaltender formuliert, dass jeder Mensch zumindest Künstler sein sollte –, so wird der beuyssche Reboot dieses ansonsten natürlich aparten Gedankens nicht entkräftet. Im Gegenteil, je intensiver heutzutage jemand seine kreative Energie aus wiedergekäuten Zitaten, Mash-ups oder anderen künstlerischen Vorlagen zieht, desto wirkmächtiger können diese am Ende auch werden. 

Schuld daran ist unter anderem Greg Linden. Der hatte 1998 als blutjunger Programmierer bei dem US-Online-Marktplatz Amazon einen Algorithmus entwickelt, mit dem fortan so etwas wie privatisierte Produktempfehlungen möglich wurden. Leute, die Novalis gut fanden, konnten fortan also auch Joseph Beuys gut finden – und vice versa natürlich auch. Es matchte jetzt plötzlich im digitalen Kulturkaufhaus. Und das, ohne dass man mit dem eigenen Geschmacksurteil noch einmal nachjustieren musste. Und da Lindens Code zudem auch noch in alle Richtungen hin funktionierte, hatten Kulturkonsumenten bald die Chance, immer mehr vom Immergleichen zu entdecken, während auf Produzentenseite der künstlerische Erfolg oft zur Rechenaufgabe verkam. 

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Ernst-Günther Konrad | So., 12. Oktober 2025 - 09:56

Supermarktkassen, in die Kassiererinnen händig die Preise eintippten, Autos an denen man händig die Fenster bediente, Bankschalter, an denen Menschen standen, uns die Kontoauszüge gaben und das Geld auszahlten. Und als das und vieles andere abgeschafft wurde, man *modern* wurde, die Technik immer mehr unseren Alltag bestimmte und ganze Berufszweige verschwanden, weil nicht mehr Menschen, sondern Elektronik und jetzt KI unsere Aufgaben übernehmen. Viele fanden das klasse, weniger arbeiten, man hat es leichter, schneller, besser. Und jetzt? Großangriff auf die Menschheit mittels von Menschen entwickelten und gesteuerter KI, die wie lange noch sich steuern läßt? Nicht nur die Kunst wird verschwinden, weil künstlich erzeugte Bilder uns etwas vorgaukeln. Wir werden massiv mit KI gesteuert, gelenkt, bewusst und gewollt falsch informiert, überwacht und zu Sklaven dieser *Erfindung* gemacht. Matrix war einmal. KI ist am Kommen und wird das was Menschen ausmacht verdrängen und verfälschen.