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Fritz Keller ist als DFB-Präsident zurückgetreten / dpa

Führungskrise beim DFB - Endlich Demokratie wagen

Als Konsequenz aus einem Nazivergleich ist Fritz Keller als Präsident des DFB zurückgetreten. Doch damit wird der von Intrigen und Skandalen gebeutelte Sportverband nicht zur Ruhe kommen. Ein Neuanfang beim DFB kann nur beginnen, wenn der neue Verbandspräsident auf demokratischem Weg gefunden wird.

Autoreninfo

Thomas Dudek kam 1975 im polnischen Zabrze zur Welt, wuchs jedoch in Duisburg auf. Seit seinem Studium der Geschichts­­wissen­schaft, Politik und Slawistik und einer kurzen Tätigkeit am Deutschen Polen-Institut arbei­tet er als Journalist.

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Es ist passiert, und man kann nur sagen endlich. Fritz Keller ist am Montag als Präsident des Deutschen Fußball-Bundes zurückgetreten. Damit zog er die bereits vor einer Woche angekündigten Konsequenzen aus seiner verbalen Entgleisung gegen Rainer  Koch, den 1. Vize-Präsidenten des Verbandes. Am 23. April, während einer Präsidiumssitzung, in der es auch um die fristlose Kündigung seines Büroleiters Samy Hamama ging, verglich Keller den langjährigen Fußballfunktionär und ehemaligen Vorsitzenden Richter des Oberlandesgerichts in München mit Roland Freisler. Als Präsident des Volksgerichtshofs war Freisler eines der Gesichter des blutigen Unrechtssystems der Nationalsozialisten. 

Der unsägliche Nazivergleich war der bisher letzte Höhepunkt einer seit Jahren andauernden Krise im größten Sportverband Deutschlands. Allein die Aufzählung der Skandale, angefangen bei den dubiosen Zahlungen rund um die Vergabe der Weltmeisterschaft 2006  die das damalige Sommermärchen in „Schwarz-Rot-Geil“ 2015 zu einer Sommermärchen-Affäre für die Ermittlungsbehörden machten, über Steuerrazzien bis zu dubiosen Verträgen mit Medienberatern, könnte mittlerweile ganze Chroniken füllen. Und als ob dies nicht genug wäre, warfen auch noch Intrigen und Machtspiele eitler Funktionäre dunkle Schatten auf den DFB.

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Karl-Heinz Weiß | Do., 20. Mai 2021 - 13:01

Der Niedergang des Fußballs in Deutschland kommt nicht von ungefähr. Diese Entwicklung liegt weniger an demokratischen Verfahrensabläufen beim DFB als an einer professionellen Führungsstruktur. Warum findet sich keine Sportlerpersönlichkeit mit Managementerfahrungen? Weil Winzer, Gastronomen und ähnliche Fachleute entscheiden. Ein Jogi Löw hat dies clever erkannt und sich trotz des sportlichen Niedergangs seit der WM 2014 über Wasser gehalten. Jetzt präsentiert er zwei Oldies als Hoffnungsträger des deutschen Fußballs. Der Mann muss in die Politik!

Jens Böhme | Do., 20. Mai 2021 - 13:42

Das Tandem Löw/Bierhoff durfte jahrelang mit Genehmigung des DFB vor sich hin wurschteln, weil Löw/Bierhoff Sonderrechte im DFB genossen/geniessen. Die EM 2021 wird der zweite Tiefpunkt nach der WM 2018 für den DFB. Das Kurzintermezzo von Fritz Keller beim DFB kommt nicht von ungefähr.

Norbert Heyer | Do., 20. Mai 2021 - 16:12

Beim DFB geht es um Macht und Geld - die wichtigsten Treiber für Intrigen. Man hätte gehofft, das Herr Keller als langjähriger Fußball-Funktionär in Freiburg und Gastronom mit bekanntem Weingut entsprechende und notwendige Führungsqualitäten mitbringt. Das wird auch zweifellos vorhanden sein, aber wenn die anderen, mitentscheidenden Akteure eine andere Melodie spielen, kann das Ergebnis kein funktionierendes Orchester ergeben. Schon der unsägliche Steuerskandal um die Weltmeisterschaft in Deutschland für einen Betrag, der für den größten Fußball-Verband der Welt aus der Portokasse bezahlbar wäre, zeigt die ganze Unfähigkeit der Führungsriege. Der beste Fußballer Deutschland wurde dadurch komplett demontiert - heute ist der mediale Dauergast Beckenbauer völlig abgetaucht. Man hat ihn gnadenlos absaufen lassen, um das eigene Fell zu retten. Auslöser des Skandals war dazu noch ein ehemaliger Präsident des DFB durch Anzeige bei den Finanzbehörden. Eine Wende zum Guten ist nicht erwartbar

Bernd Muhlack | Do., 20. Mai 2021 - 16:17

Es gab mal den Peugeot 404, auch als Cabrio; sah echt gut aus.
In diesem Artikel funzt kein einziger Link!
& das ist auch gut so!

Eigentlich wollte ich mich zu diesem Thema nicht mehr äußern.
OK, bevor irgendwo etwas innerlich platzt!

Die Vergabe einer WM/EM/Olympiade ist jeweils die Inkarnation der Korruption - das weiß jeder!

Für das Sommermärchen warben damals u. a. Franz "der Kaiser" Beckenbauer u Claudia Schiffer - why not?
Mit Mutter Beimer u Horst Hrubesch hätte man keine Chance gehabt!
(Hrubesch ist übrigens ein prima Typ!)

Mit dem Kaiser als Teamchef wurden WIR 1990 in ITA WM!
"Gehts aussi und spuilts Fußball!"
JEDER wollte mit dem FRANZ gut Freund sein, insbesondere das ÖRTV!
... und dann der "freie Fall"
Es folgte die Heuchelei!
"Beckenbauer?" - wer ist das?

Soll doch der DFB in Sack u Asche gehen, mit dem Bus "Die Mannschaft" ne Heizdecken-Buße-Tour tun!
Das interessiert doch niemand mehr!

EM 2021?
ACH?
... um es mit der genialen Evelyn Hamann (LORIOT) zu sagen...

Ernst-Günther Konrad | Fr., 21. Mai 2021 - 13:21

Keller hatte keine Chance, den Machtladen DFB umzugestalten. Vieles hinter den Kulissen dürften wir noch gar nicht kennen. Der hat wohl in eine Wespennest gestochen und wurde eben emotional so aufgekocht, dass er einen solchen Vergleich machte. Und wenn der Empfänger dieses Vergleiches auch "nur" Bäckermeister gewesen wäre. Solche Vergleiche verbieten sich immer. Hier sogar schon deshalb, weil es einen tatsächlich einen Richter traf. Wenn sich der DFB nicht komplett strukturell und personell neu aufstellt, geht er zugrunde und mit ihm, der Fußball.
Ich habe da wenig Hoffnung, wenn nur Geld und Macht im Mittelpunkt stehen.