
- Wer ist schuld an den jüngsten Eskalationen im Israel-Palästina-Konflikt?
Was ist Gerechtigkeit? Und wer darf Schuld zuweisen? Mit Karl Jaspers’ Schuldbegriffen lässt sich das moralische Chaos um den 7. Oktober 2023 und die Reaktionen darauf klarer begreifen.
Am 7. Oktober 2023 überfielen Mitglieder der Terrororganisation Hamas israelische Zivilisten in ihren Wohnungen und bei einem Konzert, um Männer, Frauen und Kinder abzuschlachten sowie 251 Geiseln zu nehmen. Seither wird – von Emmanuel Macron über den Eurovision-Song-Contest-Sieger JJ bis Greta Thunberg – immer wieder versucht, Israel in einer beispiellosen Form der Täter-Opfer-Umkehr als schuldige Partei für alle nachfolgenden Eskalationen darzustellen.
Was nie fehlen darf in den Vorwürfen, die gegen Israel erhoben werden: das Thema Gerechtigkeit. Nehmen wir das einmal für bare Münze, gehen davon aus, den Kritikern gehe es wirklich um Gerechtigkeit. Dann wäre diese eine Frage der fairen Schuldverteilung zwischen Israel und den Palästinensern. Wie steht es damit? Ein hochwertiges Modell, um diese Frage zu beantworten, liefert der Philosoph Karl Jaspers.
Objektivität des Wissbaren und Denkbaren
Jaspers sah sich 1945 mit der Schuldfrage Deutschlands konfrontiert und schrieb: „Fast die gesamte Welt erhebt Anklage gegen Deutschland und die Deutschen.“ Das gleiche geschieht heute – gegen Israel oder die Palästinenser. Ich sage ausdrücklich: gegen die Palästinenser, nicht nur: gegen die Hamas, so wie es 1945 auch nicht nur um „die NSDAP und ihre Organisationen“ ging, sondern um „die Deutschen“. Und wie bereits 1945 wird die Schuldfrage „erörtert mit Empörung, mit Grauen, mit Hass, mit Verachtung“.
Jaspers hat richtig erkannt, dass wir uns in solchen Fragen nicht von Gefühlen allein leiten lassen dürfen. Er stellt fest: „Sich auf Gefühle zu berufen ist die Naivität, die der Objektivität des Wissbaren und Denkbaren ausweicht.“ Jaspers unterscheidet vier Schuldbegriffe, die sich auch auf die aktuelle Lage anwenden lassen. Sie sollten unsere Gefühle läutern, ehe wir für die eine oder andere Seite eintreten, und zwar:
- Kriminelle Schuld: „Verbrechen“, also eine Reihe von „nachweisbaren Handlungen, die gegen eindeutige Gesetze verstoßen“. Die richtende Instanz ist hier das Gericht mit seinem rechtsstaatlichen Verfahren.
- Politische Schuld: Das ist die Schuld der Bürger, die die Handlungen ihrer Staatsoberhäupter als Teil dieses Staates zwangsläufig mittragen. „Es ist eines jedes Menschen Mitverantwortung, wie er regiert wird.“ Die richtende Instanz hier ist „die Gewalt und der Wille des Siegers“. Naturrecht und Völkerrecht sowie politische Weitsicht sollen dabei etwaiger Willkür Grenzen setzen.
- Moralische Schuld: Jeder Einzelne ist moralisch verantwortlich für jede seine Handlungen, „auch für politische und militärische. Niemals gilt schlechthin ‚Befehl ist Befehl’“. Die Instanz ist das eigene Gewissen und die Kommunikation mit dem aufrichtig „an meiner Seele interessierten Mitmenschen“.
