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() 1944: Hemingway in Frankreich
„Ich tötete 122 Deutsche“

Er ist einer der wichtigsten amerikanischen Schriftsteller, Literaturnobelpreisträger, Bilderbuchmacho, Haudegen, Abenteurer, Großwildjäger. Weniger bekannt ist, dass Ernest Hemingway sich mit Morden brüstete, die er als Kriegsreporter im Zweiten Weltkrieg beging.

Woher kommt der Lustgewinn beim Töten? Der Literaturnobelpreisträger Ernest Miller Hemingway hat sich die Erklärung von der Seele geschrieben: „Eine der größten Freuden beim Töten ist das Gefühl der Rebellion gegen den Tod, das man erlebt, wenn man ihn verursacht.“ Das klingt kontemplativer als es ist. Gewiss, Macht haben und Leid austeilen ist weniger unkommod als machtlos Leid zu erdulden. Doch wächst daraus schon „the joy of killing“? Bei Hemingway war es so. Er hat diese Freude fast ein Leben lang genossen. Bei der Großwildjagd in Afrika, beim Stierkampf in Spanien und offenbar auch im Krieg gegen Nazideutschland, an dem er im Auftrag des US-Magazins Colliers Weekly als Journalist teilnahm. An Mary Welsh, seine spätere vierte Ehefrau, schrieb Hemingway im Sommer 1944 über sein Leben und Wirken an der Front: „Wir haben es hier sehr nett und lustig. Viele Tote, deutsche Beute, viel Schießerei und jede Menge Kämpfe.“ Eine Gruppe von Partisanen habe sich seinem Kommando unterstellt. „Ich glaube, weil ich so alt und hässlich aussehe.“ Pardon wurde nicht gegeben. In einem Brief an seinen amerikanischen Verleger Charles Scribner schilderte Hemingway, wie er nach dem alliierten Einmarsch in Paris einen gefangenen SS-Mann umgelegt habe. Der Kerl sei frech gewesen, habe ihn als Angehörigen einer degenerierten Bastardrasse beschimpft und ihn auch noch darüber belehrt, dass es nach der Genfer Konvention nicht statthaft sei, einen Kriegsgefangenen umzubringen. „Du irrst, Bruder, sagte ich zu ihm und schoss ihm dreimal schnell in den Bauch. Als er in die Knie ging, schoss ich ihm in den Schädel, sodass ihm das Gehirn aus dem Mund kam oder aus der Nase, glaube ich.“ Einen anderen jungen Deutschen will „Papa“, wie Freunde ihn nannten, mit einem M-1-Gewehr von hinten abgeknallt haben. Das Geschoss habe erst das Rückgrat zerschmettert und dann die Leber zerfetzt. Hemingway: „Er war im Alter meines Sohnes Patrick.“ Sein Biograf Carlos Baker hat überliefert, wie Hemingway und sein Fahrer nach der Besetzung von Villedieu-les-Poeles in der Normandie einen Keller orteten, in dem sich eine Gruppe von SS-Leuten versteckt hatte. Er rief ihnen erst auf Deutsch, dann auf Französisch zu, sie sollten mit erhobenen Händen rauskommen. Weil sie nicht kamen, warf er drei Handgranaten in den Keller. Mit den Worten: „All right, teilt das untereinander auf.“ Danach habe er mit Siegerpose zwei Magnum-Flaschen Champagner vom Dorfbürgermeister entgegengenommen. Ob es wirklich SS-Leute waren und wie viele von ihnen umkamen, ist unbekannt. Ist der bedeutendste amerikanische Schriftsteller des 20. Jahrhunderts ein Serienkiller? So, wie er sich selbst darstellt, muss man das fragen dürfen. Hemingway-Experten wiegeln ab. Sie wollen den Mythos nicht beschädigen. Er habe gelogen, unter dem Druck, sein Leben der von ihm selbst geschaffenen Legende anzupassen, schrieb der New Yorker Literaturforscher Michael Reynolds. Ähnlich sieht es der Hamburger Anglistikprofessor Hans-Peter Rodenberg. Die Räuberpistolen seien „mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit der Fantasie des alternden Dichters entsprungen.“ Er halte sie für „Blähereien“. Foto: Picture Alliance

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