Hitlers Familienbande

Das deutsche Volk glaubte das Märchen vom „Führer ohne Familie“ – und später übernahmen die Geschichtsforscher dieses Bild. Tatsächlich plagte sich Adolf Hitler mit seinen nächsten Verwandten. Ein Neffe erpresste ihn sogar

Im Frühjahr des Jahres 1982 bemerkte Ulrich Ziegltrum, der damals Archivar der Gemeinde Berchtesgaden war, dass ein fast vergessener Ort drohte verloren zu gehen. Es war das Grab von Adolf Hitlers jüngerer Schwester Paula. Seit neunzehn Jahren waren ihre sterblichen Überreste auf dem Bergfriedhof über Berchtesgaden begraben. In zwei Jahren nun endete die gesetzliche „Ruhefrist“. Sie konnte gegen eine Gebühr um zehn Jahre verlängert werden. Andernfalls würde das Grab aufgelöst und für einen neuen Leichnam ausgehoben. Weil Paula Hitler einsam, ohne Kinder gestorben war, entschied sich Ziegltrum ihre nächsten Verwandten zu informieren. Sie hießen Hochegger, und sie wohnten in Linz. Doch sie weigerten sich, die Ruhefrist zu verlängern. Ziegltrum wandte sich an den Bürgermeister von Berchtesgaden. Doch auch der lehnte ab. Niemals, erklärte er dem Archivar, könne er Geld aus der Stadtkasse für den Erhalt eines Hitler-Grabs zur Verfügung stellen. Als zur selben Zeit ehemalige Offiziere der SS von der bevorstehenden Grabauflösung erfuhren, waren sie sich schnell einig: Sie bezahlten die Ruhefrist für weitere zehn Jahre und weihten das Grab mit einer kleinen Zeremonie zum zweiten Mal. Das Eichenkreuz, das sie in die Erde rammten, trug die Inschrift: „Paula Hitler, geb. 21. Januar 1896. Gest. 1. Juni 1960.“ Im Jahr 2001 waren beinahe alle SS-Männer tot, und Ziegltrum war inzwischen pensioniert. Diesmal ging ohne Nachfragen Geld für den Erhalt des Grabs ein. Der neue Friedhofsverwalter berichtet, „ein unbekannter Mann aus der Gegend“ habe die Miete bis zum Jahr 2022 bezahlt. Es handele sich um den einzigen noch lebenden SS-Mann aus der Gruppe, die früher für die Ruhefrist aufgekommen war. Der 79 Jahre alte Mann habe eine Bedingung gestellt: Sein letzter Wille sei es, nach dem Tod am selben Ort begraben zu werden wie Paula Hitler. Sie war die einzige Person mit den selben Eltern wie Adolf Hitler. Den Bruder hätte dieses Szenario vermutlich erfreut: Ein SS-Mann folgt seiner Schwester Paula für alle Ewigkeit ins Jenseits – während sie von der Nachwelt so gut wie vergessen worden ist. Stets hatte Hitler ein großes Interesse daran, das Bild von sich als „Führer ohne Familie“ zeichnen zu lassen. Gerne förderte er in der Öffentlichkeit die Vorstellung, er sei eine singuläre Erscheinung. Ein Wesen ohne Familie – im sozialen wie im biologischen Sinn. Gottgleich – bis auf die Eltern, die er nicht verleugnen konnte. Im Buch „Mein Kampf“ hatte Hitler Vater und Mutter einige Male erwähnt. Doch weder seine jüngere Schwester Paula noch seine beiden älteren Halbgeschwister Alois und Angela nannte er. Auf seinen Wunsch hin hatte Paula kurz vor den Olympischen Spielen 1936 den gemeinsamen Familiennamen abgelegt und dafür das Pseudonym „Wolf“ angenommen, das sich ihr Bruder Adolf für seine frühen politischen Aktivitäten gegeben hatte. Alois hatte nach der Machtergreifung seines Bruders vorsorglich von sich aus darauf verzichtet, den gemeinsamen Namen öffentlich zu benutzen. Sein kleines Restaurant in Berlin, das er 1937 am Wittenbergplatz 3, im Schatten des Kaufhauses des Westens eröffnete, trug schlicht nur den Namen „Alois“. Seinen Kellnern und dem Küchenpersonal verbot er, über die Familienbande mit dem Mann zu sprechen, der das Deutsche Reich wenige Kilometer entfernt von der Reichskanzlei aus führte. Wie sehr Hitler daran gelegen war, seine familiären Verbindungen zu verschleiern, lassen Passagen der bekannten „Tischgespräche“ erkennen, in denen er eisern jedes Wissen um seine Verwandtschaft abstritt: „Von Familiengeschichte habe ich gar keine Ahnung“, erklärte Hitler im August 1943. „Auf dem Gebiet bin ich der Allerbeschränkteste. Ich habe auch früher nicht gewusst, dass ich Verwandte habe. Erst seit ich Reichskanzler bin, habe ich das erfahren. Ich bin ein vollkommen unfamiliäres Wesen, ein unsippisch veranlangtes Wesen. Das liegt mir nicht.