Demo in London
Kundgebung gegen den Obersten Gerichtshof und dessen Entscheidung über die Definition der Frau im Gleichstellungsgesetz in London / picture alliance/dpa/AP | Alastair Grant

Innerfeministisches Zerwürfnis - Der moderne Queerfeminismus verrät den Kampf für Frauenrechte

Abgesehen davon, dass der moderne Queerfeminismus jedem Mann erlaubt, sich per Gefühl zur Frau zu erklären, hat er noch etwas zu bieten, das die hart erkämpften Rechte der Frau schmälern wird: Er drängt die Frau in eine Opferrolle.

Autoreninfo

Antje Jelinek ist Apothekerin und Biologie-Chemie-Lehrerin. Nach Pharmaziestudium und Promotion arbeitet sie in öffentlichen Apotheken und bildet verschiedene Gesundheitsberufe aus. Sie unterrichtet an einer Regelschule und hält Vorlesungen zur Klinischen Pharmazie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Im Elsevier-Verlag hat sie mehrere Bücher zu Arzneimitteln herausgegeben und ist Autorin für pharmazeutische Fachzeitschriften und das Blog Ruhrbarone

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Unter Feminismus verstand ich immer den Kampf für Frauenrechte, für die Gleichberechtigung, zur Beseitigung aller Nachteile, die Frauen gegenüber Männern aufgrund ihrer biologischen Besonderheiten haben. Doch heutzutage ist der Feminismus-Begriff nicht mehr klar definiert. Mittlerweile ist es sogar schwierig geworden, die einfache Frage zu beantworten: Was ist eine Frau?

Während feministische Strömungen wie zum Beispiel Gleichheitsfeminismus, Radikalfeminismus oder Anarchofeminismus kleinere Unterschiede in Zielen und Vorgehensweisen aufweisen, aber in der Sache immer noch grundsätzlich den Kampf der Frauen für ihre Rechte darstellen, ist der Feminismus der Dritten Welle, der moderne Queerfeminismus, fundamental anders ausgerichtet.

Ihm geht es nicht mehr nur um biologische Frauen, sondern auch um Männer, die sich als Frau oder keinem Geschlecht zugehörig (nonbinär) fühlen. Moderner Feminismus muss intersektional sein, höre und lese ich immer wieder. Feminismus muss woke sein und möglichst viele Opfergruppen einschließen. So sind Trans-Frauen für woke Menschen Frauen. Ihnen stehen deshalb die gleichen Rechte zu wie den biologischen Frauen. So will es der Queerfeminismus. 

Aber warum eigentlich? Es sind biologische Männer mit all den Vor- und Nachteilen der Biologie gegenüber biologischen Frauen. Und es ist auch irgendwie modern geworden, sich als „Trans-Frau“ überhaupt nicht mehr an das weibliche Geschlecht anzupassen. Mann liebt seinen Penis, seine tiefe Stimme, seine Muskulatur, nur die Kleidung und das Make-Up entsprechen denen von Frauen. Er bzw. sie sieht aus wie ein Mann im Kleid, möchte aber als Frau wahrgenommen und behandelt werden. Wegen einer Verkleidung fordern diese biologischen Männer hart erkämpfte Frauenrechte ein? 

ÖRR eindeutig pro Queerfeminismus

Auch Nonbinären und Agender-Personen oder irgendwelchen anderen lustigen Identitäts-Facetten, die unter dem Trans-Umbrella zu finden sind, sollen Frauenrechte zustehen. Mehr noch: Die biologische Frau steht in der woken Opfer-Hierarchie deutlich unter den Männern, wenn sie sich als Frau oder als nonbinär identifizieren und entsprechend verkleiden. Dieser FLINTA-Feminismus – FLINTA steht für Frauen, Lesben, Intersexuelle, Nonbinäre, Transsexuelle und Agender-Personen – wird uns heute als progressiv verkauft, obwohl er Geschlechter-Stereotype quasi zementiert. 

Wer da nicht mitspielen will, bekommt ganz schnell Probleme. Abweichler werden als transphob und als rechtsaußen hingestellt. Prominentes Beispiel ist J.K. Rowling, die es geschafft hat, mit ihren ausschließlich für biologische Frauen und Mädchen gedachten Hilfsaktionen zu einem Hassobjekt zu werden. Ausgrenzung und Denunziation, die einer sozialen Ächtung gleichkommen, drohen Frauen, die es wagen, ihre Rechte nur für sich als biologische Frauen einzufordern. 

