Die Wassermelone war ursprünglich ein Symbol der Freiheit / dpa

Amerikanische Kulturkämpfe - Warum Wassermelonen rassistisch sind

Amerika befindet sich im Kampf mit sich selbst. Die Grenzen verlaufen zwischen schwarz und weiß, und es ist dabei nicht schwierig, Porzellan zu zerdeppern. Oder war das überhaupt ein Versehen, als Schülern im Hudson Valley frittiertes Hühnchen serviert wurde? Zum „Black History Month“?

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Eva C. Schweitzer arbeitet als freie Journalistin für verschiedene Zeitungen in New York und Berlin. Ihr neuestes Buch ist „Links blinken, Rechts abbiegen“.

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Der Februar gilt in den USA als „Black History Month“, in dem der Geschichte der Afro-Amerikaner gedacht wird. Heißt es überhaupt noch Afro-Amerikaner? Das einst unverdächtige „Negro“ ist schon lange den gleichen Weg gegangen wie bereits zuvor das in den Südstaaten übliche „Colored“, aber auch „African-American“ ist nicht mehr korrekt. Das finden zumindest manche Schwarze, denn mit Afrika haben sie persönlich nichts zu tun. Man sagt ja auch nicht European-American. Asian-American aber schon, und auch „People of Color“, das sind aber nicht African-Americans, sondern eher spanischstämmige Lateinamerikaner. Jedenfalls, mit „Black“ ist man auf der sicheren Seite. Noch.

Deswegen heißt es auch Black History Month. Und ausgerechnet dazu hat eine Schule in Nyack, einer Kleinstadt nördlich von New York City, Hühnchen mit Waffeln und Wassermelone serviert statt, wie angekündigt, Käsesteak mit Brokkoli und frisches Obst. Nyack ist eines dieser verschlafenen Städtchen im Tal des Hudson mit industrieller Vergangenheit, wo heute zuziehende New Yorker die Mieten hochtreiben und ihre kulturellen Sensitivitäten hintragen. Ein Viertel der Bevölkerung ist schwarz.

Kaum wurde das Menü bekannt, brach ein Sturm der Entrüstung los: Das sei „unsensibel“ gewesen und habe ein Unvermögen reflektiert, „rassistische Vorurteile zu erkennen“, schlug sich Schulleiter David Johnson an die Brust. Schuld daran seien allerdings die Lieferanten. Auch die entschuldigten sich umgehend; das sei zwar Zufall gewesen und keine Absicht, aber das werde trotzdem den Wertvorstellungen der Firma nicht gerecht.

Auch Hühnchen sind offenbar rassistisch

Eine ähnliche rassistische Untat hat sich die Firma bereits ein paar Jahre zuvor zuschulden kommen lassen, als sie Studenten zum Black History Month Maisbrot, Grünkohl und Wasser mit Wassermelonengeschmack servierte. Wassermelonen haben Geschmack? Und welche verborgene Bedeutung haben Hühnchen mit Waffeln (die in den USA weniger süß sind und oft mit Würstchen oder Speck serviert werden)?

Tatsächlich ist der Wassermelonen-Nachtisch ein wenig fragwürdig. Schwarze haben im Süden nach dem Ende der Sklaverei oft Wassermelonen gezogen und auf dem Markt verkauft. Damals galt die Frucht als Symbol der Freiheit. Darüber machten sich manche Weiße lustig und karikierten Afro-Amerikaner ihrerseits als Wassermelonenesser, in Zeitungen und im Fernsehen. Es gibt sogar Porzellanfigürchen von Schwarzen zu kaufen, auf denen diese Wassermelonen tragen, heutzutage nur noch als Antiquität natürlich.
 

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Aber das frittierte Hühnchen? Da ist die Basis schon wackliger. Die Washington Post orakelte beflissen, dass es „manche“ gebe, die argumentierten, dass Sklaven (früher) die Kunst der Hühnchenbratens perfektioniert hätten, deswegen würden Hühnchen in den USA heute mit Afro-Amerikanern assoziiert, zumindest in alten Hollywoodfilmen. Überdies hätten sich Fastfood-Restaurants um schwarze Kunden bemüht und deshalb heimtückischerweise nicht nur eine angenehme Atmosphäre in ihren Läden geschaffen – in einem Land, wo weiße Restaurants sich lange schwarzer Kundschaft verweigerten –; sie hätten für ihre Hühnchen auch ähnliche Gewürze verwendet wie schwarze Familien zuhause. Fastfood aber ist ungesund, und deshalb sind die Hühnchen rassistisch.

Was dürfen Weiße überhaupt noch essen?

Allerdings gibt es zahllose ethnische Gruppen, die Hühnchen gerne mögen und oft essen: Juden, Chinesen, Kreolen, Kubaner, Mexikaner, praktisch alle Amerikaner, und vor allem weiße Südstaatler. Eigentlich gibt es wenige Gerichte, die so all-amerikanisch sind wie Hühnchen. Vielleicht noch Hamburger. Auch den Schülern in Nyack, New York war Hühnchen mit Waffeln wahrscheinlich lieber als Brokkoli mit (meist zähem) Käsesteak.

Aber andererseits, ist es nicht auch Cultural Appropriation, so ein Gericht zu servieren? Wenn frittierte Hühnchen traditionelle Speisen von und für Afro-Amerikaner sind, dürfen Weiße die dann überhaupt noch essen? Und wenn nicht, was essen wir dann? Pizza? Jedenfalls, es ist nicht einfach, in Amerika zu leben und nicht zu verhungern.

Das erstaunlichste ist aber, dass das Mittagessen in amerikanischen Schulen legendär schlecht, da oft billig ist (wer die „Simpsons“ sieht, kann sich das ungefähr vorstellen). Wäre Kritik daran nicht viel angebrachter? Aber das würde ja Geld kosten, das wäre nicht bloß Symbolpolitik. Und wer will schon Geld ausgeben, und erst recht noch für öffentliche Schulen, wo Afro-Amerikaner meist die Mehrheit stellen?

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Tomas Poth | Fr., 10. März 2023 - 15:08

Absurditäten eines Kulturmarxismus der nur Wutanfälle und Hetzjagden produziert und gewollt die Gesellschaft durch die Tyrannei gut organisierter Minderheiten spaltet.
Hier wird ein politischer Infantilismus zelebriert der Sündenböcke sucht und heuchlerische Bußrituale abverlangt.
Solch ein Mist wird dann auch noch mit Steuergeldern subventioniert.
Eine total bescheuerte und sinnkranke Gesellschaft, Stuhlgangprüfer ob Fleisch oder Gemüse gegessen wurde. Eine Gesellschaft die aus Überdruss am Sein und Lust an der Zerstörung in einen Untergang steuert.