“ Diesen Eindruck hatte man auch in seinem Umfeld. Hitlers langjährige persönliche Sekretärin, Christa Schröder, erinnerte sich in ihren Nachkriegsmemoiren: „Der Chef hatte keinen Familiensinn. Das hat er selbst zugegeben.“ Historische Quellen zeugen jedoch vom Gegenteil und lassen erkennen, dass Hitler durchaus einen gewissen Familiensinn besaß, über das Wohl seiner Blutsverwandtschaft informiert war und sich darum manchmal auch sorgte. Regelmäßig lud er Familienmitglieder zu besonderen Festen und Ereignissen ein. So verschenkte er Eintrittskarten für die Festspiele in Bayreuth oder für die Olympischen Spiele in Berlin und in Garmisch-Partenkirchen. 1930 nutzte er angeblich eine Parteiversammlung als Gelegenheit für ein Familienfest. „In Nürnberg trafen sich dann am 1. August Angela mit ihren Töchtern Geli und Elfriede und dem Sohn Leo. Adolfs jüngere Schwester Paula war aus Wien gekommen, dann zwei Tanten aus Linz, schließlich Hete Hitler aus Berlin. In den frühen Vormittagsstunden des nächsten Tages hatte der Adolf seine Angehörigen zum Frühstück gebeten und war während dieser Zeit ganz der liebenswerte und rücksichtsvolle Gastgeber seiner Familie.“ Daran erinnerte sich Petra Hitler. Sie arbeitete im Restaurant von Hitlers Halbbruder Alois und war mit dem Vetter Hans Hitler aus Wien verheiratet. Noch während des Krieges begann sie, auf mehr als vierhundert Schreibmaschinenseiten ihre Erinnerungen an die Familie aufzuschreiben. 1954 stellte sie das Manuskript endgültig fertig. Die von ihr erwähnte Hete war Hedwig Mickley, Alois Hitlers zweite Ehefrau und somit einzige Schwägerin Adolf Hitlers. Zugunsten seiner Geschwister verfasste Hitler im Mai 1938 eine verbindliche Erklärung. Darin versprach er Paula und Angela „auf Lebenszeit monatlich“ einen Betrag von 1000 Reichsmark und seinem „Stiefbruder Alois einen einmaligen Betrag von 60 000 (sechzigtausend) Mark“. Auch seine entfernte Familie im Waldviertel hatte er nicht vergessen: „Für meine Verwandten in Spital Niederösterreich den einmaligen Betrag von 30 000 (dreißigtausend) Mark.“ Hitler entschied: „Die Verteilung dieses Betrages bestimmt meine Schwester Paula in Wien.“ Dass die Zuwendungen eher bescheiden waren, mag einen Grund gehabt haben. In den monologischen Tischgesprächen bemerkte Hitler, dass die Vetternwirtschaft und die Bereicherung unter Napoleons Verwandten zum Fall des französischen Kaisers beigetragen hätten. Offenbar wollte er niemals in die Verlegenheit kommen, an jenem Nepotismus und der Übervorteilung von Familienmitgliedern zu scheitern. Dennoch schien er sich bis an sein Lebensende gewisser familiärer Verpflichtungen bewusst gewesen zu sein. Seinen beiden Schwestern Paula und Angela half er immer wieder dabei, den Unterhalt zu finanzieren, und gegen Ende des Krieges kümmerte er sich um ihren Schutz und ließ Gelder für die Flucht überbringen. Mitte April 1945, als das Reich zusammenbrach, befahl er dem SS-Kommando Obersalzberg, seine beiden Schwestern nach Berchtesgaden zu evakuieren: Angela befand sich im zerbombten Dresden und Paula in ihrem Sommerhaus im Waldviertel. Als Hitler selbst keine Möglichkeit mehr sah, sich von Berlin aus in Sicherheit zu bringen, diktierte er im Bunker der Reichskanzlei ein zweites Testament. Bei der Aufteilung seines Vermögens verfügte er, „alles das, was persönlichen Erinnerungswert besitzt oder zur Einhaltung eines kleinen, bürgerlichen Lebens notwendig ist, meinen Geschwistern abzutrennen“. Zur gleichen Zeit war sein persönlicher Adjutant Julius Schaub offenbar mit einer halben Million Reichsmark nach Berchtesgaden unterwegs. Hunderttausend Mark davon sollte er unter seinen Geschwistern Angela und Paula aufteilen. Wenig später hielt sich Hitler eine Pistole an den Kopf und drückte ab. An der Bunkerwand über ihm hing ein Portrait seiner Mutter. Doch der Mythos vom Führer ohne Familiensinn lebt fort. In den sechziger und siebziger Jahren wühlten einige, meist umstrittene Historiker im Familienleben der Hitlers herum, vor allem David Irving, John Toland und Werner Maser – doch sie förderten kaum neue