
- Keine Aura ist doch auch ein hübsches Geschäft
Ästhetischer Populismus: Das von Banksy geschredderte Banksy-Bild zeigt die Scheinheiligkeit des Kunstmarkts
Eine Kolumne über Banksy zu schreiben, war nicht meine Idee. Ästhetischer Populismus solle nicht über Gebühr belohnt werden. Jenes Bild vom Ballonmädchen, Spray auf Pappe, das am 5. Oktober exakt auf den Hammerzuschlag bei knapp 1,2 Millionen Euro durch den Goldrahmen geschreddert kam, war von den Medien doch bis zum Überdruss durchgenudelt worden! Die Redaktion ließ nicht locker, also leistet jetzt auch Cicero seinen ehrenamtlichen Beitrag zur Wertsteigerung von Spektakelkunst durch öffentliche Aufmerksamkeit.
Nachdem sich der Schock über die angebliche Selbstzerstörung des Werkes beim naiv kunstgläubigen Publikum gelegt hatte, kursierte schon bald in den einschlägigen Onlinemedien das Gerücht, Banksy selbst sei nicht nur Einlieferer, sondern auch der zuschlagende Bieter dieser Auktion gewesen. Abwegig wäre das nicht. Sein Freund, Damian Hirst, hat es ihm vorgemacht, damals, 2007, als der legendäre Diamantschädel zur Versteigerung kam. Bei hochpreisiger Kunst ist Insiderhandel nicht unüblich, denn der hilft, Wertansprüche hochzuschrauben und Preise zu halten.