
- Wenn das Meer den Gaumen kitzelt
In Deutschland haben Austern immer noch das Image des snobistischen Genusses. Warum eigentlich, fragt sich Rainer Balcerowiak und verweist auf das Nachbarland Frankreich, während er ein paar Austern schlürft.
Manchmal möchte man Franzose sein. Denn ein Land, wo es in gewöhnlichen Markthallen und zumindest in Küstennähe auch an Imbissbuden stets frische Austern und ein Glas passenden Wein statt Currywurst und Flaschenbier gibt, demonstriert schon mit dieser Petitesse seine hoch entwickelte Genusskultur. Rund eine Milliarde Austern verzehren die Franzosen pro Jahr, und zwar quer durch alle Bevölkerungsschichten.
Vergleichszahlen für Deutschland habe ich nicht in Erfahrung bringen können, doch die dürften vergleichsweise mickrig ausfallen. Die himmlischen Glibberteilchen gelten hierzulande noch immer als ziemlich elitäres, gar dekadentes Vergnügen der Schicki-Micki-Gesellschaft. Und viele Menschen finden rohe Austern aufgrund ihrer Konsistenz schlicht eklig. Zumal man sie lebend essen muss, andernfalls kann man ziemlich böse Überraschungen erleben.