Karl Valentin am Viktualienmarkt
Wäre wohl auch bei 36 Grad ein überzeugter Optimist: Karl Valentin auf dem Münchner Viktualienmarkt / picture alliance

Hitze, Dürre und Sahara-Sommer - Urlaub vom Pessimismus

Karl Valentin freute sich, wenn es regnet. Er erklärte diese Haltung damit, dass es ja auch dann regnen würde, wenn er sich nicht freut. Auch wenn Bauern, alte Menschen und Kinder darunter leiden: Warum nicht Valentins Motto auf den „Sahara-Sommer“ ausweiten? Von Matthias Heitmann

Matthias Heitmann

Autoreninfo

Matthias Heitmann ist freier Publizist und schreibt für verschiedene Medien. Kürzlich hat er das Buch „Entcoronialisiert Euch! Befreiungsschläge aus dem mentalen Lockdown“ veröffentlicht. Seine Website findet sich unter www.zeitgeisterjagd.de.

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Sommer 2018. Eigentlich der Stoff für ein echtes Sommermärchen: Stabiler Hochdruck, Sonne pur, ideales Schwimmbad- und Strandwetter. Und wer lieber spazieren oder wandern geht, findet in den Wäldern Abkühlung. Tolle Sonnenuntergänge und Mondfinsternisse, laue Abende in Biergärten oder auf den Plätzen der Städte, Eis essen dreimal täglich, Eintracht Frankfurt ist Pokalsieger – Herz, was willst du mehr?! Man muss in diesem Jahr nicht einmal verreisen, um den Sommer zu genießen.

Wenn da nicht diese andere Wirklichkeit wäre, in welcher der Sommer kein Sommer, sondern nur ein glühender Vorbote des sich offenbar immer weiter beschleunigenden Klimawandels ist, der uns alle eher früher als später umbringen wird. Die Wirklichkeit, in der die ausgedörrten Wälder brennen und die Ernte vernichtet wird, in der die Igel verdursten und die Menschen durchdrehen, in der das Wasser mancherorts knapp wird und wir schon morgens nass geschwitzt und geschlaucht aufwachen. Welche Wirklichkeit ist die richtige? Oder gibt es doch mehrere und diese sind gleichzeitig richtig? An der Beantwortung dieser einfachen Frage zeigt sich, wie jemand gestrickt ist und wie er tickt.

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Michaela Diederichs | So., 5. August 2018 - 13:01

Ein schöner Beitrag. Ich gehe sogar so weit zu sagen: durch Optimismus ist der homo sapiens bis heute (über-)lebensfähig.

Christoph Kuhlmann | So., 5. August 2018 - 17:57

von einem Klimaexperten auf den drohenden Niedergang Südeuropas bei fortschreitender Erderwärmung eingestimmt wird, der verliert halt den Sinn für die Schönheit eines strahlend blauen Himmels bei 30 Grad im Schatten. Ein Genuss für den die Bundesbürger jedes Jahr Milliarden ausgeben, aber zuhause? Das ist irgendwie bedrohlich, außerdem gibt es noch nicht die gesellschaftlich akzeptierte luftige Kleidung in diesem Land, mit der man zur Arbeit gehen könnte ohne gleich Schweißausbrüche zu bekommen. Welcher Bänker sitzt schon mit kurzen Hosen am Schalter? Gibt es überhaupt Dienstuniformen für solche Temperaturen? Der Sommer findet besser in Italien statt oder anderen Urlaubszielen, wo man ihn leicht bekleidet genießen kann.

Christa Wallau | So., 5. August 2018 - 19:00

Ihr Plädoyer für den Optimismus finde ich gut, lieber Herr Heitmann!
Sie lieben heiße Sommer, auch wenn er manches
Lebewesen an den Rand der Existenz bringt.
Klar doch: Sie haben ein R e c h t darauf, Ihrem Sommer-Optimismus zu frönen!

Auch ich bestehe darauf, meinen eigenen Optimismus haben zu dürfen.
Geradeheraus sage ich deshalb: Ich liebe und genieße mein Heimatland so, wie es i s t (bzw. wie ich es von Kindheit an kenne) u. will mir keineswegs von allen möglichen Moralisten und Schwarzsehern unter die Nase reiben lassen, daß ich es gefälligst mit Menschen zu teilen hätte, die es total verändern werden.
Voller Optimismus möchte ich daher darauf hoffen, daß es recht bald eine Mehrheit für die AfD gibt, damit die ungesteuerte, wilde Einwanderung nach D gestoppt wird u. die hier bereits Zugezogenen sich in m e i n Bild von Deutschland einordnen. Anderenfalls sollen sie in der großen, weiten Welt dorthin gehen, wo s i e ihren speziellen Optimismus pflegen dürfen.
Fröhliche Grüße!

Britta Staffel | Mo., 6. August 2018 - 02:14

Karl Valentin sagte aber auch:

„Ein Optimist ist ein Mensch, der die Dinge nicht so tragisch nimmt wie sie sind“

In der Regel sind die Dinge auch nicht so tragisch, wie der Pessimist sie sieht. Und wieder ein sonniger Tag. :-)

Tobias Werner | Mo., 6. August 2018 - 19:44

Kommt drauf an, wohin man die Messlatte legt. Wenn man, wie z.B. der Autor des letzten Bibelkapitels die Apokalypse als Ende ansieht, oder in der Glaubenswelt der Wikinger wo man mit Götterdämmerung und Weltenbrand auch nicht gerade ein wirklich friedliches Ende sich vorhergesagt hat. Andererseits kann man als Opitmismus auch eine Art Kommunismus oder Himmel auf Erden sich erhoffen, und eine mehr oder weniger problembeladene Weiterexistenz der Art schon als Mittelszenario deuten.

Gleichwohl neigt der Mensch, auch im Kollektiv schon dazu, sich die Welt schön zu reden, wie man dies am Ende des 2. WK sehen konnte, wo allzu viele -und komplett die veröffentlichte Meinung- noch an einen deutschen Sieg glaubten, selbst als die Alliierten schon in Deutschland standen: Das war aber falsch!

Legt man die Latte nun doch zwischen Apokalypse und "Himmel auf Erden", so könnte die Mitte im friedlich-wohlständigem, ja sogar einem gut organisiertem, semifreiwilligem Aussterben liegen...