Erkenntnisse über das private Umfeld des Diktators zu Tage. Auch neuere, sehr renommierte Biografen lassen die Familie Hitlers im Kern ihrer Untersuchungen außer Acht. Der Leser erfährt, dass es kaum möglich sei, in Hitlers Privatleben vorzudringen. Der renommierte britische Historiker Ian Kershaw beklagt in seiner hervorragenden Hitler-Biografie aus dem Jahr 1998: „Nimmt man Hitlers angeborene Heimlichtuerei, die Leere seiner persönlichen Beziehungen, seinen unbürokratischen Stil, die Extreme an Verherrlichung und Hass, die er auslöste, und die Apologien und Verzeihungen, welche die nach dem Krieg publizierten Memoiren und die geschwätzigen Anekdoten der Menschen seiner Entourage kennzeichnen, zusammen, sind die Quellen zur Rekonstruktion der Lebensgeschichte des deutschen Diktators trotz der erhaltenen Papierberge, die der Regierungsapparat des Dritten Reichs ausgestoßen hat, in vielfacher Hinsicht außerordentlich begrenzt.“ Der in Deutschland wohl bekannteste Hitler-Biograf und ehemalige FAZ-Herausgeber Joachim C. Fest schrieb 1979 über sein Studienobjekt: „Kaum eine Erscheinung der Geschichte hat sich so gewaltsam, mit so pedantisch anmutender Konsequenz stilisiert und im Persönlichen unauffindbar gemacht.“ Wahrscheinlich hätte sich Hitler sehr gut mit dieser Beschreibung seiner „Erscheinung“ anfreunden können. Sie ist Ausdruck einer gewissen Stilisierung des Singulären in der Hitlerforschung. In mehr als fünfzig Jahren Geschichtsschreibung haben Forscher aller Couleur wenig dazu beigetragen, seine wahre familiäre Einbindung zu beleuchten und damit einen fundamentalen menschlichen Aspekt des Mannes in ihre Analysen mit einzubeziehen. Damit wurde bis heute Hitlers eigene Version der Lebensgeschichte – ein gewissermaßen von ihm selbst geschriebenes Drehbuch einer unbestimmbaren Provenienz und einer sozial bindungslosen Existenz gefördert und für die Nachwelt verstärkt. Weiterhin scheint die Vorstellung verbreitet, Hitler sei eine ahnenlose Gestalt, eine einmalige historische Erscheinung ohne Blutsverwandtschaft gewesen – so einmalig wie der Schrecken und die Gewalt, die der Diktator in der Welt anrichtete. Richtig ist: Der singuläre Schrecken des Holocaust wurde von einem Mann verursacht, der Bruder, Halbbruder, Neffe, Cousin, Onkel und sogar Großonkel war. Im Waldviertel, wo Hitler geboren wurde, sind über mehrere Jahrhunderte inzestuöse Beziehungen einer kleinen Gruppe von Familienstämmen nachweisbar: der Hiedlers, der Pölzls, der Wallys, der Göschls, der Schmidts, der Schmieds, der Koppensteiners und bekanntlich der Schicklgrubers. Hitlers Vater Alois kam 1837 als unehelicher Sohn von Maria Anna Schicklgruber auf die Welt. Den Familiennamen seines Adoptivvaters Johann Georg Hiedler übernahm er im Alter von 39 Jahren und änderte ihn in jene sechs Buchstaben, die in die Weltgeschichte als Synonym für das Böse eingegangen sind: Hitler. Alois Hitler war Zollbeamter, der mit einer angenehmen Rente die letzten Jahre seines Lebens in Leonding bei Linz verbrachte. Er hatte drei Mal geheiratet und sieben Kinder gezeugt, von denen vier überlebten: Alois junior und Angela kamen in zweiter Ehe zur Welt. Adolf und Paula gebar seine dritte Frau Klara Pölzl – eine Cousine und ehemalige Hausangestellte von Alois. Im Dezember 1907 starb Hitlers Mutter Klara an Brustkrebs. Ihre beiden Kinder wurden zu Vollwaisen. In einem oft zitierten Akt der Großzügigkeit verzichtete Adolf Hitler auf seinen Anteil der Waisenrente zugunsten seiner kleinen Schwester. In den folgenden Jahren versuchte er sein Glück als Maler und Zeichner in Wien, später in München. Er traf seine Schwestern erst 1921 wieder. Angela war bereits verwitwet, sie hatte drei Kinder und arbeitete als Leiterin einer Cafeteria in einer jüdischen Schule in Wien. Paula war unverheiratet und arbeitete als Sekretärin einer Versicherungsgesellschaft. „Er kam nach Wien, um nach mir Erkundungen einzuziehen“, erinnerte sich Paula nach dem Krieg. „Als er vor der Tür stand, erkannte ich ihn überhaupt nicht. Ich war darüber so weg, dass ich ihn zuerst nur groß angeschaut habe.