Weißes Haus
Weißes Haus in Washington / picture alliance / photothek.de | Thomas Trutschel

Trump-Stichwortgeber Curtis Yarvin - „Im Grunde ist daher alle Staatsmacht absolut“

Curtis Yarvin, umstrittener Vordenker der neuen amerikanischen Rechten, gilt als Vertrauter von JD Vance und Peter Thiel. Wie denkt der Intellektuelle, den viele als einflussreichen Stichwortgeber der Trump-Administration sehen? Im Interview spricht er über die Krise der Demokratie und die Zukunft der USA.

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Curtis Yarvin ist ein amerikanischer Softwareentwickler. Unter dem Pseudonym „Mencius Moldbug“ schrieb er auf seinem Blog über politische Theorien. Während sich zu Beginn nur wenige Leser für Yarvin interessierten, beeinflusst er heute weite Teile der amerikanischen Rechten, darunter auch Vizepräsident JD Vance und Peter Thiel. Im Januar 2025 gab er der New York Times ein Interview, das weltweit Aufsehen erregte. Dies ist sein erstes Interview mit einem deutschsprachigen Medium.

Herr Yarvin, in Deutschland sind Sie bislang vor allem politischen Insidern ein Begriff. Sie gelten als Spiritus Rector von JD Vance und Peter Thiel, gleichzeitig sind Sie in den USA eine sehr kontroverse Person. Wie würden Sie Ihr Denken und Ihre zentrale Idee einem breiteren deutschen Publikum in wenigen Sätzen erklären?

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Stefan | Fr., 4. Juli 2025 - 21:25

In einer Welt von Herrn Trump gibt's eben lediglich Kapitalismus.
Der Sozialismus und das Gutmenschentum fällt völlig flach.
Der Raubtierkapitalismus siegt.
Selbst für die eigene Bevölkerung.
Deswegen sollte, wenn man schon auf diesen Zug aufspringt, der Grundgedanke national sein, sodass wenigstens für die schwachen in einer Gesellschaft gesorgt ist, die unverschuldet in eine missliche Lage geraten sind.
Trump tut das nicht und unsere Regierung ist auf dem besten Wege dazu es ihm gleich zu tun.
Sozial, frei und national ist das, was das Gebot der Stunde für Deutschland ist.
Was lediglich für echte Asylanten zutrifft und die eigene Bevölkerung.

Wer mit dem eigenen Argument daherkommt, wie Donald Trump, er braucht seine Waffen nunmehr für die eigene Verteidigung-
der hat offenbar sein Pulver in der Ukraine verschossen.

Ernst-Günther Konrad | Sa., 5. Juli 2025 - 12:19

Ich gebe zu, da wurden viele Aspekte angesprochen, darüber muss ich mir erstmal tiefgründige Gedanken machen. Da hört sich vieles vernünftig und rational an und manches kann ich für mich noch gar nicht richtig beurteilen. In jedem Fall aber, sollte man diese vielen Gedankenansätze und Erklärungen ernst nehmen und darüber durchaus mal die ein oder andere Nacht darüber schlafen. Mr. Yarvin hat da durchaus Dinge angesprochen, die ich bislang so noch nicht betrachtet habe. Gerade auch deshalb, weil ich mir erstmal Gedanken machen will, den Artikel noch mehrmals lesen werde, um die vielen Aspekte seines Denkens zu erfassen, verbietet es sich, über die Meinung dieses Mannes einfach mal oberflächlich zu urteilen. Das er mit seiner Sicht der Dinge beim Establishment nicht gut ankommt kann ich durchaus nachvollziehen. Die sind eben kritisches Denken nicht mehr gewohnt. Da gibt es nur eine Richtung und die heißt: *Monarchie also Autoritarismus*. Ich nenne es für Deutschland Ökofaschismus.

Karl-Heinz Weiß | Sa., 5. Juli 2025 - 13:12

Ein sehr gut strukturiertes Interview. In Deutschland heißt Politik gegen den Mehrheitswillen der Bevölkerung "Brandmauer". Warum war der preußische Staatsapparat so effektiv ? Weil die dortige Einführung des "Beamtentums" die Antwort auf eine durch und durch korrupte Verwaltung war. Auskömmliche Bezahlung und rigorose Ahndung von Treueverstößen - das führte recht schnell zu Vertrauen in der Bevölkerung. Heutzutage sind "politische Beamte" auf allen Hierarchieebenen selbstverständlich-mit den im Interview eindrucksvoll geschilderten Folgen.

Elisa Laubeth | So., 6. Juli 2025 - 09:22

Es fehlt jedoch die Frage, wie sich Yarvin das Konstrukt Staat denn vorstellt. Da hat er wohl sehr spezielle Vorstellungen. Tatsächlich als Kapitalgesellschaft mit einem CEO an der Spitze ?Aber das wäre dann doch zu kontrovers geworden.
Wo er einen Punkt hat, ist das korrupte Verhältnis von Wissenschaft, Staat und Medien. Über Drittmittel wird nur noch genehme Forschung finanziert, die die jeweiligen Agenden, ganz prominent: Klima, bedient. Kritische, ergebnisoffene Forschung ist selbst in sog. Orchideenfächern schwierig geworden. Es muss Diversität, Inklusion und was sonst noch so im Forderungskatalog der politisch Korrekten so steht, berücksichtigt werden. Sonst gibt es kein Geld und keine Stellen. Bei Zuwiderhandlung erfolgt der mediale shitsstorm und das Ende der akademischen Karriere, wie es vor kurzem fast einem Historiker widerfuhr. Es geht auch leise, mit dem Austrocknen von Instituten, die nicht das Gewünschte liefern. Mit Wissenschaftsfreiheit hat das nicht mehr viel zu tun.

Elisa Laubeth | So., 6. Juli 2025 - 09:43

Ich habe lange nicht mehr ein so komplexes Interview mit derart kontroversen Positionen gelesen. Vielen Dank an dieser Stelle, dass Herr Traub und die Redaktion das möglich gemacht haben. Die Reaktionen der restlichen Medien werden nicht freundlich sein.
Ein wichtiger Punkt, über vieles andere muss ich nachdenken und recherchieren, ist der Blick auf die Vorstellungen und Ziele von Trump und Vance. Merz und die CDU wären gut beraten nicht weiter die von den Medien verbreitete Meinung zu befolgen, Trump sei ein tumber Tor. Trump ist kein Irrer, auch wenn er unberechenbar handelt und natürlich Fehler macht. Aber er hat einen Plan und er hat erkannt, wo die tiefgreifenden Probleme liegen: bei den Universitäten und in der sich verselbständigenden Verwaltung.
Das sehen wir auch bei uns. Jüngstes Beispiel: das Ansinnen der Kölner Verwaltung den Spielplatz umzudefinieren. Das ist Deep State auf einem allerdings lächerlichen Niveau. In anderen Bereichen ist er leiser, aber um so effektiver.