- Metaphyische Schuld: Durch die „Solidarität zwischen Menschen als Menschen“ sind wir als Zeitgenossen „für alles Unrecht … in der Welt, insbesondere für Verbrechen“, die zu unseren Lebzeiten und mit unserem Wissen geschehen, mitverantwortlich. „Wenn ich nicht tue, was ich kann, um sie zu verhindern, so bin ich mitschuldig. Wenn ich mein Leben nicht eingesetzt habe zur Verhinderung der Ermordung anderer, sondern dabeigestanden bin, fühle ich mich auf eine Weise schuldig, die juristisch, politisch und moralisch nicht angemessen begreiflich ist. Dass ich noch lebe, wenn solches geschehen ist, legt sich als untilgbare Schuld auf mich.“ Es ist die Schuld, von der Solomon Burke über die Sklaverei singt: „None of us are free, [if] one of us are chained. None of us are free. … If you don't say it's wrong then that says it right.“ Die einzige Instanz, die uns in dieser Frage richten kann, ist für Jaspers: Gott.
Wer sich öffentlich zum Angriff auf Israel äußert, muss sich zunächst klar machen: Weder krakeelende Mobs, noch „Aktivisten“, noch Influencer sind in irgendeiner Weise als richtende Instanz berufen – auch nicht im Bereich moralischer oder metaphysischer Schuld. Sie haben nichts zu entscheiden. Denn sie sind keine Gerichte, kein politischer Sieger in diesem Kampf, und nicht Gott. Und eines sind sie ganz sicher nicht: an der Seele des Anderen interessierte Mitmenschen. Um die Schuldfrage zu klären, müssen die Kategorien der Schuld auf die Akteure des 7. Oktober 2023 und der Folgewochen angewendet werden.
Kriminelle Schuld
Beantwortet man diese Frage auf Basis nationaler Gesetze, fällt die Antwort sehr unterschiedlich aus. Im Gazastreifen gilt eine Mischung aus osmanischem Recht, britischem Mandatsrecht, jordanischem Recht, israelischen Vorschriften, Gesetzen und Willkür der Autonomiebehörde sowie der Scharia. Letztere ist entscheidend für überzeugte Muslime, da sie nach deren Ansicht über allem weltlichen Recht steht. Auf Basis der Scharia, z.B. nach Sure 9,5 und 9,29, stellt es kein Verbrechen, sondern ein Allah gefälliges Werk dar, jüdische Familien zu massakrieren.
Umgekehrt kann man alle Palästinenser, die im Rahmen israelischer Militäreinsetze umkommen, aus Sicht der Scharia als „Märtyrer auf dem Wege Allahs“ betrachten, auch wenn es sich um Frauen und Kinder handelt, die man an der Evakuierung aktiv gehindert hat, um Israel durch das Anprangern ihres Todes schaden zu können. Die Verwaltungsvorschriften der Hamas ergänzen diese religiöse Vorschrift durch hohe Märtyrerrenten an palästinensische Kollateralopfer und Hinterbliebene ihrer eigenen Selbstmordattentäter.
Geht man von israelischen Gesetzen aus, stellen die Taten der palästinensischen Angreifer vom 7. Oktober nicht nur den Tatbestand des Mordes, sondern des Genozids dar, denn die Angriffe richteten sich nicht gegen Individuen, sondern gegen eine ethnische, religiöse und nationale Gruppe. Das israelische Recht sieht für Mord eine lebenslange Haftstrafe vor; für Genozid die Todesstrafe. Israel betrachtet seine folgenden Kampfhandlungen als eine Militäroperation, die nicht dem Strafrecht unterliegt, sondern einen Akt der militärischen Verteidigung im Angriffsfall darstellt. Internationale Juristen unterstützen diese Sichtweise.
Regeln militärisch ehrenvollen Umgangs wie die Vorwarnung der Bevölkerung vor Angriffen und die Bemühung, Kriegsgefangene gut zu behandeln, finden sich derweil ausschließlich auf israelischer Seite, während die Hamas gezielt Zivilisten bei militärischen Einrichtungen platziert und an der Evakuation hindert. Auch hält die Hamas nicht Kriegsgefangene fest, sondern Geiseln, die misshandelt und in vielen Fällen zu Tode gequält werden.
Politische Schuld
„Es ist eines jedes Menschen Mitverantwortung, wie er regiert wird.“ Die Bevölkerung im Gazastreifen hat 2005 Mahmud Abbas zu ihrem Präsidenten gewählt und 2006 Hamas und Fatah mit 74 bzw. 45 von 132 Parlamentssitzen zu ihren Volksvertretern. Beide Parteien vertreten ausdrücklich die Vernichtung Israels als Ziel. Die Hamas strebt dieses Ziel explizit unter Einsatz von Selbstmordattentaten an, weshalb sie von der EU, den USA und anderen Staaten als Terrororganisation eingestuft wird. Das palästinensische Volk hat sich also ganz bewusst eine Regierung gewählt, die Mord als politisches Mittel begreift und die Vernichtung des Nachbarvolkes anstrebt.
