Dieses Bild ist leider nicht mehr verfügbar
(Berlin Capital Club) Über den Dächern Berlins: Mitglieder des „Berlin Capital Club“ können beim Dinner den Blick über den Berliner Gendarmenmarkt genießen

Reiche unter sich - Hinter den Kulissen zweier Privatclubs in Berlin

In beinahe jeder Metropole der Welt versteckt sich irgendwo ein privater Club für Reiche, Wirtschaftsbosse und Entscheider. Ihre Türen öffnen sich nur für auserwählte Mitglieder. Zwei Berliner Clubs – der „Berlin Capital Club“ und der „China Club“ – gewährten einer Cicero-Redakteurin dennoch Einlass. Eine Reportage über zwei fast geheime Welten über den Dächern der Hauptstadt

Hunderte Politiker, Wirtschaftsbosse und Hollywoodstars kennen sie, die Eingangstür der Mohrenstraße 30 rechts neben dem Haupteingang des Hilton Berlin. Sie alle sind über den roten Teppich mit der Aufschrift „Berlin Capital Club“ gelaufen, haben die Tür aus satiniertem Glas geöffnet, haben ihre Mitgliedskarte durch das Lesegerät gezogen, um mit dem Aufzug 30 Sekunden später in der 7. Etage wieder auszusteigen – im „Berlin Capital Club“, Berlins erstem privaten Businessclub, in dem die Entscheider dieses Landes unter sich sind, bei einer Cohiba und Blick auf den Gendarmenmarkt geheime Gespräche in noch geheimeren Hinterzimmern führen, Geschäfte abschließen, ihre Netzwerke pflegen und ausbauen.

Herren in Anzug sitzen in Grüppchen oder allein in gepolsterten Sesseln mit hohen Lehnen in der Clublounge. Sie unterhalten sich angeregt, witzeln, starren auf ihre Laptops oder lesen Zeitung. Nicht eine Frau ist im Raum. „Der Schein trügt“, entgegnet Operations Manager Manuel Handlechner. Der hochgewachsene junge Mann in adrettem Anzug lässt sich in einem der Lesersessel nieder. „39 Prozent unserer Mitglieder sind Frauen“, verkündet er nicht ohne Stolz. Diese Frauenquote kann sich sehen lassen, bedenkt man, dass die privaten Business- und Socialclubs dieser Welt lange Zeit reine Männerdomänen waren.

[gallery:Hinter den Kulissen des „Berlin Capital Club“]

„Die gesamte Mitgliederentwicklung ist äußerst zufriedenstellend“, fährt Handlechner fort. Während anderswo Rettungspakete geschnürt werden, stapeln sich in den „Reichenclubs“ dieses Landes die frisch unterzeichneten Anträge. Die Wirtschaftskrise hätte der Club zwar schon etwas zu spüren bekommen, gibt Handlechner zu. Doch mittlerweile ist die Rezession, zumindest hier, überwunden. Gut 1.500 Mitglieder zähle der Club derzeit. „In zwei bis drei Jahren müssen wir vielleicht einen vorübergehenden Aufnahmestopp aussprechen“, sagt Handlechner. Neue Mitglieder generieren Clubs wie dieser hauptsächlich über die bereits bestehenden, denn die bringen ihre Geschäftspartner mit, die fühlen sich wiederum wohl, sehen den Club als ihr „zweites Wohnzimmer“, wie Handlechner es formuliert und wollen ebenfalls Mitglied werden. Kein Entkommen aus der Mitgliederspirale. Dass das Konzept fruchtet, war 2001 keineswegs abzusehen. Schließlich waren derart exklusive „Members-only-Clubs“ bislang nur in Asien, England und Amerika verbreitet. Ein 26-köpfiges Gründungskomitee, bestehend aus Vertretern der Berliner Wirtschaft, wagte schließlich den Schritt. Sechs Millionen D-Mark wurde in den 1.200 Quadratmeter großen Club investiert. Opulente Gemälde, hochglänzende Holztische, Stelen aus dunklem Holz, auf denen Figuren von Pferden oder chinesischen Kriegern thronen und Porzellanvasen im typischen Blau-Weiß-Stil adeln jeden Raum. „Dieter R. Klostermann, unser Chairman, hat vorher unter anderem Clubs in Asien eröffnet“, erklärt Handlechner den fernöstlichen Einfluss. Am 6. November 2001 öffnete der „Berlin Capital Club“ seine Porten – und bereits zwei Jahre später Berlins erster Socialclub, der „China Club“, nur wenige Straßen weiter.