Besonders der Radikalfeminismus widersetzt sich hartnäckig der Sichtweise des Queerfeminismus, Männer per Gefühl zur Frau zu machen. Das hat sogar zur Erfindung einer neuen Beleidigung geführt. TERFs, was für „Transexkludierende Radikalfeministinnen“ steht, sind in den Augen der Aktivisten des Queerfeminismus verachtenswert, und Gewalt gegenüber diesen ist durchaus gerechtfertigt. 

Plakat beim Christopher Street Day 2023 
Foto: Lucas Werkmeister, Lizenz: CC BY 4.0

Frauen, die skeptisch sind, ob Männer in Frauenkleidern Frauen sind, dürfen auf Plakaten sterben, angepisst oder vulgär zum Oralverkehr aufgefordert werden. Bei den Protesten gegen die Entscheidung der obersten Gerichtbarkeit Großbritanniens, dass Frauenrechte biologischen Frauen zustehen, konnte man in London viele Bilder von meist männlichen Aktivisten sehen, wie sie ihre Abscheu gegenüber den kritischen Feministinnen zum Ausdruck brachten

Wenn die Gegnerinnen des Queerfeminismus nicht beleidigt und bedroht werden, werden sie in Vereinen und in den Medien kaltgestellt und ausgebotet. So geschehen in der Frauenrechtsorganisation Terre de femmes, wo man führende Frauenrechtlerinnen herausgedrängt hat, um für FLINTA statt für biologische Frauen und Mädchen zu kämpfen

Auch der öffentlich-rechtliche-Rundfunk kämpft für den queeren Feminismus. Von Einladungen von Trans-Influencern in Talk-Shows, die ohne jedes Hinterfragen, ob hier tatsächlich eine Geschlechtsdysphorie vorliegt, für ihre Trans-Agenda gefeiert werden, bis Social Media Posts mit queerfeministischer Propaganda (inklusive Blockieren von Kritikern und Löschen kritischer Kommentare): Die Positionierung der gebührenfinanzierten Medien ist klar und eindeutig pro Queerfeminismus

Im Sinne der biologischen Frau

In Großbritannien hat das alles nun vielleicht endlich ein Ende gefunden. Hier hat der Supreme Court klargestellt, Frauenrechte sind für Frauen da, und zwar für die echten, die biologischen. In Deutschland sind wir leider noch nicht so weit. Aber es gibt Hoffnung. Es war eine Gerichtsentscheidung, die in Großbritannien zu einem Umdenken geführt hat und gleich einem Dominoeffekt weitere Entscheidungen im Sinne der biologischen Frau nach sich gezogen hat. 

Auch in Deutschland wurde gerade ein Verfahren eröffnet, bei dem eine „Trans-Frau“ gegen ein ausschließlich für Frauen gedachtes Fitnessstudio klagt. Wie wird der Fall ausgehen? Bekommen wir auch in Deutschland einen Präzedenzfall, der klarstellt, Frauen sind biologische Frauen und haben deshalb entsprechende Rechte? Laura H., die „Klägerin“ in diesem Fall, ist übrigens ein voll intakter biologischer Mann, der bewusst ein Fitnessstudio ausgewählt hat, das explizit für Frauen gedacht ist. Und nun klagt er, weil ihm der Zutritt verweigert wurde. Ich habe große Zweifel, dass Laura H. unter Geschlechtsdysphorie leidet.

Man könnte mir nun aufgrund meiner Zweifel unterstellen, dass auch ich transphob bin. Ich hatte aber, wenn ich zurückblicke, nie Probleme mit Menschen, die wirklich unter Geschlechtsdysphorie leiden. Der Umgang mit ihnen fiel mir immer leicht. Ich fühlte mich auch nie durch sie bedroht. Es gibt allerdings einen wesentlichen Unterschied zwischen „Trans-Frauen“ wie Tessa Ganserer, Georgine Kellermann und Laura H. zu Männern, die tatsächlich unter einer Geschlechtsdysphorie leiden und als Frauen leben möchten. 

Diese angeblichen Trans-Frauen fallen auf – und zwar gern. Sie wissen ganz genau, dass sie durch ihr Aussehen provozieren, und das wollen sie auch. Es ist ein essentieller Teil ihres Transaktivismus. Menschen mit Geschlechtsdysphorie hingegen, die tatsächlich ihre Geschlechtsmerkmale ablehnen, wollen nicht als Transperson, sondern als das andere Geschlecht wahrgenommen werden, dem sie sich zugehörig fühlen. Sie verhalten sich deshalb äußerst unauffällig und dem biologischen Geschlecht gegenüber, das sie gerne wären, auch immer sehr respektvoll. Das war zumindest vor dem Aufstieg des Queerfeminismus immer meine Wahrnehmung.