Wie kann man in Deutschland die Wähler der wesentlich weniger aggressiven AfD anprangern, verachten und als Schadbären der Demokratie betrachten, aber zugleich die Augen davor verschließen, dass die palästinensischen Wähler in vollem Bewusstsein eine Partei gewählt haben, die ihre Vernichtungsabsichten offen zur Schau trägt? Wenn schuldig ist, wer 1933 die NSDAP gewählt hat, obwohl diese den Wähler über ihre antisemitischen Vernichtungspläne im Dunkeln ließ, dann ist noch viel schuldiger, wer im 21. Jahrhundert die Hamas wählt, die ihren Vernichtungswillen ganz offen kundtut. Über 90 Prozent der palästinensischen Wähler sind daher im politischen Sinne mitschuldig an den völkerrechtswidrigen Morden vom 7. Oktober.
Siegt Israel nun, ist eine Zerschlagung jeglicher der Hamas und Fatah zugrundeliegenden Finanz- und Organisationstrukturen vollkommen legitimes Mittel des Siegers. Ganz so, wie es 1945 legitim war, Deutschland zu schleifen. Das israelische Volk hingegen muss sich im Hinblick auf die israelische Regierung keine Vorwürfe machen: Die Politik aus der Knesset wird von der israelischen Bevölkerung lebendig kritisiert, demokratisch gestaltet und überwacht.
Moralische Schuld
Jaspers gesteht die Betrachtung der moralischen Schuld nur denjenigen Tätern zu, die wenigstens Ansätze von Selbstkritik zeigen:
„Hitler und seine Komplizen, diese kleine Minorität von Zehntausenden, stehen außerhalb der moralischen Schuld, solange sie sie überhaupt nicht spüren. Sie scheinen unfähig der Reue und der Verwandlung. … Solchen Menschen gegenüber bleibt nur die Gewalt, weil sie selber nur durch Gewalt leben. Die moralische Schuld besteht aber bei allen, die dem Gewissen und der Reue Raum geben. Moralisch schuldig sind die Sühnefähigen.“
Hört man die Reden vieler muslimischer Machthaber nach dem 7. Oktober, betrachtet man die Befehle der Hamas-Obersten und ihrer Gefolgsleute, dann gilt auch für sie, was Jaspers über Hitler und seine Komplizen sagte. Über die einzelnen Terroristen und Mörder können wir uns kein Urteil erlauben; viele von ihnen mögen verblendet sein durch ihre Religion, andere mögen fähig und willens zur Reue sein – was aber zwangsläufig bedeuten muss, den entsprechenden Lehren des Islam abzuschwören. Wer aus Hass und Verachtung Kindern den Kopf abschneidet, Menschen aus dem Hinterhalt ermordet, Leichen schändet, Angehörige demütigt, trägt schwerste moralische Schuld.
Keiner dieser Angreifer kann sich darauf berufen, nur unter Befehl gehandelt zu haben. Es wäre ehrenwerter, zum Schutz des Lebens wehrloser Anderer zu sterben und entsprechende Befehle zu verweigern, als sich vermeintliche Ehre durch die Ermordung von Nicht-Muslimen verdienen zu wollen. Alle, die johlen und hämisch grinsen, wenn misshandelte israelische Geiseln mit chauvinistischem Getöse übergeben werden, alle, die für solche Veranstaltungen Bühnen aufbauen, Lautsprecher verkabeln und Transparente bedrucken, machen sich genauso schuldig wie feixende deutsche Untertanen es in ähnlichen Situationen taten.
