
- Von bösen Mächten
Radikale Rechte und Evangelikale in den USA haben Dietrich Bonhoeffer für sich entdeckt. Auch das Biopic „Bonhoeffer“ geriet in den tobenden Kulturkampf. Dabei ist der Film ideologisch unverdächtig. Allerdings überzeichnet und verzerrt er deutlich.
Mit seiner Verhaftung hat er stets gerechnet. Dass der Theologe Dietrich Bonhoeffer nicht mehr lange unentdeckt tätig sein kann, ist ihm bewusst. Am 5. April 1943 setzt die Gestapo seinem Kampf gegen das NS-Regime ein Ende. Im Strafgefängnis Berlin-Tegel bezieht er eine verschmutzte Einzelzelle. Niemand spricht mit ihm. Er schreibt zahlreiche Briefe. An die Familie, Freunde und seine Verlobte Maria von Wedemeyer. Die Korrespondenzen seiner letzten 23 Monate werden nach seinem Tod veröffentlich und zum theologischen Klassiker: „Widerstand und Ergebung“. Im Gestapogefängnis an der Prinz-Albrecht-Straße 8 verfasst er im Dezember 1944 das berühmte Gedicht „Von guten Mächten treu und still umgeben“. Im Angesicht des Todes sind diese Verse sein persönlicher Abschied voller Trost, Dankbarkeit – und Frömmigkeit. Denn auch in diesen schweren Stunden spürt er die Gegenwart Gottes.
Doch wer war dieser Dietrich Bonhoeffer eigentlich? Eine Schar Gläubiger und Nichtgläubiger ging dieser Frage nach. Weltweit. Darunter Biografen, Pastoren, Wissenschaftler und Künstler. Bonhoeffer selbst fragte in dem Poem „Wer bin ich?“: „Bin ich das, was andere von mir sagen? Oder bin ich nur das, was ich selbst von mir weiß?“ Eine passende Antwort konnte bislang niemand finden. Zu bedeutend waren die Rollen, die dieser außergewöhnliche Mann in seinem nur 39 Jahre andauernden Leben erfüllte. Egal, ob als Theologe, Pastor, Pazifist, Lehrer, Widerstandskämpfer oder Märtyrer. Vermutlich aufgrund der Hingabe, mit der er sich seinen Aufgaben widmete, und der glaubensfesten Entschlossenheit, die seinen Charakter prägte, verleihen ihm Anhänger bis heute den existentiellsten und zugleich mystischsten Titel: Heiliger.
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Liebe Frau Kähler,
warum wurde der Film über den "deutschen Helden Bonhoeffer" nicht von einem deutschen Regisseur gemacht und nicht mit deutschem, sondern mit belgischem und irischem Geld finanziert?
Ich glaube, dass eben der "Antifaschimus", den die "demokratische Mitte" wie eine Monstranz vor sich herträgt, eben nur eine "Monstranz" ist. Eine inhaltliche Auseinandersetzung bleibt auf wenige historische Fachleute und auf die weniger werdenden Christen beschränkt, die es in Deutschland noch gibt.
In manchen Kirchengemeinden bemüht man sich ernsthaft, z. B. in Berlin in der Gemeinde Tiergarten-West.
Etwas albern finde ich es, wenn man sich in diesem kleine Kreis nun darüber ärgert, dass Bonhoeffer in anderen Ländern und in anderen Kirchen anders gesehen wird als hier.
Bonhoeffer wusste genau, dass die deutsche Art von Kirche und Theologie nicht die alleinseligmachende Verkörperung der christlichen Botschaft war. Ihn hätte die ästhetische und theologische Arroganz sicherlich geärgert.