Philosoph Konrad Paul Liessmann - Das Ich und der Andersdenkende

Der Philosoph Konrad Paul Liessmann vermisst unsere Gegenwart. Von Karl Marx bis Karl May ist ihm bei seinen Analysen jeder Helfer willkommen. Mit Lust am Widerspruch und originellem Geist begegnet er den Debatten der Zeit.

Erschienen in Ausgabe
Philosoph Konrad Paul Liessmann / Foto: Arman Rastegar

Autoreninfo

René Schlott, geboren in Mühlhausen/Thüringen, ist Historiker und Publizist in Berlin.

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Das Café Ritter ist eine Wiener Institution. Es liegt direkt an der Maria­hilfer Straße, der Einkaufsmeile der österreichischen Hauptstadt mit unzähligen Geschäften. In dem traditionsreichen Kaffeehaus aber herrscht eine andere Art Geschäftigkeit. Konrad Paul Liessmann nennt das Ritter sein Büro. Österreichs bekanntester Philosoph wohnt nicht weit entfernt. Sein Stammtisch steht im hintersten Winkel des Lokals. Er kommt aber nicht zum Lesen und Schreiben hierher, sondern um am Vormittag Gesprächstermine wahrzunehmen. Denn das Wiener Kaffeehaus ist in seiner althergebrachten Funktion noch immer ein sozialer Ort des Austauschs. Und Liessmann beherrscht alle Regeln gelungener Kaffeehauskommunikation.

Er ist ein anregender, origineller Geist. Im Gespräch konzentriert und zugewandt, weder laut noch auftrumpfend, spricht er in druckreifen Sätzen und lässt en passant immer wieder Zitate seiner philosophischen Gewährsmänner Nietzsche, Kierkegaard und Günther Anders einfließen.