Weniger eindeutig ist die Schuld der vielen, die Mitwisser waren und das System der palästinensischen Verwaltungseinheit stützen, deren erklärtes Ziel die Vernichtung Israels ist. Es ist durchaus vergleichbar mit dem Verhältnis der Deutschen zur NSDAP. Jaspers nennt u.a. das „Leben in der Maske“ als Form moralischer Schuld. Man zeigt den Hitlergruß – oder hängt Hamas-Flaggen auf –, um dazuzugehören und behauptet später, man sei unschuldig, da man persönlich ja niemanden umgebracht habe.
Ebenso kritisiert Jaspers alle, die versuchen, der Herrschaft der Bösen etwas Gutes abzugewinnen. Es sei ja nicht alles schlecht, man müsse die positiven Aspekte anerkennen, dürfe nicht so einseitig urteilen. Gerade hierdurch, findet Jaspers, „wurden auch bis dahin nahe Freunde einander fremd, man konnte mit ihnen nicht mehr offen reden“. Hieran hat sich nichts geändert: Wer sich klar positioniert, mit dem kann man streiten. Wer in vermeintlicher Ausgewogenheit den, der sich klar positioniert, als „zu extrem“ oder „einseitig und radikal“ verunglimpft, mit dem lässt sich nur schwer reden, da er eines nicht anerkennt: „Erkenne ich das böse Prinzip, so ist alles schlecht, und die scheinbar guten Folgen sind selber nicht das, was sie zu sein scheinen.“ Manchmal kann „nur das radikale Entweder-Oder“ wahr sein.
Eine weitere Gruppe gab sich der Selbsttäuschung hin, „die Partei würde wieder verschwinden, spätestens mit dem Tod des Führers. Jetzt müsse man dabei sein, um von innen heraus die Sache zum Guten zu wenden“. Es gibt viele, die solchen bequemen Illusionen unterliegen, welche ihnen ein sattes und unbehelligtes Mitläufertum ermöglichen. Jaspers Antwort an sie ist eindeutig und trifft auch heute alle, die glauben, die palästinensische Seite unterstützen zu müssen:
„Ihr täuscht Euch. Man lässt Euch Narrenfreiheit unter der Bedingung jederzeitigen Gehorsams. Ihr schweigt und gebt nach. Euer Kampf ist ein Schein, der der Führung erwünscht ist. Ihr tragt nur bei zum Grab deutschen Geistes.“
Jaspers erkennt dennoch das Bedürfnis Verfolgter an, sich zu verstecken, statt sich in einen sinnlosen Tod zu stürzen. Aber „im Sichfügen der Ohnmacht blieb immer ein Spielraum zwar nicht gefahrloser, aber mit Vorsicht doch wirksamer Aktivität“. Jaspers spricht von der „Phantasielosigkeit des Herzens“ und der inneren „Unbetroffenheit von dem gesehenen Unheil“. In diesem Sinne sind jegliche phantasievollen Aktionen zugunsten der israelischen Opfer notwendig und gut. Egal, ob jemand sich in Berlin schützend vor einen Kippa-Träger stellt, an seinem Haus eine Israel-Fahne hisst oder am Stammtisch israelfeindlichen Parolen widerspricht: Die Möglichkeiten sind unendlich, und „jeder von uns hat schuld, sofern er untätig blieb“.
Als „aufwühlender“ betrachtet Jaspers ein „falsches Gewissen“: die jähe Erkenntnis, dass man wirklich geglaubt hat, einem edlen Ziel zu dienen, das sich nun als verdorben und falsch offenbart. Hiermit ist nicht soldatische Kameradschaft gemeint, die Jaspers ausdrücklich als wertvoll betrachtet. „Aber die soldatische Bewährung darf nicht identifiziert werden mit der Sache, für die gekämpft wurde. Soldatische Bewährung macht nicht schuldfrei für alles andere.“
Dieser Punkt klärt auch die Frage an die Gegenseite: Trifft die israelischen Soldaten moralische Schuld? Nein. Das Anliegen Israels, auf dem die Einsätze im Gazastreifen sowie im Libanon seit Oktober 2023 gründen, ist ein legitimes; diese Soldaten machen sich nicht des Dienstes an einem „bösen Ziel“ schuldig. Ihr Zusammenhalt ist an sich wertvoll. Solange nicht der Einzelne im Einsatz über seine militärischen Verpflichtungen hinausgehende Verbrechen begeht, trifft ihn keine moralische Schuld. Moralische Schuld kann man auf israelischer Seite verorten bei den Politikern Itamar Ben-Gvir und Bezalel Smotrich und ihren Anhängern, die sogar Alain Finkielkraut als „hemmungslose Fanatiker und widerwärtigen Rassisten“ bezeichnen. Sie repräsentieren aber nicht das Volk Israel oder den israelischen Staat, sondern sind innerhalb dessen kritikwürdige Akteure.
