Kidneybohnen
Kidneybohnen-Ernte in Kalkhorst, Mecklenburg-Vorpommern / dpa

Genuss mal anders - Das Gericht zum Wahlabend

Auch unser Genusskolumnist wird die meiste Zeit des morgigen Wahlabends vor dem Fernseher verbringen. Und wagt dabei einen kulinarischen Ausflug in eine der möglichen Koalitionsdestinationen – Jamaika.

Autoreninfo

Rainer Balcerowiak ist Journalist und Autor und wohnt in Berlin. Im Februar 2017 erschien von ihm „Die Heuchelei von der Reform: Wie die Politik Meinungen macht, desinformiert und falsche Hoffnungen weckt (edition berolina). Er betreibt den Blog „Genuss ist Notwehr“.

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Am Sonntag ist es wieder soweit. Punkt 18 Uhr senden die großen TV-Stationen ihre ersten Prognosen zum Ausgang der Bundestagswahl, rund 30 Minuten später wird es die erste Hochrechnung geben. Möglicherweise sind die Mehrheitsverhältnisse dann bereits weitgehend klar, und das Geunke und Geraune über mögliche Koalitionen wird den Verlauf des weiteren Abends prägen. Aber vielleicht lassen die ersten Zahlen auch noch viele Möglichkeiten offen, weil es sehr knapp geworden ist.

Statt Chips und Bier

Dass man so einen Abend auch kulinarisch angemessen gestalten sollte, liegt eigentlich auf der Hand. Also nicht nur wie beim Fußball mit Chips und Bier vor der Glotze hängen. Oder Frustsaufen beziehungsweise freudiges Anstoßen mit Champagner. Da es sich eingebürgert hat, einige auch diesmal denkbare Konstellationen mit griffigen Flaggensymbolen zu versehen, kann man ruhig mal einen Ausflug in eher exotische Kochgewohnheiten ins Auge fassen. Schließlich haben wir es künftig möglicherweise mit einer Kenia- (CDU/CSU, SPD, Grüne) oder Jamaika-Koalition (CDU/CSU, Grüne, FDP) zu tun. Eine Ampel (SPD, Grüne, FDP) kann man kulinarisch kaum darstellen, das gilt auch für Rot-Rot-Grün. Und eine Deutschland-Koalition (CDU/CSU, SPD, FDP) wäre küchentechnisch allzu beliebig.

Warum nicht mal Jamaika?

Bleiben wir also bei Jamaika. Ohnehin kann ein bisschen karibisches Sommer-Sonne-Party-Feeling angesichts des unerbittlich Einzug haltenden schmuddeligen Herbstes nichts schaden. Und bevor man sich Gedanken über raffiniert marinierte Teile von Fischen, Hühnern und Schweinen oder die Zubereitung von Kochbananen macht, sollte man sich der Basis der meisten karibischen Gerichte widmen: Reis mit Bohnen. Zugegeben, das klingt äußerst profan. Aber bei der Zubereitung kann man sehr viel falsch machen – und auch sehr viel richtig.

Wer jetzt einfach eine Dose Kidneybohnen nimmt und deren Inhalt zusammen mit Reis so lange kocht, bis er weich ist, befindet sich schon mal auf dem Holzweg. Wir nehmen getrocknete Bohnen, die wir über Nacht einweichen. Die Bohnen dann mit braunem Zucker, Lorbeerblatt und zerstoßenem Pfeffer 30 bis 40 Minuten kochen, anschließend abgießen und etwas salzen.

Diesmal geht es um die Basis

In einer Pfanne werden jetzt Zwiebeln, Knoblauch, Chilischoten angeschwitzt. Den Reis mitsamt frischem Thymian und den Bohnen dazugeben. Das wird dann mit Kokosmilch (ungezuckert) und Hühnerbrühe aufgegossen. Auf kleiner Flamme 20 Minuten köcheln lassen, bis der Reis (nicht zu) weich ist. Optimal gelaufen ist es, wenn der Reis die ganze Flüssigkeit aufgenommen hat. Falls das nicht geklappt hat, entweder abgießen oder etwas Brühe nachgießen.

Das schmeckt jetzt schon ziemlich gut, aber Reis mit Bohnen als Solo-Gericht ist hierzulande wohl kaum vermittelbar. Daher wird das Geköchelte jetzt eigentlich warmgestellt, besagte „raffiniert marinierte Teile von Fischen, Hühnern und Schweinen“ werden gebraten, und aus der Marinade machen wir eine Soße. Doch das ist ein anderes Thema, und da morgen Wahltag ist, geht es in dieser Kolumne um die Basis – nicht nur des politischen Systems, sondern auch der Speisezubereitung.

 

Reis mit Bohnen „Jamaika“

Zutaten für 4 Personen

250 g Reis

100 g getrocknete Kidneybohnen

200 ml Kokosmilch

500 ml Geflügelbrühe

2 Thymianzweige

2 kleine , gewürfelte Zwiebeln

3 gehackte Knoblauchzehen

2 entkernte, gehackte Chilischoten (die ganz Harten können die Kerne auch drinnen lassen)

1 TL brauner Zucker

1-2 Lorbeerblätter

Salz, grober schwarzer Pfeffer

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Klaus Funke | Sa., 25. September 2021 - 12:14

Man nennt diese Bohnen auch Knallschoten. Das absolut passende zum Wahlabend! Da heißt: Ich werde nicht feiern - egal, wer gewinnt. Für einen halbwegs normalen Bürger gibt es nichts zu feiern. Wir können nur abwarten, was uns alles bevorstehen könnte. Es wird nichts Gutes sein. Auf kleinen Fall. Da sind schon diese "mexikanischen" Bohnen das Richtige. Mir fällt der der "müde Joe" ein (Terence Hill). Der fraß die Bohnen mit Speck aus einer öligen, dreckigen Pfanne, dass es ein Spaß war, ihm zuzuschauen. Guten Appetit.

Die geschilderte, geniale Szene mit dem Bohnenverzehr:

Terence Hill: "Solange die Bohnen noch schmecken ist mir alles andere scheißegal!"

Martin janoschka | Sa., 25. September 2021 - 13:10

Alternativ könnte man bei der CDU auch eine Schlachtplatte servieren. Sorry, den Kommentar kann ich mir nicht verkneifen.

Enka Hein | Sa., 25. September 2021 - 17:31

...ist mein Gericht zum Wahlabend.
Das kommt der Sache am Nächsten.
Mahlzeit.