Leeres Restaurant
Auch ohne regelmäßigen Restaurantbesuch lässt sich gut und preiswert essen / dpa

Genuss in der Krise - Gürtel enger schnallen? Warum eigentlich?

Auch unserem Genusskolumnisten stehen die Haare zu Berge, wenn er beim Einkauf die rasant steigenden Lebensmittelpreise wahrnimmt. Doch Abstriche bei der Lebensqualität muss das nicht unbedingt bedeuten. Im Gegenteil: Man kann ganz neue Genusswelten erleben.

Autoreninfo

Rainer Balcerowiak ist Journalist und Autor und wohnt in Berlin. Im Februar 2017 erschien von ihm „Die Heuchelei von der Reform: Wie die Politik Meinungen macht, desinformiert und falsche Hoffnungen weckt (edition berolina). Er betreibt den Blog „Genuss ist Notwehr“.

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Immer mehr Menschen müssen beim Einkauf inzwischen jeden Euro zweimal umdrehen, da sie ihn nur einmal ausgeben können. Nahrungs- und Genussmittel machten lange Jahre im europäischen Vergleich nur einen recht geringen Anteil an den Gesamtausgaben der meisten privaten Haushalte aus. Im Vergleich zur durchschnittlichen Kaufkraft waren viele Lebensmittel in Deutschland ausgesprochen günstig. Das betraf unter anderem Milch und Milchprodukte, Fleisch, Brot und auch Obst und Gemüse. Doch jetzt schießen die Preise durch die Decke. Natürlich nutzen Groß- und Einzelhändler teilweise auch die allgemeine Verunsicherung und die damit steigende Nachfrage bei einigen Produkten, um ein paar Extragewinne einzustreichen. So gibt es z.B. eigentlich noch keine Engpässe beim viel zitierten Sonnenblumenöl, was einige große Ketten aber nicht davon abhält, auch einfache Qualitäten, die bislang für 1,59 pro Liter in der Plastikflasche angeboten wurden, nunmehr für 4,99 Euro zu offerieren.

Die Preise werden explodieren

Doch es gibt auch jetzt schon ganz reale Preistreiber für alle Nahrungsmittel, und das das ist wohl erst ein zarter Vorgeschmack auf das, was uns noch bevorsteht. Produktion, Verarbeitung, Transport und Lagerung vieler Nahrungsmittel sind extrem energieaufwendig, und die Bundesregierung hat bereits unmissverständlich klargestellt, dass man die dadurch steigenden Preise keinesfalls kompensieren kann und wird.  

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Maria Arenz | Sa., 14. Mai 2022 - 11:00

wenn Otto und Emma Nermalo so leicht zu helfen wäre. Inzwischen steht nach meiner Beobachtung aber schon die zweite Generation am Herd, die nicht einmal mehr über elementarste Grundkenntnisse im Kochen verfügt. Bzw. den einfachen Dreisatz beherrscht, um auszurechnen, wieviel Kartoffeln man für 3 Personen braucht wenn das Rezept in der Zeitung für 4 ist. Da wird es dann hart, aus einfachen aber billigen Zutaten abwechslungsreich etwas Leckeres zu- zubereiten. Auch die Verwertung von Resten für eine neue Mahlzeit, die Planung von Einkäufen und was sonst noch dazu gehört, um ohne den großen Mülleimer auszukommen, fällt einem nicht jetzt plötzlich in den Schoß, weil Döner & Co, Tiefkühlpizza usw. nicht mehr im Budget drin sind. Nirgendwo ist der Satz "was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr" so wahr , wie bei Essen und Kochen. Ein paar Naturtalente werden rasch lernen, für die Mehrheit sehe ich düstere Zeiten kommen.

Dorothee Sehrt-Irrek | Sa., 14. Mai 2022 - 14:37

Ich freue mich darauf, gerade weil Sie auch das Essen in den derzeit schwierigen Zusammenhängen sehen können.
Helfen Sie uns auf die Sprünge.
Herzlichst

Ingo Frank | Sa., 14. Mai 2022 - 15:32

Tut mir leid, aber in unserem 1000 Seelendorf in Thüringen gibt es grade mal ein kleines Lädchen, welches die Grundbedürfnissen an Lebensmitteln anbietet. Ein Privileg!. Nächster SM- Märkte 5 km weit weg, und die sind mit der
Bahn nicht zu erreichen = Auto. Bus, Staßenbahn gibts nicht auf dem Lande. Im übrigen hatte ich vor kurzem
3 Sack Laura Speisekartoffeln richtige bio Qualität a 30kg a Kg für 50 Cent angeboten .Hat sich niemand gemeldet. Die Schweine meines Nachbarn haben sich gefreut. Im Supermarkt kostete das Kg 70 Cent kein bio!
Da muß ich sagen, da sind die Preise noch nicht hoch genug.
Am Freitag beim „Kosovo ischen Italiener“ zum Essen eingeladen gewesen. Pfeffersteak vom Schein mit Pommes und 1 Stück Feldsalat als Garnitur. + kleiner Salat = knapp 22 € und das Scheinesteak aus gepresstem Fleisch von der Größe eines Tassenuntertellers.
Und der überwiegende Teil des Salattellers 2/3 aus Rot & Weißkrautsalat mit viel Zucker.
Guten Hunger!
Mit f Gruß a d E Republik

Walter Bühler | Sa., 14. Mai 2022 - 15:43

ich liebe Ihre Kolumne, nicht nur wegen der Sachkompetenz, sondern auch wegen der durchgehenden Heiterkeit, die in diesen Tagen sehr selten geworden ist.

Hoffentlich behalten Sie Recht, dass der Anstieg der Preise für Lebensmittel, Wohnraum und Energie trotz der irren Inflation beherrschbar bleibt. Ich drücke uns und ihnen alle Daumen.

Brigitte Miller | Sa., 14. Mai 2022 - 19:36

darauf freue ich mich, dass daraus Rezepte entstehen!

Ernst-Günther Konrad | So., 15. Mai 2022 - 11:09

Nein, man kann den Kostensteigerungen nicht komplett entgehen, aber selbst angebaut kann man merklich Linderung erzeugen. Und wenn man wie ich, noch eine Frau hat, die sehr gut kocht und vieles ausprobiert und die vielen Preise behalten kann, geht da einiges. Wohl dem, der einen Garten hat und selber anbauen kann/will/möchte. Bin mal gespannt, wann in den ersten Gärten die Rasenflächen schwinden und plötzlich wieder Zwiebeln, Tomaten und vieles mehr zu sehen sein wird. Vorausgesetzt, die wissen, wie es geht. Viel Erfolg bei Ihrem Vorhaben Herr Balcerowiak. Auch wenn ich selbst dem Kochen nicht mächtig bin, so genieße ich jede mit viel Liebe gekochte Mahlzeit.