“ Dann erzählte sie, dass ihr Bruder als Erstes mit ihr einkaufen gegangen sei. Im folgenden Jahr besuchten sie gemeinsam das Grab ihrer Eltern. Beide blieben fortan in Kontakt. Bis Hitler seinen Bruder Alois wieder sah, sollten noch einige Jahre vergehen: Im Herbst 1903, nach dem Tod des Vaters, ist „Loisl“ mit seinem Erbteil nach England gezogen, wo er sich niederließ, und die Irin Bridget Dowling heiratete. 1911 bekamen sie einen Sohn: William Patrick Hitler – ein Neffe Adolf Hitlers. Drei seiner vier Söhne leben heute, sehr zurückgezogen, auf Long Island in den USA. Es sind die Großneffen von Adolf Hitler: Alexander (Adolf), Louis und Brian. Sie haben selber keine Kinder. Kurz vor dem Ersten Weltkrieg verließ Alois Frau und Kind und zog nach Deutschland, wo er seine zweite Frau, Hete, heiratete. Sie gebar 1919 den Sohn Heinz. Vier Jahre später, als Adolf Hitler im Gefängnis von Landsberg seine Strafe für den Münchner Putschversuch absaß, focht sein Bruder einen anderen Kampf gegen das deutsche Recht: eine Anklage wegen Bigamie und wegen Ehebruchs, denn von seiner ersten Ehefrau Bridget hatte er sich nie scheiden lassen. Der Kontakt der Hitler-Geschwister intensivierte sich nun von Jahr zu Jahr. Gegen Ende der zwanziger Jahre lebte Angela mit ihrer Tochter Elfriede im Haus Wachenfeld, Adolf Hitlers Feriendomizil auf dem Obersalzberg bei Berch­tesgaden. Angelas ältere Tochter Geli war inzwischen in die Wohnung ihres Onkels Adolf am Prinzregentenplatz in München eingezogen. Die beiden wurden häufig gemeinsam gesehen: Geli begleitete Hitler in die Oper, fuhr mit ihm aufs Land, folgte ihm zu privaten und öffentlichen Abendveranstaltungen. Damit war schlagartig Schluss, als Geli mit 21 Jahren im September 1931 in der gemeinsamen Wohnung Selbstmord beging. Die Polizei protokollierte einen „verfehlten Herzschuss“. Bis heute sind Gerüchte nachzulesen: Die Frustration habe sie in den Freitod getrieben, sie sei über die Trennung von einem jüdischen Musiker nicht hinweggekommen, sie sei unerwartet schwanger geworden oder sie habe unter einer inzestuösen Beziehung mit Adolf Hitler gelitten. Nach dem Krieg erklärte ihre Mutter Angela amerikanischen Soldaten, der Tod sei nichts mehr gewesen als der tragische Unfall mit einer geladenen Pistole. Ohne Zweifel widmete Hitler seiner Nichte Geli die größte Aufmerksamkeit, doch auch seine Neffen vergaß er nicht. In den zwanziger und frühen dreißiger Jahren ließ er Alois’ Sohn Heinz immer wieder Geschenke zukommen: unter anderen eine komplette Sammlung Karl-May-Bücher und eine Schreibmaschine von Adler. Heinz besuchte Onkel Adolf nach dessen Machtergreifung in der Reichskanzlei, auf dem Berghof, und absolvierte später die nationalsozialistische Eliteschule Napola im Harz. Einem anderen Neffen versuchte Hitler gar das Leben zu retten: Als Angelas Sohn Leo 1943 während der Schlacht von Stalingrad in Gefangenschaft geriet, unternahm Hitler einen Befreiungsversuch auf höchster Ebene: Er schlug vor, Leo gegen Stalins Sohn Jakob auszutauschen, den die Deutschen außerhalb von Leningrad festgenommen hatten und seitdem gefangen hielten. Stalins Tochter Svetlana Alliluyeva erinnerte sich später, ihr Vater habe Hitlers Vorschlag abgelehnt: „Nyet, na woine, kak na woine!“ – Krieg ist Krieg! Jakob starb schließlich in deutschen Händen, Leo überlebte wie durch ein Wunder den Krieg und kehrte im Herbst 1955 mit den letzten Gefangenen in die Bundesrepublik Deutschland zurück. „So hat die Nachkriegszeit in meine Familie weit größere Lücken gerissen, als es vorauszusehen war“, schrieb Paula Hitler im Dezember 1955 an einen Freund. „Nun kam mein Neffe von Russland heim und mit ihm ein junger Waldviertler Verwandter und von Rechts wegen müssten sieben Personen heimgekehrt sein. Die anderen fünf haben all ein Kreuzlein zu Häupten – jedenfalls haben sie die Gefangenschaft nicht überstanden. Es ist das Schicksal von Hunderttausenden ... das Brüderlein würde es ganz in Ordnung finden, dass auch wir nicht verschont blieben.