
- Persona non Greta
Meistgelesener Text im Oktober: Die Frage, was Kabarett darf oder nicht, führt nicht weiter. In der Empörungskultur gibt es kaum Skandalöseres, als Furcht, Panik und Paranoia durch den Bio-Kakao zu ziehen. Wir brauchen das, um aus dem ideologischen Notstand auszusteigen
Wieder einmal steht der deutsche Vorzeige-Kabarettist Dieter Nuhr im Zentrum eines gewaltigen Shitstorms. Anlass sind diesmal seine kritischen und gemäßigt witzigen Aussagen zu Greta Thunberg. Zu diesen Inhalten kann man stehen, wie man will. Ich bekenne mich dazu, eine „Persona non Greta“ zu sein, und ich habe in dieser Kolumne meine Kritik an den Fridays for Future bereits hinlänglich dargelegt. Dennoch fand ich Nuhrs Auftritt eher seicht und oberflächlich. Er erinnerte mich an einen Sprayer, der fix einen bösen Spruch an eine Wand sprüht, um dann schnell den Kopf einzuziehen und abzuhauen.
Doch wie ich seinen Auftritt fand, tut hier nichts zur Sache. Denn es geht hier nicht nu(h)r ums Kabarett, es geht um Meinungsfreiheit. Und diese interessiert sich nicht für Meinungen, sondern für deren Freiheit. Wer bestimmten Meinungen diese Freiheit verwehrt, hat Sinn und Zweck dieses grundlegendsten aller Freiheitsrechte – die Bewahrung der individuellen Freiheit und die Verhinderung eines „Wahrheitsministeriums“ – nicht verstanden.