
- Der dritte Mensch
Der Archäogenetiker Johannes Krause hat einen unbekannten Vorfahren unserer Spezies entdeckt. Und erklärt, warum alle Europäer mit Karl dem Großen verwandt sind.
Der Mann, der den dritten Menschen entdeckt hat, wirkt, als wäre er immer wach. Vielleicht liegt das daran, dass er literweise Mate-Limonade trinkt. Vielleicht aber auch daran, dass er sozusagen eine neue Zeitrechnung eingeführt hat – eine weitere Stunde null in der Geschichte der Menschheit.
Bis dahin hatte niemand mit einer solchen Entdeckung gerechnet. Die Geschichte war geschrieben: Es gab den Neandertaler und den später dominanten Homo sapiens. Dann, im Jahr 2010, fiel Johannes Krause ein winziges Stück Knochen in die Hand: die Fingerkuppe einer jungen Frau. Sie stammte von einem Fossil aus der Denisova-Höhle im sibirischen Altai-Gebirge. Mit einem Zahnarztbohrer entnahm er vorsichtig Spuren. Er fand eine DNA, die genetisch weder dem Homo sapiens noch dem Neandertaler zuzuordnen war. Und entdeckte so eine bis dahin unbekannte Sorte unserer Spezies: den Denisova-Menschen. Und nicht nur das: Wir alle tragen nicht nur unterschiedliche Anteile des Neandertalers in uns, sondern einige, so wissen wir jetzt, auch die Denisova-DNA.