“ Abgesehen von einigen Beschreibungen des Selbstmords von Geli, zuletzt in Anna Sigmunds Buch „Des Führers bester Freund“ genauer erörtert, und einer kürzlich erschienenen Biografie über Paula Hitler von Alfred Läpple wurden bislang keine umfassenden Recherchen zur hitlerischen Familie unternommen, obwohl der Clan wiederholt in wichtigen Quellen des Dritten Reichs auftaucht. So erwähnt etwa Joseph Goebbels in seinen Tagebüchern regelmäßig Angela, die Schwester Hitlers. Am 13. Juli 1928 taucht sie darin erstmals auf. Goebbels notierte: „Montag fahre ich mit ihm [Hitler], seiner Schwester und seiner Nichte nach Helgoland“. Den letzten Eintrag erhält sie am 5. März 1945: „Der Führer erzählt mir, dass Frau Raubal ihm einen zorn- und empörungssprühenden Brief geschrieben hat ... Sie hat sich in der Dresdener Katastrophe außerordentlich tapfer benommen.“ In den dazwischen liegenden 17 Jahren notierte Goebbels Familienstreitigkeiten genauso wie Momente der Versöhnung. Nach einigen über Eva Braun geäußerten Abfälligkeiten im Sommer 1935 – Angela nannte sie eine „dumme Gans“ – verscheuchte Hitler die Schwester aus seinem Haus auf dem Obersalzberg. Acht Jahre lang hatte Angela ihrem Bruder dort den Haushalt geführt. „Frau Raubal zum Kaffee“, notierte Goebbels am 15. November 1935. „Sie erzählt mir ihr ganzes Leid. Sie ist zu bedauern. Es wäre schon gut, wenn der Führer sich ihrer wieder annähme. Hart genug gestraft.“ Eineinhalb Jahre später schien der Streit der Geschwister beigelegt worden zu sein. „Wir erzählen lange mit dem Führer. Er ist sehr aufgeschlossen“, berichtete Goebbels am 27. Juni 1937. „Frau Bouhler, Angela, die Schwester vom Führer auch da. Ein netter beschwinglicher Abend.“ Selbst Polizeiberichte stellen eine reichhaltige Quelle der Hitler’schen Familiendynamik dar. Einige Jahre vor dem Anschluss Österreichs beauftragte das Bundeskanzleramt in Wien die „Generaldirektion für die öffentliche Sicherheit“, Aktivitäten innerhalb des Hitler-Clans genauer zu beobachten. Im August 1933 wurde Paula observiert, wie sie in Kuchl bei Hallein unter dem Namen „Hietler“ Urlaub machte und dabei auch die Grenze nach Bayern überschritt, wohl um ihren Bruder auf dem Obersalzberg zu besuchen. Elfriede Raubal fiel den Beamten im Winter 1934 bei einem Skikurs in den Radstädter Tauern auf. Auch über Besuche von Familienmitgliedern an Geli Raubals Grab auf dem Wiener Zentralfriedhof wurde Buch geführt, darin enthalten ein Besuch Adolf Hitlers. In den Monaten vor dem 1934 erfolgten Putschversuch der Nazis in Österreich registrierte die Polizei einen ungewöhnlich regen Kontakt unter den Verwandten Hitlers. Im Juli 1934 durchsuchte die Polizei schließlich die Wohnung des 26 Jahre alten Cousins des „Führers“, Anton Schmidt, in Spital. Dort fanden sie „vier Gewehre, 45 Schuss Munition, 5 SA-Ausrüstungen sowie verschiedenes nat. soz. Propagandamaterial“. Während des Prozesses gegen Schmidt vor dem Bezirksgericht in Gmünd unterbrach Paula Hitler die Vernehmung und protestierte gegen die Verhaftung ihres Vetters: „Das sind Terrorakte der Regierung, das ist eine Schweinerei. Ich werde dies meinem Bruder sagen, der entsprechende Maßnahmen anordnen wird.“ Wenige Tage später wurde dem Bundeskanzleramt gemeldet, „Hitler habe in einer öffentlichen Rede davon gesprochen, dass auch gegen seine Verwandten in Österreich Terror ausgeübt wurde.“ Aus Dossiers, die der sowjetische Geheimdienst Smersch über die Hitlerfamilie gesammelt hatte, gehen ebenfalls interessante Beobachtungen über einzelne Verwandte Hitlers hervor. Im Frühjahr 1945 hatten die Sowjets im Waldviertel mehrere Mitglieder der Familie festgenommen, darunter die Cousins Johann und Eduard Schmidt und deren Schwester Maria Koppensteiner. „Am Tag, als meine Mutter starb, am 15. August 1938, kam zu uns ins Dorf Spital die leibliche Schwester Adolf Hitlers, Angela Hitler“, erinnerte sich Eduard während eines Verhörs im Jahr 1949. „Angela Hitler führte mit sich einen von dem Geld von Adolf Hitler gekauften Kranz und legte diesen im Namen Hitlers auf das Grab meiner Mutter. Danach kehrte sie zum Haus von Anton Schmidt zurück, wo nach dem Begräbnis außer diesem sich folgende Personen versammelt hatten: ich, mein Bruder Johann Schmidt, meine Schwester Maria Koppensteiner und ihr Mann Ignaz Koppensteiner.