
- Glück allein macht auch nicht glücklich
Die Deutsche Post hat einen neuen Glücksatlas für Deutschland herausgegeben. Erstaunliches Fazit des Buches: Das Glück schwankt und ist nicht von Dauer. Bei sowenig Erkenntnisgewinn wäre es vermutlich besser, das Glück endlich wieder zur Privatsache zu erklären.
„Es ist das Glück ein flüchtig Ding, und war’s zu allen Tagen“, dichtete der einst überaus populäre und inzwischen vergessene Lyriker Emanuel Geibel. Was soll man sagen? Geibel hatte recht. Mehr noch: Wäre das Glück stetig, es wäre nicht. Nur zeitlich begrenztes Glück ist Glück. Andauerndes Glück beginnt sich früher oder später schal anzufühlen. Es langweilt. Es macht dumpf.
Das ist der einfache Grund dafür, dass Glücksratgeber in Wohlstandsgesellschaften so reißenden Absatz finden. Wo der Einzelne aller existentiellen Nöte beraubt ist und somit nach traditionellen Vorstellungen als glücklich gelten müsste, fühlen sich immer mehr Menschen niedergeschlagen, antriebslos und geraten in Sinnkrisen. Glück allein macht nicht glücklich, so viel kann man sagen.
Allerdings neigen Massenkonsumgesellschaften dazu, Glück als eine Art Grundrecht zu begreifen. Damit wird die Sache politisch. Das Recht des Bürgers besteht nun nicht länger allein darin, dass der Staat nach Möglichkeit Unglück (Hunger, Gewalt, Kriminalität) abzuwehren versucht, vielmehr hat er durch sozialpolitische Maßnahmen aktiv für das Glück seiner Bürger zu sorgen, für Selbstverwirklichung, Bildung, Freizeit und Karriere. Der Staat soll zum Wellnessstaat werden.