Schüler
Schüler im März 2025 / picture alliance / SvenSimon | Frank Hoermann/SVEN SIMON

IQB-Bildungstrend 2024 - Für Eltern von Schülern gilt die Devise: Rette sich wer kann!

Die IQB-Studie offenbart den Niedergang der Kompetenzen von Schülern im Einwanderungsland Deutschland. Die Reaktion von Bildungspolitikern ist verdeckter Fatalismus: Eltern müssen sich selbst kümmern. Und die mit nicht nur „kulturellem Kapital“ tun das auch längst.

Ferdinand Knauß

Autoreninfo

Ferdinand Knauß ist Cicero-Redakteur. Sein Buch „Merkel am Ende. Warum die Methode Angela Merkels nicht mehr in unsere Zeit passt“ ist 2018 im FinanzBuch Verlag erschienen.

 

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Die Reaktionen auf die Ergebnisse des aktuellen IQB-Bildungstrends waren vorhersehbar und ähneln denen nach jüngeren PISA-Ergebnissen. Bundesbildungsministerin Karin Prien fordert eine „Kraftanstrengung“. Und ihre Kollegin Dorothee Feller in Düsseldorf sagt: „Wir müssen unsere Schulen stärken und unsere Lehrkräfte besser unterstützen.“

Als ob „wir“ (wer auch immer da konkret sein soll) uns bisher nicht angestrengt hätten und nun alle einfach mal in die Hände spucken müssten! Eigentlich sind solche Reaktionen Belege der Ratlosigkeit und des Fatalismus. Es geht halt bergab, aber wir tun so, als ob wir uns dagegen stemmen.

Die Studienergebnisse des Instituts zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen sind erschütternd, indem sie einen umfassenden Niedergang der Kompetenzen bei Neuntklässlern in den Fächern Mathematik und Naturwissenschaften in allen Bundesländern dokumentieren. Und das, nachdem andere Studien bereits schlechtere Lese- und Rechenkompetenzen in der Grundschule und zurückgehende Deutsch-Leistungen in der weiterführenden Schule zeigten. Anders gesagt: Es gibt kein Trostpflaster und kaum einen Hoffnungsschimmer.

Das Interesse an mathematisch-naturwissenschaftlichen Fächern nimmt ab

Zentrale Befunde:

  • Die Leistungen haben sich durchweg verschlechtert, unabhängig vom sozialen und familiären Hintergrund. Nicht nur leistungschwächere Schüler sind betroffen, sondern auch Gymnasiasten.
  • Im Schnitt ist seit der letzten IQB-Erhebung 2018 der Lernfortschritt eines kompletten Schuljahres verloren gegangen.
  • Neun Prozent der Getesteten erreichen in Mathematik nicht einmal die Mindeststandards für den ersten Schulabschluss (Hauptschulabschluss).
  • Von denjenigen, die einen Mittleren Schulabschluss (Realschulabschluss) anstreben, scheitern 25 Prozent an den Mindestanforderungen im Fach Chemie, 16 in Physik und 10 Prozent in Biologie.
  • Das Interesse der getesteten Schüler an den mathematisch-naturwissenschaftlichen Fächern nimmt ab.

Die Erklärungen der nordrhein-westfälischen Schulministerin Feller: „Die Corona-Pandemie mit monatelangen Schulschließungen – in Summe fast ein ganzes Schuljahr – hat ihre Spuren hinterlassen, Krisen und Kriege in aller Welt belasten unsere Schülerinnen und Schüler, die Integration neu zugewanderter Kinder und Jugendlicher ist und bleibt eine Herausforderung für unsere Schulen, aber auch Erlebnisse in Social Media und ein zu hoher Medienkonsum haben Einfluss auf die Entwicklung junger Menschen. Diese gesellschaftlichen Veränderungen verlangen unseren Schulen viel ab.“

An all dem ist natürlich etwas dran. Wobei die „Krisen und Kriege in aller Welt“ den Lernerfolg von Kindern wohl eher peripher beeinflussen dürften. Neuntklässler hören in der Regel nicht deswegen auf, für die nächste Mathe-Arbeit zu pauken, weil sie gerade durch die Nachrichten aus der Ukraine erschütternd sind – es sei denn, ihr Vater steht dort an der Front. Deutlich relevanter dürfte der exzessive „Medienkonsum“ auf dem omnipräsenten Smartphone sein. 

Die verheerende Wirkung des TikTok-Blödsinns und nervös machender Spielchen wird immer offenkundiger. Allerdings betrifft sie auch längst sehr viele Eltern, die der Sucht kaum weniger erlegen sind als ihre Kinder. Für einen Zeitreisenden aus der jüngeren Vergangenheit würden die kollektiv auf ihre Bildschirmchen starrenden und darauf herumwischenden Kinder und Erwachsenen, die heute den öffentlichen Raum bevölkern, wie ein Heer von Zombies wirken. 

Viel zu spät ist das Bewusstsein der intellektuellen und mentalen Schädlichkeit ungebremsten Konsums elektronischer Zerstreuung zu einem bildungspolitischen Thema geworden. Viel zu spät reagieren viele Schulen nun mit Handy-Verboten.