“ Angela gab Eduard, der an einer schweren Rückenkrümmung litt und ein verkrüppeltes Bein hatte, 1500 Mark und den anderen Geschwistern je 1000 Mark. „In weiteren Gesprächen sagte Angela Hitler mir, dass nun, da die Mutter gestorben sei, die gesamte elterliche Wirtschaft, wie es üblich sei, an den älteren Bruder, also Anton Schmidt, vererbt würde, und ich nun ohne persönlichen Besitz sei“, erinnerte sich Eduard darüber hinaus. „Daher, so versicherte Angela Hitler, habe sie eine Gelegenheit gesucht, Adolf Hitler meine Lage zu schildern und von diesem eine ausreichende Summe für den Kauf eines Hauses zu erbitten.“ Im nächsten Juni soll Paula Hitler mit 8000 Mark erschienen sein, um in Eduards Namen ein Haus am Rande des Waldviertels zu kaufen. Paula und Eduard sollten in den folgenden sechs Jahren gemeinsam in dem Anwesen gewohnt haben, Eduard pflegte das Grundstück und erledigte die Reparaturen und Paula verweilte dort zur Sommerfrische und las regelmäßig im Garten Bücher. Noch heute erinnern sich die Bewohner des kleinen Dorfes an die bescheidene Schwester und den buckeligen Cousin des „Führers.“ Andere Mitglieder der Familiensippe hatten schon viel früher laut auf sich aufmerksam gemacht und schreckten nicht davor zurück, den politischen Aufstieg ihres berühmten Verwandten zu kommentieren. Britische Boulevardzeitungen publizierten immer wieder Geschichten über Hitlers Neffen Willy und dessen Mutter Bridget, die den Journalisten stets gerne Auskunft gaben. Nach Interviews mit dem Evening Standard und den Evening News, Anfang der Dreißiger Jahre, erhielt Willy ein Telegramm aus Berlin, in dem er aufgefordert wurde, umgehend bei seinem Onkel zu erscheinen. Wie Willy später der französischen Zeitung Paris Soir erzählte, sollte er kurz nach seiner Ankunft in Berlin einen extrem zornigen Adolf Hitler erleben. Wie sich Bridget Hitler später zu erinnern vermochte, hatte Willy den Onkel im Beisein seines Vaters Alois und seiner Tante Angela getroffen. Willy berichtete, das Trio sei von einem zornigen Hitler begrüßt worden. „Dass das mir, ausgerechnet mir passieren muss! Ich bin umgeben von Idioten. Jawohl, ihr seid Idioten! Ihr zerstört alles, was ich mit eigenen Händen aufgebaut habe“, soll der „Führer“ gewettert haben. „Was hast du den Zeitungen erzählt? Wer hat dir überhaupt die Erlaubnis gegeben in der Öffentlichkeit über mein Privatleben zu reden?“ Während Willy seinen Onkel anstarrte, versuchte Alois zu erklären, das New Yorker Büro der Hearst Zeitungsgruppe hätte in München angerufen, weil sie Hitler persönlich sprechen wollten. Vor allem wollte die Redaktion herausfinden, ob es zutreffe, dass es einen Hitler-Neffen in London gebe, der über die Familienverhältnisse des deutschen Regierungschefs Auskunft geben könne. „Sie haben mir persönliche Fragen gestellt, mir, mir!“, soll Hitler ständig im Zorn wiederholt haben. „Niemand darf meine privaten Angelegenheiten in die Presse zerren. Ich habe denen nie ein Wort gesagt, das sie schreiben dürfen. Und jetzt taucht da plötzlich ein Neffe auf, der ihnen all die Details erzählt, die sie wissen wollen.“ Willy erinnerte sich später, Hitler habe ihm und Alois einen Briefumschlag mit zweitausend Dollar gereicht und gesagt, er wolle nie mehr wieder etwas von den beiden hören. Petra Hitler, die Teile der Familiengeschichte aufgeschrieben hat, bestätigte, dass Hitler wohl sehr zornig über Willy gewesen sein soll – doch betonte sie, dass nicht Hitler die Standpauke gehalten habe, sondern seine Schwester Angela. Tatsächlich gibt es keinen eindeutigen Beleg, dass Willy jemals seinen Onkel getroffen hat. Doch es ist belegbar, dass Hitler Geld an Willy überwiesen hat. Unter persönlichen Dokumenten von Willy, die im Archiv zur Zeitgeschichte des Obersalzbergs in Berchtesgaden liegen, befindet sich die Kopie eines Barschecks über einhundert Reichsmark. Er trägt den Stempel der Reichskanzlei. Im Herbst 1933 kam Willy Hitler wieder nach Berlin. Mit dem Argument, dass er in London mit dem Namen Hitler keinen Job bekommen könne, wollte der junge