
- „Glaube ist nicht Wissen und Beweis“
Annette Kurschus ist die neue Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland. Im Interview spricht sie über Glaubenskrisen, den Vorwurf, ihre Kirche sei eine Art Glaubensarm der Grünen, und die Rolle der Evangelischen Kirche in der Moderne. Kurschus glaubt, Gott könnte die Corona-Pandemie mit einem Fingerschnipsen beenden – und erklärt, warum er es ihrer Meinung nach dennoch nicht tut.
Annette Kurschus ist evangelische Theologin und Pfarrerin, Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen und seit November 2021 Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD); also die oberste Protestantin des Landes. Aufgewachsen ist sie im hessischen Obersuhl und im Siegerland. Ihr Vater war Pfarrer und zeit seines Lebens politisch engagiert. Weil er sich dereinst unter anderem für die Ostverträge einsetzte, wurde ihm der Spitzname „roter Pfarrer“ verpasst. Auch für Kurschus gehören Glaube und Politik zusammen.
Frau Kurschus, Sie sind die Tochter eines Pfarrers, der sein Leben lang politisch engagiert war und den Spitznamen „roter Pfarrer“ hatte. Wie war es für Sie, in einem solchen Pfarrhaushalt aufzuwachsen? War es streng zuhause, oder ging es eher liberal zu?