Seelischer kranker Mensch vor einem Apple-Mac
Kommt in Zukunft seelische Hilfe nicht mehr von Psychologen, sondern von Laptops und iPads? / Barbara Dietl

Digitale Therapien - Die Seele war ein weites Land

Körperlich sind wir längst Cyborgs. Auch die Seele wird inzwischen immer öfter von Apparaten geheilt. Doch kann man das Unbewusste optimieren?

Autoreninfo

Sophie Dannenberg, geboren 1971, ist Schriftstellerin und lebt in Berlin. Ihr Debütroman „Das bleiche Herz der Revolution“ setzt sich kritisch mit den 68ern auseinander. Zuletzt erschien ihr Buch „Teufelsberg“

So erreichen Sie Sophie Dannenberg:

Nicht, dass wir die Seele jemals ganz besessen hätten. Mal gehörte sie der Kirche, mal Sigmund Freud, mal der Werbung. Und alle wussten alles über sie, dass sie ein Flügelwesen sei, ein Apparat, ein Handelsgut. Dann zog sie weiter und änderte ihre Gestalt. Sie ist schon ein recht unstetes Ding, diese Seele. Inzwischen gehört sie dem Internet.

Wie immer einer das findet, unheimlich oder innovativ, es ändert ja nichts daran, dass wir Maschinenwesen sind, Prothesengötter. Schon Descartes fragte sich, als er in seiner zweiten Meditation aus dem Fenster schaute und die Leute auf der Straße vorübergehen sah: „Was sehe ich denn aber außer Hüten und Kleidern, unter denen auch Automaten stecken könnten?“ Und die gleiche Frage kann sich stellen, wer sich dem Internet anvertraut: „Mit wem rede ich denn aber, einem Menschen oder einem Chatbot?“

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Dorothee Sehrt-Irrek | Di., 20. Februar 2018 - 20:33

Artikel gut und deswegen sei erwähnt, dass Sylvia Plath sich umbrachte.
Aus Respekt vor dem was man die Volkskrankheit "Depression" nennt, halte ich mich hier zurück.
Meine These wäre nur, dass das Selbst, das dem Einen oder Anderen abhandenzukommen oder fraglich zu werden scheint, noch nicht einmal das Ich ist, weshalb mir vor allem die Beschäftigung mit dem Unbewussten nicht ausreichend scheint.
Das soll aber nicht die Leistung der Väter und Mütter der Psychoanalyse schmälern.
Kurz, eigentlich eine Sache, über die man besser in Kommentaren nicht schreibt?
Ich für meine Person liebe die Lyrik von Else Lasker-Schüler und bin eine fröhliche Person, wenn man mich lässt.
Wer wird schon gelassen?
Also scheint mir die Befassung mit dem Selbst wichtig, aber nicht ausreichend.
Gesellschaft ist auch eine Herausforderung.
Gegen Optimierung bin ich nur, wenn man sich selbst dabei vergisst.
Geräte werden von Menschen gemacht. Sie sind uns nicht fremd, wenn wir uns schaffend begreifen.

Axel Kreissl | Mi., 21. Februar 2018 - 08:21

Der Computer enthält alle Vorurteile über die Seele, die "Experten" hineinstecken. Wenn ich mit dem Charbot rede, muß ich mich aber am Ende selbst therapieren, denn es ist ja keiner da, der mir eine verbindliche Therapieempfehlung gibt. Freud war schon besser, aber immer noch nicht vollständig. Wenn man protestantisch denkt wie die meisten Deutschen, gehörte die Seele früher der Kirche. Dann besser Freud. Wenn man katholisch denkt und gläubig ist, wie viele außerhalb Deutschlands, gehört die Seele dem, der sie geschaffen hat und das ist Gott und da ist sie in besten Händen, denn entgegen der Auffassung des Zeitgeistes sieht er wirklich alles und kann auch alles heilen. Das ist dann verbindlich und unumstößlich. Dieser Artikel macht aber erschreckend deutlich, daß die westliche "Zivilisation" am absoluten traurigen Tiefstpunkt ihrer Geschichte angekommen ist!

Ich empfehle erneut, gerade zusätzlich zur Psychologie, Nietzsche "Zarathustra", z.B.
"Oh meine Seele, jede Sonne goss ich auf dich und jede Nacht und jede Sehnsucht: - da wuchsest du mir auf wie ein Weinstock" Von der großen Sehnsucht.
Man vergleiche dazu Heinrich Schütz "Ich bin der Weinstock..."
Weiter:
"Aber willst du nicht weinen, nicht ausweinen deine purpurne Schwermuth, so wirst du singen müssen, oh meine Seele! -"
Danach folgt, was mein Leben inspirierte, jeweils gekrönt von dem Satz "Denn ich liebe dich, oh Ewigkeit"
Nachdem ich Nietzsches Gesang hatte auf mich wirken lassen, bin ich nicht mehr, so ich denn manches Mal davon angeflogen worden wäre, bin ich nicht mehr an mir verzweifelt.
Gebt den Menschen die Fragen zu ihrem Herkommen und Hingehen, gebt ihnen Gesang und Poesie. Es wird nicht alles heilen, aber vielleicht verständlicher machen.
Wir leben immer in Sinn, weil wir leben.
Denkt gar nicht erst daran, es Euch zu nehmen.
Spirit: "You`ll never walk alone"

Dorothee Sehrt-Irrek | Fr., 23. Februar 2018 - 14:59

Es geht auch profaner,
Auf meinem Schlafanzug steht
"Stolpern
Aufstehen
Krone richten
Weitergehen"
Ich selber sehe es ja nicht, aber mich inspiriert es.
Nix für ungut und bei allem aufrichtigen Respekt vor den Leidenden.