Engländer nun in der deutschen Hauptstadt eine Anstellung suchen. Es war bereits vorgesorgt worden: Eine Beamtenstelle in der Reichskreditgesellschaft stand zur Verfügung. Willy nahm das Angebot an, doch beschwerte er sich nach kurzer Zeit über die geringe Bezahlung und die schlechten Arbeitsbedingungen. Kurz darauf wurde er Autoverkäufer bei Opel-Winter auf dem Kurfürstendamm. Der Jurastudent Otto Schlepper sollte sich fortan in Berlin um Willy kümmern und ihm das Leben in der Hauptstadt näher bringen. Schlepper erinnert sich, dass Hitlers Neffe am liebsten durch die Nachtszene von Berlin streunte und versuchte, junge Frauen mit einem deutschen Satz zu überrumpeln, den er am besten aussprechen konnte: „Ich will dich vögeln.“ So, als hätten Angela und ihr Bruder nie ein Machtwort gesprochen, kokettierte Willy die folgenden sechs Jahre immer wieder mit seinem Familiennamen Hitler. Einmal soll Hans Hitler seinen Cousin Willy in einer Bar auf dem Kurfürstendamm getroffen haben. „Nach seinen eignen Erzählungen hatte er England schon seit Monaten verlassen, hatte Beziehungen zu Brückner und anderen Parteigrößen aufgenommen, um hier in Deutschland, im ‚Reiche seines Onkels‘ Fuß zu fassen“, notierte später Petra Hitler. „Nach einigen Zwischenstationen, als Angestellter der Reichskreditgesellschaft, wohin ihn Rudolf Hess vermittelt hatte, war er jetzt Autoverkäufer bei Opel-Winter am Kurfürstendamm.“ Der problematische Verwandte gab weiterhin Interviews. Während eines Besuchs in London im Jahr 1937 trug er einen Oberlippenbart und einen Scheitel wie Hitler. „Ich bin der einzige offizielle Nachfahre der Hitler-Familie“, behauptete Willy gegenüber dem Daily Express. Er verschränkte die Arme „im typischen Führer-Stil“ und erklärte: „Diese Geste muss mir im Blut liegen. Ich stelle fest, dass ich das immer öfter mache.“ Zwei Jahre später, als Willy wieder in London war, beschrieb er seinen Onkel als „Madman“. Willy wurde im Jahr 1942 von seinem Vater enteignet – Alois soll zuvor des Öfteren erbost über den Ton und das Verhalten seines Sohnes gewesen sein. Ob es eine Geste der Solidarität gegenüber dem Halbbruder war, ist nicht bekannt. Dass Adolf Hitler seinem Neffen gegenüber so tolerant blieb, überrascht. Ununterbrochen selbstgefällig setzte sich dieser über den Diktator hinweg und gab ihm zu verstehen, dass er die auferlegte Schweigepflicht nicht ernst nahm. Gelang es den Halbgeschwistern Alois und Angela zu schlichten? Oder obsiegte familiäres Wohlwollen? Die Antwort lagert möglicherweise im „Archiv zur Zeitgeschichte des Obersalzbergs“ in Berchtesgaden, wo viele Quellen zu finden sind, die Einblicke in die Geschichte der Hitlerfamilie geben. Unter anderem wird dort die Originaldurchschrift der Familienerinnerungen Petra Hitlers verwahrt. Auch mehrere Ordner Familienkorrespondenz aus drei Hitler-Generationen stehen in den Regalen. Zwei Erpressungsbriefe, geschrieben von William Patrick, werfen Licht auf ein Gerücht, das Hitler viele Jahre beunruhigt haben soll. Das Gerücht, es gäbe jüdische Vorfahren in seiner Ahnenreihe. Willy hatte seinem Onkel die Briefe im November 1934 geschickt. Zu dieser Zeit lebte der Neffe in einer kleinen Wohnung in der Uhlandstrasse 163 und arbeitete noch bei der Reichskreditgesellschaft. Im ersten handgeschriebenen Brief erörtert Willy über sechs Seiten lang, wie schwierig es für ihn und seine Mutter sei, den Namen Hitler zu tragen. Er bittet seinen Onkel um Hilfe. Im zweiten Brief vom 29. November 1934 schlägt Willy einen direkteren Ton an und droht Hitlers Adjutanten Wilhelm Brückner, Familiengeheimnisse bekannt zu geben, sofern sich seine Umstände nicht änderten. „Um das zu erzielen, werde ich eine Erklärung an die englische Presse übergeben in diesem Sinn, die eine Besserung meiner Lebensverhältnisse in England sicher herbeiführen wird“, schrieb Willy in einfachem Deutsch, „obwohl ich dadurch mit einem Zusammenstoß mit meinem Onkel rechnen muss, was leider unvermeidlich geworden ist, weil ich mich nicht einem Zustand unterwerfen kann, der nicht meine beschränkten, jedoch dringenden Lebensvoraussetzungen erfüllt oder billigt.