Sir Karl Raimund Popper bei der Eröffnungsrede der Salzburger Festspiele. Felsenreitschule. Salzburg. 1979
Sir Karl Raimund Popper bei der Eröffnungsrede der Salzburger Festspiele. Felsenreitschule. Salzburg. 1979 / picture alliance / brandstaetter images/Votava | Votava

80 Jahre „Die offene Gesellschaft“ - Der Fuchs, die Gans und die Mehrheitsdiktatur

Vor 80 Jahren ist Karl Poppers Klassiker „Die offene Gesellschaft und ihre Feinde“ erschienen. Seither hat sich an der Brisanz des Buches nichts geändert. Im Gegenteil: der Trumpismus und andere Entwicklungen auf dem Globus zeigen, dass wir dringend wieder Popper lesen sollten.

Hans-Joachim Niemann

Autoreninfo

Hans-Joachim Niemann, geb. 1941 in Kiel; 1972 Dr. rer. nat. (Univ. Tübingen). Seit 1973 Physikochemiker und Referatsleiter bei der Siemenstochter KWU. Seit 1984 unabhängiger Schriftsteller. 1990er Jahre: Lehraufträge und Gastvorlesungen über Kritischen Rationalismus an den Universitäten Bamberg und Passau. 1994: Besuch bei Karl Popper in London; Mitbegründer der Zeitschrift Aufklärung und Kritik. Ab 1999: Herausgabe und Übersetzung von sechs der fünfzehn Bände Karl R. Popper. Gesammelte Werke bei Mohr Siebeck, Tübingen. Viele Erstübersetzungen und Erstherausgaben (auch englische) von Werken Karl Poppers.

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Es ist eine alte und einfache Geschichte: Der Fuchs frisst die Gans, nicht die Gans den Fuchs. Es liegt in seiner Natur; daran kann man nichts ändern. Gänse lassen sich fressen; das liegt nicht in ihrer Natur; das liegt an ihrer Dummheit, und daran kann man viel ändern. Vor achtzig Jahren hatte Karl Popper diese Geschichte in einfachen, klaren, wenn auch ganz anderen Worten formuliert und als Warnung für alle Demokraten in die Welt geschickt. Sie ist nicht verstanden worden. So lange sollten wir nicht noch einmal warten, und so beeile ich mich, dem Verständnis etwas nachzuhelfen: Der Fuchs, das ist Donald Trump, und die Gänse, das sind seine Wähler. 

Über den Fuchs soll man nicht klagen. Er ist wie er ist; er wird sich nicht bessern; aus ihm wird nie eine friedliche Gans. Es sind die Gänse, die sich ändern müssen. Es sind die Gänse, die ihre Lektion nicht gelernt haben, nämlich wie man ohne Angst vor frechen Füchsen in Frieden und Freiheit in einer Demokratie leben kann. 

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Thorwald Franke | Fr., 18. April 2025 - 12:55

Dieser Artikel macht viele Fehler: Vor allem ist es falsch, dass Trump den Leuten nur eingeredet hätte, dass sie unzufrieden wären. Die Leute haben allen Grund, mit der Entwicklung der etablierten Parteien unzufrieden zu sein! Reformen sind nötig, und Trump verspricht Reformen. Was soll daran falsch sein?

Unzutreffend ist auch, dass eine gleichzeitige demokratische Mehrheit in Parlament und Regierung undemokratisch sei. Der Wähler kann das so entscheiden. In Dtld ist das IMMER so!

Völlig falsch ist, wie die Begriffe "Demokratie" und "Volkswillen" gedeutet werden. Natürlich geht es in einer Demokratie um die Herrschaft des Volkes, was denn sonst?! Diese ist aber in einer Republik auf Gewalten verteilt und wirkt sich nicht unmittelbar aus, um Hysterien und Hypes zu vermeiden. Das hätte gesagt werden müssen. Das ist die Kontrolle.

Und hat Trump jetzt angekündigt, dass er Wahlen und Gewaltenteilung abschaffen willen? Nein? Hat er nicht? Aha.

