- Auf falscher Distanz
Mit dem KZ-Arzt Josef Mengele befassten sich bereits etliche Filme und Bücher. Von dessen Jahren im südamerikanischen Exil erzählt nun „Das Verschwinden des Josef Mengele“. Den entscheidenden Fragen geht das Drama aber aus dem Weg.
Sein Krieg ist noch nicht vorbei. Josef Mengele gerät in Panik, als er 1956 im Zentrum von Buenos Aires einer Gruppe jüdischer Männer begegnet. Kurz versteckt er sich in einer Bar, dann hastet er in einem Taxi zum Flughafen. Vor zwölf Jahren war er noch Arzt im Vernichtungs- und Konzentrationslager Auschwitz – verantwortlich für zahlreiche Todesurteile, Selektionen und brutalste Menschenversuche. Nachdem die Schlinge der Fahndungen um ihn herum immer enger wurde, tauchte Mengele unter falschem Namen 1949 in Argentinien unter. Mit dem Sturz Juan Peróns aber verschlechterte sich die Sicherheitslage für ihn und weitere Exil-Nazis. Ein vielversprechender Moment, an dem Regisseur Kirill Serebrennikov sein biografisches Drama „Das Verschwinden des Josef Mengele“ beginnen lässt.
Basierend auf dem gleichnamigen Roman des französischen Autors Olivier Guez erzählt der Film das Leben Mengeles zwischen 1956 bis zu dessen Tod 1979 in der brasilianischen Küstenstadt Bertioga. Beim Schwimmen im Atlantik erlitt er einen Schlaganfall und ertrank. Guez gelang vor acht Jahren ein Bestseller. Er besticht durch seinen nüchternen, dokumentarischen Stil. Der Mensch Mengele bleibt dabei bewusst unfassbar. Insbesondere diesen Aspekt reproduziert die filmische Adaption des Russen Serebrennikov – übrigens ein Putin-Kritiker, der selbst im (Berliner) Exil lebt. Psychologische Nähe wird vermieden. Man erfährt, wann Mengele wie lebt, sich tarnt, wer ihn finanziert und unterstützt. Das Buch ist ein Portrait der Verdrängung. Der Film tut es ihm gleich. Und genau das ist sein Problem.
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... wenn sogar künstlerische Schwergewichte (oder sind´s nur vermeintliche?) wie Herr Serebrennikov solchen Fragen nicht mal annähernd auf die Spur zu kommen scheinen.
Wenn er demnach z. B. wohl auch gegenüber Putin (bitte nicht gleich loszetern, ich VERGLEICHE den nicht!), einem sicher auch nicht ganz einfachen Charakter, mehr zu sagen oder zu zeigen wüsste - wer denn dann?
Etwas erschrocken frage ich, ist "Wissenschaftsgläubigkeit" neuerdings eine Art Vorstufe zu Psychopathie und Sadismus?
Ich hoffe die Autorin verordnet die im Text nebeneinander gesetzen Begriffe nicht wirklich zusammen in eine Kategorie.