“ In seinem Brief enthüllt Willy nicht den wahren Hintergrund seiner „Erklärung“, doch er lag auf der Hand und er wurde spätestens durch die Geständnisse von Hans Frank, Hitlers Anwalt und späterer Generalgouverneur in Polen, bekannt. „Er sagte mir unter Vorlage eines Briefes, dass hier eine ‚ekelhafte Erpressungsgeschichte‘ eines seiner widerlichsten Verwandten vorliege, die seine Abstammung betreffe“, erinnerte sich Frank kurz vor seiner Hinrichtung während des Kriegsverbrecherprozesses 1946 in Nürnberg. „Wenn ich nicht irre, war es ein Sohn seines Stiefbruders Alois Hitler (aus der anderen Ehe von Hitlers Vater), der leise Andeutungen machte, dass sicher‚ im Zusammenhang mit gewissen Presseäußerungen, ein Interesse daran bestünde, sehr gewisse Umstände unserer Familiengeschichte nicht an die große Glocke zu hängen‘. Diese Presseäußerungen, auf die hier angespielt wurde, lauteten dahin, dass ‚Hitler Judenblut in seinen Adern hätte und er daher eine geringe Legitimation hätte, Antisemit zu werden‘.“ Hitler hatte Frank mit Recherchen beauftragt, die zu Tage fördern sollten, ob sein Vater tatsächlich von einem jüdischen Metzger in Graz abstammte. Frank ist es nie gelungen, eindeutig nachzuweisen, ob diese jüdische Abstammung existierte oder nicht. „Nichts ist bewiesen, weder die eine, noch die andere Behauptung“, schrieb Frank an seine Kinder. „Denn wer könnte, außer den Beteiligten, die ja schon lange tot sind, das als ‚Wissen der Wirklichkeit‘ darstellen? Ich muss also sagen, es ist nicht völlig ausgeschlossen, dass der Vater Hitlers ein Halbjude war. Dann war Adolf Hitlers maßloser Antisemitismus nichts anderes als eine schreckliche Verwandtenhasspsychose.“ Die Familienakten von Berchtesgaden zeigen Hitler mit bislang unbekannten Facetten: nicht als Politiker oder als militärischen Strategen, sondern als alternden Mann, der sich mit alltäglichen Streitereien und Sorgen, mit Lästigkeiten wie Neid und Missgunst herumschlagen musste. Angela missbilligte ihren Bruder wegen dessen Verhältnis mit Eva Braun, die jung genug war, um seine Tochter zu sein. Alois drückte seinen Unmut darüber aus, dass es Adolf im Leben immer leichter hatte als er selbst. Paula weigerte sich, mit ihrer Schwester um die Gunst des Bruders zu konkurrieren. In ihrer Familiengeschichte zeigt Petra Hitler den Diktator „mit seinen menschlichen Seiten, wie sie von unserer Familie erlebt wurden“. In einem Gestapobericht aus dem Jahr 1944, gestempelt als „Geheime Reichssache“, war von „Irrsinnigen und Halbidioten“ in Hitlers Familie die Rede. Schwarz auf weiß stand dort geschrieben: „Die Linie Schicklgruber weist abnormale Menschen auf, was die idiotische Nachkommenschaft bezeuge.“ Tatsächlich geben die Einblicke in den Hitlerclan Zeugnis von einem Diktator, der sich familiären Verpflichtungen hingab. Er war ein Leitwolf innerhalb seines Familienrudels, der das soziale Gefüge aktiv förderte und mitunter sogar für die Verwandten sorgte. Diesen Beschreibungen fehlt der Jähzorn und die Rücksichtslosigkeit, die Hitler als Politiker eigen waren. Das zeigt, dass sich Hitlers Charakter nicht mit dem Holzschnitt eines ewig und immer Bösen beschreiben lässt. Hitler konnte sehr wohl zwischen Gut und Böse differenzieren, und er war darin sehr berechnend. Der Terror, der von ihm ausging, erscheint mit Wissen noch maßloser. Zugleich fordern diese privaten Beobachtungen auf zu begreifen, was zuvor schon für viele brutale Chargen des Hitlersystems festgestellt worden ist, die mordeten und zugleich Familienväter waren: Das Schreckliche ist inmitten des Gewöhnlichen entstanden, und es konnte neben dem Gewöhnlichen bestehen und wachsen. Der Autor ist Historiker und Geschäftsführer des Salzburg Seminars. Er schreibt auch für die Magazine The Atlantic Monthly und The New Yorker

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Siegfried August | Di., 1. Mai 2018 - 15:03

zweifelsfrei ein gut recherchierter, ansprechend geschriebener text, allerdings ist die formatierung fürchterlich. wer kommt auf die idee alles als einen fliextext ohne absätze und gliederung darzustellen