Metaphysische Schuld
Wie bereits erwähnt, besteht auf der moralischen Ebene „keine Forderung, das Leben [z.B. im Widerstand] zu opfern bei sicherem Wissen, dass damit nichts erreicht wird“. Aber auf der Ebene metaphysischer Schuld empfinden bedachte Menschen dennoch anders:
„Metaphysische Schuld ist der Mangel an der absoluten Solidarität mit dem Menschen als Menschen. … Diese Solidarität ist verletzt, wenn ich dabei bin, wo Unrecht und Verbrechen geschehen. … Wenn es geschieht und wenn ich dabei war und wenn ich überlebe, wo der andere getötet wird, so ist in mir eine Stimme, durch die ich weiß: dass ich noch lebe, ist meine Schuld.“
Man versteht vor diesem Hintergrund das Bedürfnis, mit den Frauen und Kindern Mitleid zu empfinden, die von der palästinensischen Führung gezielt im Kampfgebiet positioniert werden und unbeabsichtigt, aber eben doch real während israelischer Verteidigungshandlungen sterben. Wer Gedenken für die Opfer beider Seiten fordert und damit wirklich nur dies meint, das Schuldgefühl, dass er im sicheren Deutschland sitzen kann, während die palästinensische Führung ihre eigenen Zivilisten missbraucht, dem seien seine Mahnwachen gegönnt.
Vor allen Dingen aber trifft diese metaphysische Schuld im Moment alle, die mit den Schultern zucken und „Ja, aber …“ sagen angesichts der unmenschlichen Grausamkeiten, die palästinensische Terroristen verübt haben:
„Als im November 1938 die Synagogen brannten und zum erstenmal Juden deportiert wurden, war angesichts dieser Verbrechen zwar vor allem moralische und politische Schuld. Beide Weisen der Schuld lagen bei denen, die noch Macht hatten. Die Generale standen dabei. In jeder Stadt konnte der Kommandant eingreifen, wenn Verbrechen geschahen. Denn der Soldat ist zum Schutze aller da, wenn Verbrechen in einem Umfang geschehen, dass die Polizei sie nicht verhindern kann oder versagt. Sie taten nichts. … Es ging sie nichts an. … Unter unserer Bevölkerung waren wohl viele empört, viele tief ergriffen von einem Entsetzen, in dem die Ahnung kommenden Unheils lag. Aber noch mehr setzten ohne Störung ihre Tätigkeit fort, ihre Geselligkeit und ihre Vergnügungen, als ob nichts geschehen sei. Das ist moralische Schuld.“
Also frage ich Sie, liebe Leser: Was antworten Sie, wenn es an Ihrem virtuellen Stammtisch heißt: „Streamt nichts von Juden?“
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Haben und noch dazu hunderte von Geiseln genommen haben von denen nicht nur wenigenöffentlich gedemütigt wurden sondern auch noch vergewaltigt, misshandelt und dann noch umgebracht wurden !
Das Israel den Gazastreifen „platt“ macht, ich kann’s verstehen und akzeptiere das. Nicht zuletzt aus deutsche Verantwortung heraus.
Wer diese Einschätzung nicht teilt, sollte die Festung Massada am Toten Meer besuchen und sich mit deren Geschichte beschäftigen ……
Mit besten Grüßen aus der Erfurter Republik
Wie ist es aber mit der Schuld der Medien? Durch die Bank wurde die arabische Sichtweise publiziert. Schon lange vor dem Massaker 2023 gab es es aus Gaza Angriffe mit Raketen und verbrennen der Felder mit den sog. Feuerdrachen, die südisraelischen Städte können ein Lied davon singen. Stilblüten unser Qualitätspresse wie": Israel droht mit Selbstverteidigung "sprechen Bände. Der Hamas ist der moralische Gewinn des Krieges und die öffentliche Kompromittierung Israels durch die Macht der Bilder gelungen. Der Verlust von namhaften Teilen der Bevölkerung ist Teil der Strategie. Sinwar lacht noch im Jenseits. Mission erfüllt !
