„Anwalt der Bösen“: Rechtsanwalt Kaplan (l.) und sein Mandant Stephan Ernst, der des Mordes an Walter Lübcke schuldig gesprochen wurde / dpa

Rechtsanwalt Mustafa Kaplan - „Ich hätte auch im Gefängnis landen können“

Der Kölner Rechtsanwalt Mustafa Kaplan hat unter anderem den türkischen Präsidenten Erdoğan in der Causa Jan Böhmermann vertreten und Stephan Ernst, der später wegen Mordes an Walter Lübcke verurteilt wurde. Jüngst ist sein Buch „Anwalt der Bösen“ erschienen. Im Interview spricht er über die Fetischisierung von Clan-Kriminellen, Pappnasen im Gerichtssaal und die Rolle des Verfassungsschutzes bei den NSU-Morden.

Autoreninfo

Ute Cohen ist Schriftstellerin und Journalistin.

So erreichen Sie Ute Cohen:

Mustafa Kaplan, geboren in Antakya (Türkei), arbeitet seit vielen Jahren als Rechtsanwalt in Köln. Er trat in spektakulären Fällen auf – im NSU-Prozess, in islamistischen Terrorverfahren und als Rechtsbeistand des türkischen Präsidenten Erdoğan. Jüngst ist im Piper-Verlag sein Buch „Anwalt der Bösen: Lübckes Todesschütze und Erdoğan - warum ich Menschen vertrete, die keiner verteidigen will“ erschienen.

Herr Kaplan, derzeit findet eine merkwürdige Vergötterung und Fetischisierung von Tätern statt. Clan-Mitglieder werden wie Popstars angehimmelt. Wie erklären Sie sich diesen verbrecherischen Kultstatus?

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Gerhard Lenz | Mo., 1. August 2022 - 12:42

Da gibt es einen türkischstämmigen Anwalt, der sowohl den Diktator Erdogan als auch einen deutschen Neo-Nazi vertritt. Bemerkenswert.

Bemerkenswert auch die Reaktion der Forengemeinde, die sich doch ansonsten - bevorzugt bei Themen wie Corona oder Energiewende - förmlich überschlägt. Es gibt nämlich keine.

Aber irgendwie ist das Schweigen der sonst so Aufgeklärten ja nachvollziehbar: Anwalt mit Migrationshintergrund und Neonazi, also in der Übersetzung etlicher Ciceronen ein "Konservativer", passen einfach nicht zusammen. Was wohl sprachlos macht...

Wollen Sie wirklich wissen, was mich sprachlos macht?

Es ist mitnichten dieser Anwalt, der nichts anderes tut als andere Anwälte auch, die Karriere machen möchten: Möglichst spektakuläre Fälle übernehmen und sich damit einen Namen machen. Mit linker oder rechter Grundeinstellung hat das meist nichts zu tun. Da geht es ums Geschäft, das Herr Kaplan offensichtlich versteht.

Nein, was mich allmählich tatsächlich sprachlos macht, das sind Ihre Einseitigkeit, Häme und penetrante Aggressivität (= persönlichen Angriffe auf Mitforisten).
Diese Verbissenheit grenzt an eine Zwangsneurose.