Sebastian Fitzek und Peter Prange
Sebastian Fitzek und Peter Prange schreiben ihre Bücher von der Idee her / Fotos: Maurice Weiss

Bestseller-Literatur - „Papierlose Bibliotheken wird es so wenig geben wie papierlose Toiletten“

Wie kommt die Wirklichkeit in den Roman? Wie entstehen Bestseller? Die Autoren Sebastian Fitzek und Peter Prange im Gespräch mit Cicero über Wolfgang Goethe, Donald Trump und die Kunst des erfolgreichen Handwerks

Alexander Kissler

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Alexander Kissler ist Redakteur im Berliner Büro der NZZ. Zuvor war er Ressortleiter Salon beim Magazin Cicero. Er verfasste zahlreiche Sachbücher, u.a. „Dummgeglotzt. Wie das Fernsehen uns verblödet“, „Keine Toleranz den Intoleranten. Warum der Westen seine Werte verteidigen muss“ und „Widerworte. Warum mit Phrasen Schluss sein muss“.

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Alexander Marguier ist Chefredakteur von Cicero.

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Herr Prange, den wenigsten Autoren gelingt es, Bestseller zu schreiben. Gleich Ihr erster historischer Roman, „Das Bernstein-Amulett“ von 1999, war ein solcher. Was haben Sie damals schon richtig gemacht?
Peter Prange: Ich habe mich lange dagegen gesträubt, Romane zu schreiben. Ich war Übersetzer und wollte lieber gute Bücher übersetzen als schlechte schreiben. Schriftsteller wider Willen wurde ich am 19. August 1989 um 21.45 Uhr.

Das ist eine sehr exakte Angabe. Was hat sich da zugetragen?
Prange: Da lief im ZDF das „heute-journal“, und der erste Beitrag zeigte Menschen aus der DDR, die in Ungarn durch den Zaun drängten. Das war für mich wie eine Epiphanie. Ich hätte gerne die Geschichte einer Familie im geteilten und dann wiedervereinigten Deutschland gelesen, von 1944 bis 1989. Da es eine solche Geschichte nicht gab, musste ich sie selbst verfassen. Die Zeit, einen Roman zu schreiben, hatte ich eigentlich gar nicht, aber die Idee ließ mich nicht los. Ich hatte gerade ein Ratgeberbuch geschrieben, das dazu aufrief, nur zu tun, was man mit heißem Herzen tun kann, und nicht die Zeit mit Geldverdienen zu verschwenden. Leider verstieß ich selbst gegen diese Regel. Ich nahm mir dann später ein Jahr Auszeit und schrieb „Das Bernstein-Amulett“. Die Idee war stärker als ich gewesen.

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Karl Kuhn | Di., 14. Januar 2020 - 13:53

"Papierlose Bibliotheken wird es so wenig geben wie papierlose Toiletten"

Der war gut. Womit man sich aber auch alles den ...

Anyway, ich verwende seit zwei Jahren einen Kindle und lese kaum noch mittels Totholz.

Tork Poettschke | Mi., 15. Januar 2020 - 13:48

Entscheidend ist die dialektische Einheit von Digital & Print. Jede Form für sich betrachtet läutete ein neues Zeitalter ein. Jetzt, wo wir beides zur Verfügung haben, sollten wir dieses auch intensiv nutzen - vereint. Wenn es nicht ohnehin schon eine Gesetzmäßigkeit des technischen Fortschritts ist !? Zumindest glaube ich persönlich nicht, dass das gedruckte (Buch) stirbt. Icke bin damit wohl nicht allein auf weiter Flur ...

Brigitte Simon | Mi., 15. Januar 2020 - 16:26

Antwort auf von Tork Poettschke

Ein Genuß, dieses Gespräch lesen zu können. "Therapie" als festgebundes Buch in den Händen zu halten ein Traum, was schöneres fällt mir momentan nicht ein. Seit Jahren bemühe ich mich, meine Audiographie zu schreiben. Für mich anscheinend zu schwer.
Meine Blockade ist Angst, alles niederzuschreiben. Positives schreibt sich schnell, aber bekanntes und unbekanntes Negative, ist plötzlich mein Stift stumpf.
Dieses Gespräch lese ich nochmals, das ist ein m u ß. Vielleicht kann ich diesem für meine Bereicherung vieles entnehmen, wenigstens etwas.
L.G. Brigitte Simon

"Stets kommt er schnell zur Sache und den zentralen Dingen" sagt
"Horaz" Recht hat er.
Herrn Fitzkes Denkweise Idee und Begeisterung bilden die Voraussetzung zum Schreiben, teile ich vollkommen. Nur daraus entsteht ein "spannendes und vollendetes Buch".

Triller müssen aufregend sein mit Logik, die zum Täter und - feministisch gedacht- Täterin führt. Daher kommt mir Ihre "Therapie" gerade gelegen!

Ein amerikanischer Autor sagte "Wir Deutsche hätten den "Goethekomplex".
Das sagt ausgerechnet ein Amerikaner aus dem unmusischen (meine Wortfindung) Amerika?!
Ironie dazu: Denkt er dabei an Mickey Mouse, Donald Duck oder der nachahm-enswerten Familie Asterix? Dann stimmt es. Das wußten wir bereits als Kinder in unserem jugendlichen Leichtsinn.
Herrn Fitzeks Feststellung "die Buchbranche macht sich leider selbst schlecht" stimmt teilweise. Der überwiegend bevorzugte Konjunktiv macht das Buch un-glaubwürdig.

Schön wäre eine weitere Gesprächsrunde mit Ihnen. Jedoch aktualisiert

mit Horaz und seinen klugen, ebenso witzigen Aphorismen
- mit Leibniz und seiner klaren, futuristischen Quotenregelung
- mit Goethe und seinem hochaktuellen Buch "Erotica und Weimar".
Heute in den Buchhandlungen ein "Bestseller". Immer ausverkauft!
Das Gespräch bitte ohne 12-Ton-Musik im"Background".
L.G. Brigitte Simon