1. Niemand ist schuld.
Die Evolution hat manche Lebewesen, auch Menschen, mit einem Organ "Gehirn" ausgestattet. Und jedes Gehirn spielt so, wie es halt spielt. Jederzeit.
Egal, ob wir es erklären können oder nicht.
Es gibt keine Instanz, die das Wirken des Gehirns kontrolliert. "Schuld" greift ins Leere.
2. "Schuld" ist eine Gruppenerfindung.
Bei lernfähigen Lebewesen ist die Wirkungsweise des Gehirns beeinflussbar.
Das Symbol der Schuldzuweisung ist die geballte Faust. Böse.
In der Regel hinterlässt das Wirkung.
Ob es nun wirkt oder nicht, es ändert nichts an der Gültigkeit von Punkt 1.
3. Ist nun "Schuldzuweisung" und "Schuldübernahme" gut oder schlecht?
Was gut oder schlecht ist, ist (weithin)auch eine Gruppenerfindung. Das macht die (wandelbare) Kultur einer Gruppe aus.
Beispiel: vor 70 Jahren war hierzulande Selbstbefriedigung ein Tabu - böse.
Heute nicht mehr. times are changin' - Schuld ändert sich.
während man die Realität kurz und knapp zusammenfassen kann:
Wer ist schuldig? Alle! (mit jeweils individueller Abstufung)
Und was folgt daraus? Nix! – weil durch Schulddebatten kein Problem gelöst und kein weiterer Toter verhindert wird.
P.S.: Der heuchlerisch-durchsichtige Versuch einer Weißwaschung der Kriegführung, Politik und Gesellschaft Israels offenbart eine ganz eigene Art von Zynismus – vielleicht sollte die Autorin insofern mal lieber über ihre eigene "Schuld" nachdenken. Der Sache näher kommen diesbzgl. jedenfalls die schonungslosen Analysen des Historikers und Ex-Soldaten Omer Bartov: https://www.zeit.de/2025/25/omer-bartov-benjamin-netanjahu-nahostkonfli….
Schuld ist entweder ein subjektives Kriterium oder ein Juristisches. Als Subjektives Kriterium unterliegt es der Willkür, als juristischen Kriterium der Politik. Das Subjektive Kriterium verweist auf das Wir, einjer wie immer gearteten Gruppe deren >Interessen und Handlungen in der Regel gut und vernünftig sind, währen die Interessen und Handlungen der anderen, die dem entgegen stehen grundsätzlich böse und irrational sind. Im juristischem Kontext hängt es besonders nach Kriegen vom Sieg ab, der Verfügungsgewalt über die militärischen Mittel um den eigenen Willen durchzusetzen. Machen wir uns nichts vor, jede Macht basiert auf Gewalt, genau wie jede Moral auf soziale Kontexte und der Zuordnung einzelner zu denselben. Insofern gibt es - allein schon aus ontologischer Erkenntnis - keine objektive Instanz, die zwischen Schuld und Unschuld verbindlich unterscheiden kann, ohne die militärische Gewalt im Rücken.
Hat es eine Bedeutung, dass der Stern nicht mittig zwischen den beiden blauen liegt?
Kann es sein, dass die gelbe Ergänzung des Sterns auf dieser Flagge das Zeichen einer Aids-Hilfe-Organisation ist?
Es ist mir auch aufgefallen, dass Netanyaho fast immer ein ähnliche "Schlaufe" am Revers zu tragen scheint.
Ist das Zufall oder hat beides irgendeine Bedeutung? Oder trügen mich meine Sinne?
Nix für ungut!
Schuld und Unschuld im Nahen Osten beginnen nicht am 07.10.2023. Es ist eine lange Geschichte von Verletzungen, Leid, Kampf, Vertreibung, Krieg. In diesem andauernden Konflikt haben alle ihre Unschuld verloren.