Wenngleich der „China Club“ seinen Mitgliedern als Refugium dient und es im „Berlin Capital Club“ vordergründig ums Geschäft geht, ist doch die Idee dahinter immer die Selbe: Seinen Mitgliedern einen Ort bieten, an dem sie ungestört sind. Was die Nobelrestaurants dieses Landes nicht garantieren können, ist der Prominenz in den Clubs sicher: Privatsphäre und Diskretion. Was geheim bleiben soll, bleibt geheim. Dazu zählen auch die Namen der Mitglieder.

Dass Klaus Wowereit, Hartmut Mehdorn, Nicolas Cage oder Mario Adorf die Innenansicht des „Berlin Capital Club“ kennen, ist zwar kein Geheimnis. Auch nicht, dass Angela Merkel hier mit Abdullah Gül, als der noch türkischer Außenminister war, ein Kamingespräch führte und Wolfgang Schäuble vor wenigen Tagen auf Einladung des Clubs einen Vortrag hielt. Wer aber tatsächlich Mitglied ist, bleibt der Öffentlichkeit vorenthalten. Etwa 80 Prozent der 1.500 Mitglieder stammen aus Berlin und Brandenburg, so Handlechner, die Mehrzahl Wirtschaftler und Politiker. Da dürfte man beim Tippen nur selten daneben liegen. Oder? Manuel Handlechner bleibt gelassen. „15 Prozent unserer Mitglieder kommen aus der restlichen Republik und etwa fünf Prozent aus dem Ausland – Tendenz steigend.“ Neben Politikern und Wirtschaftlern würden auch Künstler, Galeristen und Ärzte im Club aus- und eingehen. Der Altersdurchschnitt liegt bei 45+. Das kann Manuel Handlechner preisgeben. Mehr nicht.

Seite 2: Die Privilegien der Mitglieder

Gerne berichtet Manuel Handlechner auch von den Privilegien der Mitgliedschaft. Etwa, dass sich mit der Mitgliedskarte 250 weitere Türen zu den rennomiertesten Golf-, Country-, Sport- und City-Clubs der Welt öffnen, darunter der „Shanghai Racquet Club“, der „Diplomatic Club“ in Katar oder der „Canggu Club“ auf Bali. Selbstverständlich gibt es auch einen Concierge-Service. Um Tickets für ein Pferderennen in London, die Deutsche Oper Berlin oder einen der begehrten Tische des Münchner Oktoberfests müssen sich die Mitglieder ebenfalls nicht sorgen. Auch dem, der für das Silvesterkonzert der Berliner Philharmoniker, das gut sechs Monate im Voraus ausverkauft ist, im Dezember noch um Karten bittet, wird sein Wunsch erfüllt.

[gallery:Wo die Piepen und Moneten sitzen – Zehn Typen der Superreichen]

In den Genuss dieser Privilegien kommt natürlich nicht jeder. Mitglied wird nur, wer von einem anderen Mitglied empfohlen und nach Antragstellung vom Aufnahmekomitee bestätigt wurde. Dass ein Prominenter abgelehnt wird, mag vielleicht verwundern, komme aber durchaus vor. „Beispielsweise, wenn jemand Probleme mit der Finanzbehörde oder Polizei hat“, so Handlechner. Die hoch gelobte Diskretion beginnt eben erst nach der Antragsunterzeichnung. Wer berühmt ist, werde nicht automatisch Mitglied.

Vermögend sollte man aber schon sein, nicht zuletzt, um sich die Mitgliedschaft leisten zu können. Die schlägt derzeit für Privatpersonen mit einer Aufnahmegebühr von 4.200 Euro und einem jährlichen Beitrag von 1.375 Euro zu Buche. Die Salons sind kostenfrei buchbar. „Wer mehrmals im Jahr für Bankettes, Vorträge, Tagungen oder private Feierlichkeiten Konferenzräume in Hotels anmietet, zahlt oft mehr“, fügt Handlechner hinzu.

Auch sonst sind die Preise überschaubar: Ein Frühstück kostet zwischen sieben bis 14 Euro, ein Glas Champagner gibt es ab 6 Euro, ein 3-Gang-Menü ab 26,50 Euro. Von essbarem Blattgold überhäufte Gerichte oder 100-Euro-Scheine rauchende Männer in feinstem Zwirn sucht man hingegen vergebens. Manuel Handlechner treibt es auf die Spitze: „Manche Mitglieder nutzen uns sozusagen als Art Kantine.“ Selbstverständlich sind weder flüssiger Kartoffelbrei noch zerkochtes Gemüse gemeint sondern vielmehr, dass Mitglieder, die in der Nähe arbeiten, in ihrer täglichen Mittagspause vorbeikommen – wegen des deliziösen Essens, der guten Aussicht und nicht zuletzt des stilvollen Ambientes.