Biologisches Geschlecht als Spektrum

Dass „Trans-Frauen“ geschützte Räume, Frauenquoten und andere Rechte der Frauen für sich einfordern und mit Kritikerinnen nicht zimperlich sind, ist aber noch nicht alles. Die Postmoderne geht soweit, uns einzureden, dass Mann und Frau gar nicht existieren. Biologisches Geschlecht ist ein Spektrum, so heißt es. Und auch Jan Böhmermann verkündete dies vollmundig im ÖRR

Soll es also keine Rolle mehr spielen, ob jemand eine Vagina besitzt und Kinder gebären kann oder einen Penis und ausgiebig natürliches Testosteron? Ist körperliche Überlegenheit – und niemand wird bestreiten, dass Männer durch ihre wesentlich höhere Testosteronproduktion diese in aller Regel gegenüber Frauen besitzen – nicht mehr relevant? Die biologische Möglichkeit, mit einem Penis zu penetrieren, so dass Mann in der Lage ist, mittels Spermien freiwillig oder unfreiwillig Frauen zu befruchten, soll keine Rolle mehr spielen? 

Wir haben die Ungerechtigkeiten durch biologische Männer, die sich zur Frau erklärten, bereits miterleben können. In Frauengefängnissen und im Sport hatten biologische Frauen bereits das Nachsehen. Trans-Frauen räumten Medaillen ab und in Frauengefängnissen vergingen sich Trans-Frauen an biologisch weiblichen Insassen. In Großbritannien stellte man zudem erst kürzlich erschrocken fest, wie sehr statistische Daten, zum Beispiel in der Medizin, Bildung oder Polizei, dadurch verfälscht werden, dass biologische Männer und Frauen nicht mehr als solche erfasst werden

Gemeldet, erfasst und bekämpft

Der moderne intersektionelle Queerfeminismus schwingt sich heute zu der einzig wahren Strömung des Feminismus auf. Feministinnen wird nicht nur eingeredet, dass sie ihre hart erkämpften Rechte an die Männer, die sich als trans bezeichnen, abzugeben haben, sondern sie sollen diese auch noch aktiv für diese Männer einfordern

Der Queerfeminismus hat für die Durchsetzung seiner Ziele auch wirkungsvolle Instrumente geschaffen. Nicht nur den ÖRR und viele linke Medien, auch wichtige Entscheidungsträger in der Politik konnten die Aktivisten für die Sache gewinnen. Der größte Erfolg des Queerfeminismus war sicher das Selbstbestimmungsgesetz, das die Ampelregierung verabschiedet hat, so dass nun jeder Mann nach Belieben für ein Jahr oder länger Frau sein kann. 

Neben den erwähnten Diffamierungen von Radikalfeministinnen auf Demos oder auf Social Media wird auch häufig das Narrativ bemüht, dass die angebliche „Transphobie“ eng mit rechtsextremistischem und antisemitischem Gedankengut verknüpft wäre. Auch NGOs mischen kräftig mit, darunter die Amadeu Antonio Stiftung mit ihrer „Meldestelle für Antifeminismus“, die ganz akkurat definiert, wie Feminismus zu sein hat. Alles andere, und auch jede Kritik am Queerfeminismus wird in die Schublade Antifeminismus eingeordnet und muss gemeldet, erfasst und bekämpft werden. 

In die Opferrolle gedrängt

Abgesehen davon, dass der Queerfeminismus jedem Mann erlaubt, sich per Gefühl zur Frau zu erklären, hat der moderne Feminismus noch etwas zu bieten, das am Ende die hart erkämpfen Rechte der Frau schmälern wird. Es ist die Opferrolle. Früher stand für Feministinnen die Emanzipation, die nach der Durchsetzung der Frauenrechte auch das individuelle Realisieren dieser Rechte durch die Frauen meint, im Vordergrund. Heute ist das Patriarchat an allem schuld. Mit Quoten, Scheinkämpfen und einer ordentlichen Portion Awareness wird Frauen heute abtrainiert, für sich selbst zu kämpfen. 

Awareness-Konzepte rufen zum petzen auf, nicht zur Selbstverteidigung. Frauenquoten diskriminieren nicht nur die unmittelbar benachteiligten Männer, sondern auch die Frauen selbst. Als Quoten-Frauen werden sie von vornherein als bevorzugt und potentiell inkompetenter wahrgenommen. Frauen wird eingeredet, dass so etwas wie Mikrofeminismus, wo Frauen im Alltag durch alberne Gesten gegenüber Männern auf Ungleichheiten aufmerksam machen, hilfreich ist. Auch das Märchen vom Gender-Pay-Gap wird immer wieder gern bemüht. Doch diese angebliche Ungleichbezahlung gibt es nicht. 