Ein schlechter Artikel. Popper war besser.

Helmut Bachmann | Fr., 18. April 2025 - 14:18

Ich kann niemanden mehr ernst nehmen, der sich gegen die Herrschaft des Volkes stellt und ernsthaft erzählt, dass Demokratie etwas anderes bedeutet. Ich kann niemanden ernst nehmen, der auf etwas zeigt, was er nur verzerrt und projektiv wahrnimmt, hier direkt bei uns den riesigen Balken vor den Augen unserer sog. „demokratischen Mitte“ aber nicht sieht. Ich finde das traurig und armselig.

HJ König | Fr., 18. April 2025 - 14:26

Das hat der Autor nicht richtig verstanden. Er soll nicht Bestätigungen für seine Annahmen suchen - zu leicht lässt sich unsere Wahrnehmung von unseren Annahmen lenken -, sondern die stärksten Widerlegungen. Typischer Anfängerfehler. Er sollte bei Popper nachlesen oder im "Lexikon des kritischen Rationalismus" (hrsg. von HJ Niemann). Da steht alles drin.

Urban Will | Fr., 18. April 2025 - 16:06

was das genau ist, erklärt er nicht) und schwenkt dann zu Deutschland über, zumindest wenn er vom Beginn seit '45 redet.
Und was „Gänse“ sind, lässt er recht offen. Gerade die Amerikaner haben gezeigt, dass sie keine „Gänse“ sind, indem sie nach vier Jahren Biden einen kompletten Politikwechsel wählten. In echten Demokratien läuft das so und das ist das schöne an echten Demokratien. In gespielten, so etwa der deutschen, ist das leider anders, da trifft das mit den Gänsen u Füchsen zu, aber nicht so, wie es der Autor andeutet.
Die „Füchse“ sind die Linksgrünwoken, die es seit Jahrzehnten in D schaffen, alle Politik zu bestimmen, völlig egal, was der Wähler, die Gänse, die CDU wählen u Linksgrünwoke bekommen, wählt. Das Aufkommen der AfD war zwar die Folge des Frustes vieler Politiker und Wähler und somit ein guter demokratischer Prozess d Änderungswillens. Aber erst müssen noch mehr Gänse kapieren, wer sie seit Jahrzehnten „kontrolliert“ und wer für sie Politik zu machen bereit ist.

Ernst-Günther Konrad | Sa., 19. April 2025 - 09:34

Meine Mitforisten sind also auch erstaunt, ob der Auslegung Poppers Worte durch den Autor. Allein das Herr Lindner manches aus dem Zusammenhang gerissen zitiert, macht ihn noch nicht zum Popper Versteher, oder doch? Mir ist ein Satz aufgefallen, den man hätte durchaus in die Jetztzeit herüber ziehen und darüber mal diskutieren können. Sie zitieren: „Die politische Macht und ihre Kontrolle ist alles“. Ein Hinweis darauf, das derzeit in unserer " sog. Demokratie" gerade diese Kontrolle durch die Medien und auch den Souverän selbst schwindet bzw. fast fehlt, hätte für mich Realitätsbezug. Und nicht immer ist ein Fuchs ein Fuchs, nur weil er vermeintlich so aussieht. Auch ein Fuchs kann sich ein Gänsekostüm überziehen und die Gans ein Fuchskostüm. Für mich hinkt deshalb der Vergleich mit Trump und ich halte diese Passage über ihn doch für recht verwirrend. Ich bin mir deshalb nicht sicher, ob sie da nicht Poppers Worte ihren angeglichen haben könnten? Trotzdem allen frohe Ostertage.

W. Kacpura | Sa., 19. April 2025 - 14:42

als würde mein Spiegelbild sagen, ich bin die richtige Darstellung. Kann dem Autor nur ein Blick in die amerikanische Verfassung empfehlen, dann über die US-Demokratie zu dozieren.
Die heimischen Gänse werden nicht nur belogen, die werden für das Fleischwolf des Sowjetrepubliken- Brüderkrieges fertig gemacht.