
- Häuser mit Verfallsdatum
Altägyptische Ruinen verströmen auch heute noch Anmut. Moderner Architektur hingegen sieht man schon beim Bau an, dass sie nicht für die Ewigkeit bestimmt ist. Und moderne Möbel verströmen schon beim Zusammenschrauben eine Vorahnung von Sperrmüll, findet Stefan aus dem Siepen.
Thutmosis III., Pharao im 15. Jahrhundert vor Christus, ließ sich eine Grabstätte erbauen, die er „Tempel der Millionen Jahre“ nannte. Offenbar dachte er in großzügigen zeitlichen Dimensionen und legte Wert darauf, seinen Leichnam nicht nur vorübergehend zu konservieren. Seine Erwartungen erwiesen sich als zu optimistisch, denn der Zahn der Zeit hat dem Tempel erheblich zugesetzt. Doch eindrucksvolle Ruinen sind bis zum heutigen Tag zu besichtigen, und eine Skulptur, die aus den Trümmern hervorgezogen wurde, hat ihren Platz im Louvre gefunden: ein perfekt erhaltener Priester mit Lendenschurz und würdiger Miene, dem noch viele Jahre bevorstehen dürften.
Irgendetwas muss sich in den letzten dreieinhalb Jahrtausenden geändert haben, denn wir bauen heute weniger ambitiös. Für welche Nutzungsdauer ist zum Beispiel der Berliner Hauptbahnhof berechnet? Schon wenige Jahre nach seiner Eröffnung tropfte es durch das gläserne Dach, und seither wundert sich kaum noch einer, wenn bei Regen auf den Bahnsteigen Eimer aufgestellt werden. Das Centre Pompidou in Paris, Museum für moderne Kunst, musste 1997, nur 20 Jahre nach seiner Erbauung, generalrenoviert werden. Damals plädierten viele dafür, es kurzerhand abzureißen – Präsident Mitterrand entschied sich jedoch, ihm für 88 Millionen Euro neuen Glanz zu verleihen. Die nächste Renovierungsrunde, notwendig wegen Korrosion und dergleichen, ist für 2023 geplant, soll vier Jahre dauern und 200 Millionen kosten.