
- Verstrickt und zugenäht
Die in Berlin lebende Japanerin Chiharu Shiota knüpft mit ihren Installationen Verbindungen. Eine Ausnahmekünstlerin in einer Welt der Spaltung.
Bis heute gibt es diese Tradition in Japan: Man bewahrt die Nabelschnur eines Kindes nach dessen Geburt auf. So wird die Ahnenreihe in Ehren gehalten. Auch ihre Mutter habe ihr als Kind immer das Kästchen mit ihrer Nabelschnur gezeigt, welches seinerseits neben dem Kästchen der Nabelschnur der Mutter und der Großmutter aufbewahrt wurde, erinnert sich Chiharu Shiota. Welche Auswirkungen das hatte, war ihr lange Zeit nicht bewusst. Heute ist das Motiv der Nabelschnur als elementarste zwischenmenschliche Verbindung Ausgangspunkt ihrer Kunst.
Mit ganzem Körper bei der Sache
1972 in Osaka geboren, studierte Chiharu Shiota zunächst Malerei an der Kunsthochschule in Kyoto. Doch schon bald geriet sie in eine Sinnkrise und wusste nicht mehr, was das Malen auf einer Leinwand mit ihr selbst zu tun hatte. Irgendwann träumte sie, sie befände sich im Inneren eines dreidimensionalen Gemäldes. Und wie oft bei ihr, verwandelte sie den Traum sofort in eine Kunsterfahrung und begann, mit dem eigenen Körper als lebensgroßem Pinsel zu experimentieren. In ihrer ersten Performance tauchte sie dazu kopfüber in einen Bottich mit dunkelroter Lackfarbe ein, verspritzte diese mit ihrem Körper im Raum und wickelte sich dann in weiße Leinwand. Obwohl die Lackfarbe ihr sofort die Haut verätzte und sie noch monatelang mit roten Haaren herumlief, wurde dieses kraftvolle „living painting“ zum Akt der Befreiung.
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