Der wichtigste Grund für den Niedergang des Bildungsniveaus ist aber das, was die Studienautoren als „zuwanderungsbezogene Disparitäten“ bezeichnen. Die Wortwurzel „zuwander-“ kommt auf den 497 Seiten der Studie 536-mal vor. Man kann es nicht mehr bezweifeln: Die Zuwanderung und zwar vor allem aus Ländern mit deutlich schwächeren Bildungssystemen und – vermutlich noch wichtiger – von Menschen mit vergleichsweise geringem „kulturellem Kapital“ (wie es die IQB-Autoren nennen) ist der entscheidende Faktor.  

Die erste Lehre aus dieser und den anderen Studien muss deshalb lauten: Die jahrzehntelang von Politikern und Meinungsmachern verbreiteten Hoffnungen und Versprechen, dass Zuwanderung für neue nicht nur demographische, sondern ökonomische Impulse in unserer innovationsgetriebenen und auf wissenschaftlichen Kompetenzen beruhenden Innovationswirtschaft sorgen würde, müssen endlich und endgültig begraben werden. Das Gegenteil ist der Fall. Die real stattgefundene Zuwanderung hat Deutschland nicht reicher und stärker gemacht, sondern nachhaltig überfordert. 

Eltern müssen sich selbst kümmern

Prien hat recht, wenn sie die Studienergebnisse ein „Warnsignal, und zwar für unsere Gesellschaft insgesamt“ nennt und feststellt: „Die Schulen allein werden diese großen Herausforderungen nicht mehr lösen können.“ Die Botschaft, die in diesen Worten codiert steckt, richtet sich eigentlich an die Eltern: Ihr müsst euch selbst um die Bildung eures Nachwuchses kümmern, denn der Staat ist überfordert.

Und bildungsbewusste Eltern tun das auch immer mehr. Unter einem Schleier des Schweigens oder allenfalls codierten Sprechens über die politisch-gesellschaftlichen Hintergründe ist die Sorge um eine Schule, in der die eigenen Kinder noch einigermaßen verlässlich die wichtigsten Bildungsziele erreichen können, ein zentrales Thema in allen Familien mit „kulturellem Kapital“. Das entscheidende Kriterium bei der Wahl der Schule – auch bereits der Grundschule – ist für diese längst ein möglichst geringer Anteil an Zuwandererkindern. 

Wer nicht nur kulturelles, sondern auch finanzielles Kapital hat, schickt seinen Nachwuchs auf teure Privatinternate, wo dieser Anteil garantiert gleich null ist. Wer seine Kinder nicht fortschicken will und weniger Geld hat, wählt gerne katholische Privatschulen, wo der Anteil minimal ist. Die boomen daher in jüngerer Zeit ganz ohne jegliches Revival katholischer Frömmigkeit. Und jeder Vater und jede Mutter weiß längst, welche Schulen in der eigenen Stadt in Frage kommen, und um welche man einen großen Bogen macht.

Dieses Verhalten verschärft natürlich umgekehrt die Tendenz zur Entstehung von „Brennpunktschulen“, die längst nicht mehr nur punktuell zu finden sind. An denen kämpfen Lehrerinnen (und wenige männliche Kollegen) um bescheidenste Bildungserfolge in Klassen, die fast ausschließlich aus Kindern nahöstlicher oder afrikanischer Herkunft bestehen und in deren Familien es oft nur ein einziges Buch gibt. Mit den im IQB-Bildungstrend abgefragten Kompetenzen hat der Schulalltag dort kaum noch etwas zu tun. 

Nun kann man sich denken, was das alles für die mittelfristigen Aussichten der Exportnation Deutschland bedeutet, deren Wohlstand bekanntlich allein auf den intellektuellen Fähigkeiten seiner Bevölkerung beruht. 

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Volker Peters | Fr., 17. Oktober 2025 - 15:48

Mein 13-jähriger Neffe geht auf eines der (ehemals) besten Gymnasien meiner Stadt. Als ich vor 40 Jahren auf die gleiche Schule ging, war die Ausländerquote in meiner Klasse =0. Jetzt liegt sie in seiner Klasse bei satten 80% (ja, es sind alles Kinder aus dem arabischen Raum plus 2-3 Ukrainer). Meine Schwester und ihr Mann überlegen, meinen Neffen aufs Internat zu schicken; Geld ist da. Mein Schwager wählt Grün. Noch Fragen?

Straub Klaus Dieter | Fr., 17. Oktober 2025 - 18:02

Antwort auf von Volker Peters

In welchem Norddeutschen oder Westdeutschen oder in Berlin wohnen Sie. Vielleicht bin auch nur ein bisschen Voreingenommen, aber hier im Norden von Bayern kenne ich das nicht. Aber auch hier sinkt das Niveau. Wenn man mit Lehrern allein ist, sagen sie plötzlich die Wahrheit und die ist ganz anders als uns weiss gemacht wird! Niveau eines Migrant aus den bekannten Ländern, zum größten Teil unterirdisch!

