
- Eine göttliche Mission gegen Frauen
Der Film „Holy Spider“ erzählt die wahre Geschichte einer iranischen Journalistin, die einem religiös motivierten Serienmörder gegen alle Widerstände des patriarchalen Systems auf der Spur ist. Ein psychologisch packender Thriller, der zu keinem besseren Zeitpunkt hätte in die Kinos kommen können.
Der Film „Holy Spider“, der eben in den Kinos angelaufen ist, beruht auf wahren Begebenheiten. Und ist, obwohl er Anfang des Jahrtausends spielt, hoch aktuell. Er gewährt mit seiner Geschichte des iranischen Serienmöders Saeed Hanaei einen tiefen Einblick in Irans patriarchales System. Auch Saeed verfolgt eine „göttliche Mission“ gegen „sittenlose Frauen“.
Dieser Film kommt zum richtigen Zeitpunkt. Der Tod Jina Mahsa Aminis, der die aktuelle iranische Revolutionsbewegung entfachte, war eigentlich nur der letzte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Seit über 40 Jahren instrumentalisiert die theokratische islamische Republik Irans Religion, um ein unterdrücktes, patriarchales und menschenverletzendes System durchzusetzen. Die Propaganda, die die gegenwärtigen Proteste zum „Krieg gegen Gott“ erklärt und damit die Todesurteile und Hinrichtungen legitimiert, deckt sich mit den Motiven des Serienmörders Saeed Hanaei. Und so gelingt es dem Film, am Beispiel Saeeds die fatale psychologische Auswirkung einer religiös überhöhten Propaganda aufzuzeigen. Und zugleich einen realen Einblick in Irans paradoxe Gesellschaft zwischen privater Intimität und verhüllter Außenwelt zu gewähren.