Seite 3: Was im „Berlin Capital Club“ als exklusiv gilt, wird im „China Club“ übertrumpft

Ortswechsel: Behrenstraße 72, Adlon Palais. Was im „Berlin Capital Club“ als exklusiv gilt, wird hier nochmals übertrumpft. Die Eingangshalle ist imposanter, der Champagner teurer, die Dachterrasse größer, die Gemälde zahlreicher, der Mitgliederkreis kleiner, die Aufnahmegebühr höher – derzeit 10.000 Euro für Privatpersonen. Selbst in Sachen Interieur übertrifft der „China Club“ sein Pendant am Gendarmenmarkt. Gegründet und eingerichtet wurde „Berlins exklusivster Club“ 2003 von Anne Maria Jagdfeld – jener Innenarchitektin und Designerin, die ihr Können in Berlin bereits in der japanischen Botschaft, dem Adlon Day Spa oder der Präsidentensuite des Adlon unter Beweis stellte und dafür zu Recht als First Lady des guten Geschmacks gepriesen wurde. Doch nicht nur ihr Handwerk, auch ihre Sammlung zeitgenössischer chinesischer Kunst, die als eine der bedeutendsten außerhalb Chinas gilt, hat Jagdfeld in den Club eingebracht. Der Club lässt das Shanghai der 20er- und 30er-Jahre wieder aufleben. Auf 1.500 Quadratmetern reiht sich eine Antiquität an die nächste.

[gallery:Hinter den Kulissen des „China Club Berlin“]

Wie viel die Sammlung wert ist, hält Angela Contzen, Presseagentin des Clubs, unter Verschluss. „Manche Stücke sind sehr besonders, andere weniger“, umgeht die elegant gekleidete Frau mit hochgestecktem Haar zunächst die Frage um dann hinterherzuschieben: „Geschätzt wurde sie nicht. Und wenn, dann nicht öffentlich.“ Das ist auch gar nicht nötig. Selbst ein Laie erkennt, dass sie mehrere Millionen schwer sein muss. Viele Stücke sind Unikate. Die massiven Holztüren, die den Weg in die Concubine Suite freigeben, fallen sofort ins Auge. Während die feinen Zeichnungen im Türblatt schon verblassen, sind die darüber eingelassenen goldenen Reliefs unübersehbar. „Solche Kostbarkeiten kann man heute fast nirgendwo mehr kaufen“, sagt Angela Contzen. Mit dem Ende der Monarchie 1911 wurden unzählige Kulturschätze ins Ausland verkauft. Das Alte sollte weg, um dem Neuen Platz zu schaffen. Die Holzornamente im Geländer der Treppe, die, sich in einem Halbkreis windend, vom Eingangsbereich zu den Clubräumen führt, sind Formen aus alten chinesischen Musterbüchern nachempfunden. Auf der obersten Treppenstufe angekommen, findet man sich zwölf deckenhohen Holzpaneelen gegenüber, die den Eingang zum Restaurant säumen. Sie zählen zu den wertvollsten Stücken des Clubs. „Ursprünglich stammen sie aus einem chinesischen Teehaus“, erklärt Contzen. Die handgeschnitzten und handvergoldeten Reliefs erzählen Geschichten aus der chinesischen Mythologie.

Exklusiv geht es auch in der Restaurantküche weiter, wo Tam Kok Kong aus Singapur, der als einer der drei besten Köche Asiens gilt, seine bekannten Dim Sums und Wasabi Prawns zaubert. Wer sich die asiatischen Köstlichkeiten schmecken lässt, bleibt auch hier geheim. Es seien vornehmlich Unternehmer, Schauspieler, Regisseure und Verleger, Politiker weniger. 800 Mitglieder zähle der Club insgesamt, zwei Drittel stammen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, der Rest aus Europa und den USA. Mehr als 1.200 sollen es nicht werden – der Wohnzimmer-Atmosphäre zum Schutz. Während im „China Club“ Mitgliederhöchstgrenzen erlassen werden, plant man im „Berlin Capital Club“ bereits zu expandieren – nach München und Frankfurt, so der vorläufige Plan.

Bei älteren Beiträgen wie diesem wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen. Wir bedanken uns für Ihr Verständnis.