Frauen sollen um Quoten kämpfen, die völlig an der Realität vorbeigehen. 50%-Quoten in typischen Männer- oder Frauenberufen sind nicht nur aus gesellschaftlicher, sondern auch aus biologischer Sicht weder umsetzbar noch zielführend. Wenn sich Frauen für ein traditionelles Leben als Hausfrau und Mutter entscheiden, werden sie als antifeministisch etikettiert. Eine Frau darf aber auch Mutter sein und auf die Karriere verzichten. Es bietet sich biologisch an, ist aber kein Muss. Es ist vor allem eine Frage der weiblichen Selbstbestimmung, für die der Feminismus einmal gekämpft hat. 

Gleichberechtigung statt Gleichmacherei

Wirkliche Kämpfe der Feministinnen – zum Beispiel gegen Prostitution, Pornografie oder die Unterdrückung von Frauen in islamisch geprägten Familien – werden hingegen nicht nur ignoriert, sondern von Teilen der queerfeministischen Szene sogar aktiv bekämpft. Da spricht man dann je nach Kontext von „sexueller Entfaltung“ und „Sexarbeit“ oder von einer „Toleranz gegenüber anderen Kulturen“ und verschließt die Augen vor der real existierenden Unterdrückung und Ausbeutung von Frauen

Feminismus sollte zur Stärkung der Frau und ihres Selbstbewusstseins führen. Frauen sollten nicht durch Zwang und Quoten in Rollen gedrängt werden, in denen sie sich nicht wiederfinden. Quoten, die an der Realität vorbeigehen, sind hier genauso fehl am Platz wie Männerhass. Und Trans-Frauen sind keine Frauen, sondern eben Männer, die gern Frauen wären, und ihnen steht die Opferrolle genauso wenig wie den biologischen Frauen. 

Ein gesunder und sinnvoller Feminismus ist ein Feminismus, der für Frauen da ist, und zwar unter Berücksichtigung ihrer biologischen Besonderheiten. Vor allem die Fähigkeit Kinder zu gebären und die körperliche Unterlegenheit der Frauen dürfen nicht ignoriert werden. Damit Frauen selbstbewusst und frei ihre Möglichkeiten nutzen können, muss es ein faires Miteinander mit gleichen Rechten für beide Geschlechter geben, aber keine Negierung biologischer Unterschiede. Gleichberechtigung darf keine Gleichmacherei sein. 
 

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Dorothee Sehrt-Irrek | Mo., 19. Mai 2025 - 13:21

in Literatur und Film zu "Trans"-Menschen und die wenigsten fallen meiner Erinnerung nach so positiv aus wie in dem Film "Das Konklave".
Im Gegenteil gelten sie teils als gefährlich?
Der Kampf dieser Menschen um Anerkennung kommt also nicht von ungefähr.
Ich glaube zwar persönlich nicht daran, dass man sich sein Geschlecht aussuchen kann, aber vielleicht sind manche Personen noch auf einem "biologischen" Weg, wenn sie geboren werden?
Ich weiss nicht, ob eine Forschung dazu mit den Menschenrechten vereinbar ist.
Wenn nicht, sollte sie unterbleiben.
Ich plädiere jedenfalls für einen geöffneten "biologischen" Ansatz, nicht für einen "ausschliessenden".
Time will tell

Brigitte Miller | Mo., 19. Mai 2025 - 13:49

grossartiger Text, Frau Jelinek und die Frage "Aber warum eigentlich?" sollte sich jeder stellen.
Warum eigentlich? Warum machen soviele Politiker begeistert mit bei diesem Irrsinn?
Wem genau solte er nützen und wem genau schaden?
Man könnte ja sagen, ursprünglich ging es um die Rechte von Transmenschen und queeren Personen, aber so viele davon gibt es gar nicht, dass man jegliche Vernunft abwerfen und Fakten verleugnen müsste.
Dass man etwas so Bizarres wie das "Selbstbestimmungsgesetz" implementieren müsste.
Die Neo-Feminnistinnen in der CH z.B. setzen sich nicht für Gleichberechtigung ein ( die bei uns längst erreicht ist) , sondern für Bevorzugung bei gleichzeitiger Schwächung der Frau .
Sie ist ein Wesen, das man stützen und pampern und ihm sogar die Monathygiene bezahlen muss.Absurd.

Viel zuwenig Frauen sagen öffentlich: ihr sprecht nicht für mich!