Ulrike Moser Heinz Strunk
Heinz Strunk / Dennis Dirksen

Heinz Strunk im Gespräch mit Ulrike Moser - Cicero Podcast Literaturen: „Ich bin ganz oft ins kalte Wasser gesprungen“

Vom harmlosen Titel sollte man sich nicht täuschen lassen. Heinz Strunks neuer Roman „Ein Sommer in Niendorf“ ist keine launige Sommerfrische-Lektüre, sondern schildert eine Reise in den Abgrund. Wieder einmal erweist sich Strunk als Meister der Tristesse und des Verfalls. Und als großer Humorist. Im Cicero-Podcast Literaturen spricht er über seinen Roman, über das Älterwerden, über Sex und den Reiz der Trostlosigkeit, aber auch über Erfolg und Anerkennung.

Autoreninfo

Ulrike Moser ist Historikerin und leitet das Ressort Salon bei Cicero.

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Vor kurzem ist Heinz Strunk 60 Jahre alt geworden. Er hat erst spät mit dem Schreiben angefangen, mit 42 Jahren. Sein Debüt „Fleisch ist mein Gemüse“ verkaufte sich eine halbe Millionen Mal, der Roman „Der goldene Handschuh“ über den Frauenmörder Fritz Honka mehr als 300.000 Mal. Cicero hat ihn zuletzt in seiner Liste der wichtigsten Intellektuellen auf Platz 122 geführt. Was Strunk überrascht hat. „Es gibt den schönen Satz“, sagt Strunk im Gespräch mit Ulrike Moser, Ressortleiterin Salon bei Cicero, „dass zwischen Dichter und Denker ein himmelweiter Unterschied liegt. Ich sehe mich als Dichter.“

Sein neuer Roman „Ein Sommer in Niendorf“ erzählt vom erfolgreichen Wirtschaftsanwalt Roth, der sich eine dreimonatige Auszeit genommen hat, um an der Ostsee ein Buch über seine Familie zu schreiben. Doch mehr und mehr entgleitet ihm das Projekt, mehr und mehr bestimmt der Alkohol Roths Tage, der zusehends verfällt. Überhaupt wird viel getrunken in seinem Buch. Geradezu lustvoll zelebriert Strunk Verfall und den Niedergang, seziert er die körperlichen Unzulänglichkeiten seiner Protagonisten, Verlierertypen, die krachend Gescheiterten, die Jammerlappen, die sich in ihrem Elend eingerichtet haben. Strunks Interesse gilt dem trostlosen Milieu. „Die Beschreibung einer erfolgreichen, glücklichen Familie, die an der Elbchaussee lebt und es sich gut gehen lässt, finde ich literarisch einfach komplett öde“, sagt er.

Man muss wohl schon selbst existentielle Krisen durch- und überlebt haben, um so in den Abgrund zu blicken. „Als rheinische Frohnatur wird man wohl kaum auf die Idee kommen, Bücher zu schreiben, wie ich es tue.“ Und doch ist es gerade Strunks Komik, die die Abgründigkeit seiner Bücher auffängt. „Da gibt es nicht viele von, in aller Unbescheidenheit, die  dann noch irgendwie das Fach Humor halbwegs beherrschen“, sagt Strunk. Dem ist nichts hinzuzufügen.

Das Gespräch wurde am 14. Juni 2022 aufgezeichnet.

 

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