Stefan aus dem Siepen hat einen Trick entwickelt, wie er die Schuhe in der Sicherheitskontrolle anlassen kann

Der Flaneur - Fliegen mit Friedrich Engels

Unser Kolumnist Stefan aus dem Siepen hält die Sicherheitskontrollen beim Fliegen für ein ulkiges Schauspiel. Das jedoch erschreckend leicht umgangen werden kann.

Stefan aus dem Siepen

Autoreninfo

Stefan aus dem Siepen ist Diplomat und Schriftsteller. Von ihm erschien zuletzt im Verlag zu Klampen „Wie man schlecht schreibt. Die Kunst des stilistischen Missgriffs“. (Foto: © Susanne Schleyer / autorenarchiv.de)

So erreichen Sie Stefan aus dem Siepen:

Neulich, bei einem Flug von Paris nach Berlin, machte ich die Beobachtung, dass es in Deutschland gewisse Tugenden gibt, die niemals aussterben werden. Ein Grenzbeamter mit teutonischem Bart empfing die ankommenden Reisenden, kaum dass sie die Gangway verlassen hatten, mit dem Satz: „Alle mal nach rechts!“ Die Passagiere stellten sich in einer Reihe auf, auch die Franzosen hatten verstanden, was von ihnen erwartet wurde: Einfache Sprache, untermalt mit Gesten, ist universell. Ein zweiter Teutone führte einen Schäferhund heran, und dieser schnüffelte ausgiebig die gesamte Reihe ab. Da freute ich mich, wieder in der Heimat zu sein; die französische Höflichkeit war mir fast schon auf die Nerven gegangen. 

Wenn der deutsche Außenminister (das Wort in geschlechtsneutralem Sinne verwendet) sich in der „Ministermaschine“ (ebenso) auf eine Dienstreise begibt, wird er immer von hilfreichen Diplomaten-Geistern begleitet. Manchmal hatte ich das Vergnügen, mit von der Partie zu sein, und jedes Mal bin ich, ehe der Flug begann, von einem Sicherheitsmann durchsucht worden. Man weiß ja nie! Eine Ausnahme zu machen, war schon immer der Anfang aller Übel; wenn man erst einmal an einer Stelle nachlässig wird, geraten die Dinge bald überall ins Rutschen. Der Diplomat als Flugzeugentführer, wenn nicht gar als Mörder seines Ministers – das ist der Stoff eines Thrillers, der hoffentlich bald geschrieben wird. Er ist zu schade, um nur in den Köpfen der Sicherheitsleute zu spuken. 

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Naumanna | Do., 13. April 2023 - 17:32

Nichts für ungut. Den Satz "Freiheit ist die Einsicht in die Notwendigkeit" sagte meinetwegen auch Friedrich Engels und viele andere. Aber er stammt - wenn auch mehr im Sinn als in der Form - von dem Philosophen Georg Friedrich Hegel. "Hegel war der erste, der das Verhältnis von Freiheit und Notwendigkeit richtig darstellte. Für ihn ist die Freiheit die Einsicht in die Notwendigkeit." (Friedrich Engels)
Es hat mir aber Spaß gemacht, diesen klugen und amüsanten Text von Stefan aus dem Siepen zu lesen.

Ernst-Günther Konrad | Fr., 14. April 2023 - 08:48

Ich musste schmunzeln über ihren Artikel. Er zeigt mir deutlich auf, das die Bürger, also die gerne fliegenden aus welchen Gründen auch immer, alles im Grunde hinnehmen, wenn ihnen damit eine schnelle und scheinbar sie schützende Handlung oder Duldung abverlangt wird. Hauptsache schnell, kein Papierkram und ab in den Urlaub, zum Geschäftstermin oder eben zur Dienstreise. Man will ja fliegen, hat bezahlt. Gerade wird der digitale Pass beworben. Soll auch alles sicherer und einfacher machen, vor allem noch schneller. Klasse denken die meisten. Was sie aber an persönlicher Freiheit, weil unter Generalverdacht aufgeben, darüber wird nicht nachgedacht. Man hat genug Stress und will einfach nur weg. Koste es was es wolle, selbst die Freiheit. Natürlich braucht es Sicherheit am Flughafen. Aber mal ehrlich. Nicht Ihr religiöser Hinweis allein hat den Ausschlag für die "Nichtkontrolle" gegeben, sondern der Diplomatenpass. Denn eine Beschwerde von Ihnen und der Kontrolleur hätte keinen Job mehr.