Sülze
Hauptsache, es geliert: Sülze / dpa

Keine Lust auf üppige Ostergelage - Selbstgemachte Eisbeinsülze

Unserem Genusskolumnisten ist die Lust auf festliche Ostermenüs irgendwie vergangen. Ein profanes Gericht, das er aus seiner Kindheit und aus seiner Kiezkneipe kennt, ist in diesem Jahr seine Form der österlichen Besinnlichkeit: die Eisbeinsülze.

Autoreninfo

Rainer Balcerowiak ist Journalist und Autor und wohnt in Berlin. Im Februar 2017 erschien von ihm „Die Heuchelei von der Reform: Wie die Politik Meinungen macht, desinformiert und falsche Hoffnungen weckt (edition berolina). Er betreibt den Blog „Genuss ist Notwehr“.

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Irgendwie hat es mir die Lust auf große, festliche Gelage an den Osterfeiertagen verhagelt. Zwei Jahre vermieste die Corona-Pandemie die Stimmung, und jetzt sorgt ein brutaler Krieg quasi vor der Haustür für Entsetzen und Fassungslosigkeit. Die frohe Botschaft von der  Auferstehung nach Qualen und Tod wirkt seltsam fremd, und der christliche Glaube kann mich nicht trösten und stärken, da ich ihm nicht folge.

Zeit für Profanes, auch auf dem Teller. Wenn ich durch mein Moabiter Wohnviertel streife, erinnere ich mich manchmal mit Wehmut an die Eisbeinsülze im „Stammtisch“.  Nach gelegentlichen, sehr geselligen winterlichen Eisbeingelagen, denen ich aus Verträglichkeitsgründen eher selten beiwohnte, pflegte die Wirtin aus der Eisbeinbrühe und einigen überzähligen Eisbeinen eine Sülze zu machen. Die wurde dann mit Bratkartoffeln serviert und an Stammgäste auch in kleinen Plastikschalen für ganz kleines Geld außer Haus verkauft. Doch das ist leider längst Geschichte. Immerhin: Diese gemütliche, alteingesessene  Kiezkneipe gibt es immer noch – aber ohne Sülze

Es geht auch ohne Gelatine

Hausgemachte Sülze als eine Art Resteverwertung kannte ich auch aus meiner Kindheit. Doch inzwischen scheint diese früher weit verbreitete kulinarische Kulturtechnik außer in einigen ländlichen Regionen weitgehend verschwunden zu sein. Und was in Supermärkten und Discountern im Glas und leider auch an den meisten Wursttheken heutzutage als Sülze angeboten wird, ist nur ein müder Abklatsch der klassischen Hausmachersülze. Die Verwendung von industriell gefertigter, absolut geschmackloser Gelatine als Geliermittel machen die Endprodukte stinklangweilig. Meistens sind sie auch viel zu sehr von allerlei stark gesäuerten und gesüßten Zutaten geprägt, vor allem eingelegte Paprika, Tomatenstreifen oder gar Perlzwiebeln. Alles VERBOTEN, sagt die Geschmackspolizei.

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ingo Frank | Sa., 16. April 2022 - 14:14

Tisch und zwar als „Schüsselsülze“ mit Zwiebelringen und einer aufgeschnittenen Salzgurke & Bratkartoffeln.
Im übrigen bei Selbstherstellung lassen wir alles Grünzeug weg, Kopf, Eis od. Spitzbein alles OK. 1/3 Schwarte durch feine Scheibe am Fleischwolf Durchlassen.Multiboy geht auch. Auf die angegebene Masse noch etwa 250 g Gehacktes v. Schwein mit P&S, knobi Kümmel und einem Schüß Korn gewürzt. Fein +
Grob- gekochte Teile schneiden, mit dem Hack gut durchmengen, mit Pfeffer und Salz und Kümmel nach Geschmack würzen. Masse so heiß wie möglich verarbeiten, In Auflaufform und erkalten lassen. Wer möchte kann die Sülze in der Auflaufform auch backen. Da wird die Oberfläche leicht kross. Schmeckt auch sehr gut.
Sollte jemand mal in UH Kreis, Kreis Gotha urlauben, lohnt sich die Frage nach Schüsselzülze beim privaten Mezker. Gibts auch in der Blase und geräuchert. Auch trefflich zum Genießen. dazu Bauernbrot und Salzgurke.
Mit freundlichen Grüßen aus der Erfurter Republik

gabriele bondzio | Mo., 18. April 2022 - 08:25

Hausgemachte Sülze nach "Omas Rezept", was ihrem Herr Balcerowiak, sehr nahe kommt.
Gehört schon (siehe Oma) seit Jahrzehnten zum Speiseplan in der Familie. Die Spitzbeine garantieren auf jeden Fall den Geliervorgang.

Dazu Bratkartoffel und einen Salat, fertig ist ein wohlschmeckendes Mittagessen. Oder auch am Abend mit Brot gegessen.

Die Sülze hält sich ja, bei kühler Lagerung, ein paar Tage. Und ich mache daher immer gleich eine größere Schüssel.