- Mangel an Liebe
Der Dichter Adalbert Stifter hat in seiner Erzählung „Der Waldbrunnen“ mit literarischen Mitteln gezeigt, wie man auch schwierige Kinder pädagogisch erreichen kann: mit Empathie und Zuwendung. Das lässt sich auch auf den heutigen Schulalltag übertragen.
Jede Lehrkraft hat schon einmal ein Kind erlebt, das sich seinen pädagogischen Bemühungen hartnäckig verweigert. Solche Kinder zeigen sich desinteressiert oder rebellisch, in sich zurückgezogen oder übertrieben extrovertiert. Die Lehrkraft ahnt, dass in der häuslichen Erziehung etwas passiert sein muss, was das Kind daran hindert, sich in die schulische Gemeinschaft einzufügen und die Lernangebote anzunehmen. Da der Schule in der Regel Einblicke in die elterliche Erziehung verwehrt sind, bleibt den Lehrern nichts anderes übrig, als das an dem Kind Versäumte in einer Art von zweiter Sozialisation nachzuholen.
Viele Lehrkräfte tun sich bei dieser Erziehungsaufgabe schwer, weil sie die Verstocktheit solcher Kinder nur schwer ertragen können. Manchmal nehmen sie deren Verweigerungshaltung auch persönlich und werten sie als Missachtung ihrer engagierten Erziehungsbemühungen. Es gibt auch Lehrkräfte, die solche Kinder mit rabiaten Methoden traktieren und dadurch deren Aufsässigkeit noch verstärken.
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ich lese Ihre Beiträge immer mit großem Interesse. Schließlich wollte auch ich einmal Lehrer werden. Doch es kam anders und ich wurde Bauingenieur. Vielleicht war das gut so angesichts der heute zusätzlich für Lehrer entstandenen Probleme infolge der Migration.
Eines aber sollten m. E. auch Lehrer bei Ihrer Arbeit an jungen Menschen immer bedenken. Der Apostel Paulus drückte sich in einem Brief an seine Anhänger diesbezüglich einmal so aus: "Und wenn ich weissagen könnte und wüsste alle Geheimnisse und hätte alle Erkenntnisse und hätte allen Glauben, so dass ich Berge versetzte, hätte aber der Liebe nicht, so wäre ich nichts".
Ich verstehe seine Worte so, auch wenn es manchmal schwerfällt, mit Verständnis, Einfühlungsvermögen und Wärme erreicht man oft mehr.
Schule und Politik sollte soweit reichen, dass Symptome nicht für Ursachen gehalten werden. Das ist zu häufig nicht der Fall - unter anderem deshalb, weil man zu bequem ist, diesen allein zielführenden Weg einzuschlagen.
ich bin wie Sie überzeugt, dass die Erziehung von Kindern erfolgreicher ist, wenn sie von positivem Interesse, also von grundsätzlicher Zuneigung getragen wird. (Herr Fiedler spricht im Kontext der christlichen Tradition ganz richtig von Liebe, die jedes Kind von seinen Erziehern erwartet).
Das gilt nicht nur bei der Erziehung der eigenen, sondern auch der anderen Kinder, für die man Verantwortung übernimmt,.
Aus meiner Zeit als Lehrer sind auch mir einige Fälle in guter Erinnerung. Aber leider kann ich nicht behaupten, dass ich alle Schüler "gleich gut" behandelt hätte. Vermutlich habe ich "im Klassentrubel" viele Schüler übersehen. Viele Geschichten, bei denen ich pädagogisch keine gute Figur gemacht habe, sind wohl von mir verdrängt worden.
Reale Eltern und Lehrer sind keine pädagogischen Übermenschen, die niemals Fehler machen.
Ein einzelner pädagogischer Ratschlag allgemeiner Art kann deshalb wohl kaum das gesamte Erziehungsgeschehen auf einen einfachen Nenner bringen.
Trotzdem.