Stefan | Fr., 17. Oktober 2025 - 15:58

Wer Geld hat schickt seine Kinder auf eine Privatschule.
Die beste Investition in die Zukunft.
Der Rest wird leider zu einer Art "Erkan und Stefan" falls jemand die Komiker noch kennt.

Dorothee Sehrt-Irrek | Fr., 17. Oktober 2025 - 16:23

ist der Anteil "migrantischer" Kinder, das heisst doch aber jetzt schon anders, jedenfalls gering?
Okay, die jetzige Einwanderung ist evtl. muslimisch dominiert oder aber ohne finanziellen Hintergrund?
Das sieht doch aber auf englischen Privatschulen ganz anders aus?
Die dürften doch schon lange international sein, weil England über Jahrhunderte Kolonialmacht war und müssen auch Stipendien an mittellose Kinder geben?
Weil ich das Internationale hoch einschätze, fast unabdingbar für ein Leben in einer globalisierten Welt, schmerzt mich zu lesen, dass die schulischen Bedingungen in Deutschland evtl. so sind, dass Internationalität als Niedergang empfunden wird oder gar empfunden werden muss?
Ich halte schon auch etwas von Anerkenntnis einer Lebensleistung, aber wenn fair verteilt, trage ich gerne dazu bei, dass mehr Geld für das Bildungssystem in Deutschland bereitsteht.
Katholische Privatschulen wären in meinen Augen keine Alternative für die Schulen des Lebens, ein Teil davon, okay...

Peter William | Fr., 17. Oktober 2025 - 16:40

im Grünen-Bashing, also weiter.

Diese No Border No Nations Fraktion, also insbesondere die grüne Jugend hat doch nur wenige Berührungspunkte zu den wirklichen Problemvierteln. Es sind diese "Weltverbesserer" die das Geld anderer Leute umverteilen, sie selbst haben vermutlich noch nie welches verdient und damit Medies schaffen aus denen sie wegziehen sobald sie erleben was sie angerichtet haben. Ob es um die laxe Drogenpolitik oder um Viertel geht in denen Frauen nicht mehr allein auf die Straße gehen aus Angst. Wacht endlich auf, das BullerBü ist abgebrannt.

Straub Klaus Dieter | Fr., 17. Oktober 2025 - 18:14

Nein ich bin nicht international, Mein Englisch hat Gutes B2 Niveau und meine Kenntnisse in Französisch, Italienisch, Griechisch reichen aus, dass ich dort überlebe.
Leistung wurde abgeschafft. Es lohnt sich nicht. Leistung der Schüler abrufen, bloß nicht. Die Elternversager trommeln. Das Bundesjugend Sportabzeichen wurde durch diese unfähige Ampel abgeschafft. Man will keine Verlierer.
Dass Problem sind ein Großteil der Migranten mit geringer oder besser gar keiner Bildung. Schon der Vergleich der Bundesländer zeigt doch die Wahrheit auf!
Kirchliche Schulen, ziehe ich, obwohl Laizist, jeder Schule in B, NRW, HB, HH, Shl vor.
Gruß aus dem Nummer 2 Land der Bildung. (Wird leider auch schlechter)
Nummer 1 „ SACHSEN“

Elisa Laubeth | Sa., 18. Oktober 2025 - 08:48

Es ist so, dass die ungeregelte Massenimmigration das Niveau negativ beeinflusst hat. Aber die Kinder aus oft analphabetischen Familien trafen schon auf ein dysfunktionales System. Ich habe mit drei Kindern leidvolle Erfahrung mit dem deutschen und sehr positive mit dem amerikanischen(allerdings in einer sehr wohlhabenden Gemeinde) gemacht. Die Grundschulen sind die methodischen Spielwiesen verhinderter, sog. Bildungsforscher in den überbesetzten Ministerien, auf der ständigen Suche nach Existenzberechtigung- auf Kosten der von dem pädagogischen Schnickschnack überforderten Kinder. In den weiterführenden Schulen wurde das Leistungsprinzip schon lange vor Corona ausgehöhlt. Die Curricula wurden zum Spielball der links geprägten Ministerialbürokratie.Es ist billig, Corona und Migration vorzuschieben. Der Niedergang hat eingesetzt als viele alt-68er in entscheidende Positionen gelangt sind und das Leistungsprinzip dem Mantra „Gerechtigkeit“ geopfert haben. Jetzt sind alle gleich dumm.

Ernst-Günther Konrad | Sa., 18. Oktober 2025 - 10:51

Wissen wir doch alle. Wird von uns im Forum schon seit Jahren geschrieben, Herr Werner mit seinen Artikeln zur Bildung hat uns immer wieder auf die chaotische Bildungspolitik hingewiesen, wir selber haben wie auch immer eigene oder Umfelderfahrungen. Und was nützt uns das? Herr Peters oben beschreibt es. Problem erkannt, Geld ist da, Kind einfach in Privatschule schicken und weiter Grün wählen. Aber mit der UNION ist es ja nicht besser. Noch Fragen Kienzle? Schönes Wochenende allen.