- Warum Deutschland ohne Wehrpflicht seine Wehrhaftigkeit verliert
Deutschland hat Milliarden für seine Verteidigung bereitgestellt, aber keine Richtung. Ohne Wehrpflicht, schreibt unser Gastautor, verliert das Land seine Wehrhaftigkeit – und damit die Fähigkeit, Freiheit und Frieden selbst zu verteidigen.
Was der islamistische Terror in über 20 Jahren nicht schaffte, das gelang Wladimir Putin in einer Nacht: Er riss Deutschland aus seiner sicherheitspolitischen Trance. Der Angriff auf die Ukraine machte den Krieg wieder real – und mit ihm die Frage, ob Deutschland überhaupt noch willens und fähig ist, sich zu verteidigen. Zum ersten Mal seit Generationen fühlten sich die Deutschen wieder bedroht und erwarteten entschlossenes Handeln ihrer Regierung. Würde Russland noch einmal zuschlagen – diesmal auf Nato-Gebiet?
Die Antwort der Bundesregierung fiel typisch deutsch aus: Mit großem Getöse wurde Geld in nie dagewesener Höhe bereitgestellt – das sogenannte Sondervermögen für die Bundeswehr. Man warf Milliarden auf ein strukturelles Problem, dessen Tiefe und historische Tragweite man bis heute kaum begreift. Die Bundeswehr erhält immense finanzielle Mittel, aber keine Richtung, keine Vision und keine Führung. Bereits unter einer überforderten Ministerin Lambrecht versandete die „Zeitenwende“ in Symbolpolitik und Selbstverwaltung. Es folgte Stillstand, wo Tatkraft nötig gewesen wäre.
Sicherheitspolitische Realitätsverweigerung
Seitdem wird uns unsere eigene Verwundbarkeit mit brutaler Deutlichkeit vor Augen geführt. Russische Drohnen dringen in den Luftraum Polens und der baltischen Republiken ein, Sabotageakte und Cyberangriffe gegen europäische Infrastruktur sind an der Tagesordnung. Experten sprechen längst von einem Zustand „unterhalb der Kriegsschwelle“, der faktisch einem ständigen Angriff gleichkommt. Russland führt Krieg gegen Europa – nur die Deutschen scheinen es noch nicht begriffen zu haben.
Die russische Rüstungsmaschinerie läuft auf Hochtouren. 295.000 Wehrpflichtige wurden allein dieses Jahr eingezogen, das Ziel: 1,5 Millionen Soldaten bis 2026, flankiert von einer auf Kriegswirtschaft umgestellten Ökonomie. Moskau rüstet auf – systematisch und entschlossen. Und Deutschland? Zählt Paragrafen und Leuchtturmprojekte, während Russland Bataillone aufstellt. Statt entschlossen zu handeln, diskutiert Berlin über „Wehrgerechtigkeit“, Anreizmodelle und die richtige Balance zwischen Freiwilligkeit und Verpflichtung. Während Moskau Männer in Brigaden formiert und seine Armee längst auf Kriegswirtschaft umgestellt hat, ringt Deutschland darum, ob der Dienst an der Gemeinschaft überhaupt zumutbar sei.
Das ist sicherheitspolitische Realitätsverweigerung – und sie hat Tradition. Schon seit Jahren fehlen der Bundeswehr Tausende von Soldaten. Das einstige Ziel von 203.000 Kräften, 2018 verkündet, wurde nie erreicht. Die sogenannte „Trendwende Personal“ versprach höhere Löhne und familienfreundlichere Bedingungen – als ließe sich Verteidigungsbereitschaft durch Work-Life-Balance erzeugen. Der Erfolg blieb aus. Heute droht, was einst als linke Utopie belächelt wurde, Realität zu werden: „Stell dir vor, es ist Krieg – und keiner geht hin.“ Doch die Geschichte lehrt: Wer den Krieg ignoriert, wird ihn nicht vermeiden, sondern verlieren. Deutschland dagegen zählte Ende 2024 rund 181.000 aktive Soldaten – weit unter Soll. Und das seit Jahren.
Landes- und Bündnisverteidigung gewährleisten
Die Nato hat diese Lücke erkannt. Neue Verteidigungspläne verlangen von Deutschland künftig rund 260.000 aktive Soldaten, um Landes- und Bündnisverteidigung gewährleisten zu können. Das heißt konkret: 80.000 weitere Soldatinnen und Soldaten müssen gewonnen werden – plus 200.000 Reservisten. Tatsächlich verfügt die Bundeswehr aber nur über rund 49.000 regelmäßig aktive Reservisten. Kurz gesagt: Deutschland steht personell recht blank da. Vom Zivilschutz ganz zu schweigen, der über Jahrzehnte im Wesentlichen nur auf dem Papier existierte und genaue Zahlen bisher überhaupt nicht ermittelt werden können.
Und während Moskau mit großem Tempo seine Armee auf 1,5 Millionen Soldaten vergrößert, will Berlin mit einem „Neuen Wehrdienst“ ab 2026 ganze 5.000 zusätzliche Dienstleistende pro Jahr gewinnen. Das ist, mit Verlaub, sicherheitspolitische Augenwischerei, bedenkt man, dass Russland irgendwann zwischen heute und 2029 in der Lage sein dürfte, die Nato in einen militärischen Konflikt zu zwingen.
Russland verpflichtet monatlich sechsmal so viele Männer, wie Deutschland jährlich mobilisieren will. Wer auf Freiwilligkeit setzt, verwechselt Hoffnung mit Strategie. Auf das Freiwilligkeitsprinzip zu setzen, zeugt in dieser Lage von einer gewissen Naivität – und einer gefährlichen Fehleinschätzung menschlicher Natur. Junge Menschen werden nicht in Scharen zum Dienst erscheinen, wenn die eigene Regierung nicht einmal die Dringlichkeit des Moments ausstrahlt.
Ausdruck demokratischer Selbstbehauptung
Jetzt ist der Moment, zu handeln. In zwei oder drei Jahren wird es zu spät sein. Das Grundgesetz gibt uns das Werkzeug an die Hand: die Wehrpflicht. Sie ist kein Anachronismus, sondern Ausdruck demokratischer Selbstbehauptung. Theodor Heuss nannte sie „das legitime Kind der Demokratie“ – weil sie das Staatsvolk selbst zum Träger der Verteidigung macht. Wer die Wehrpflicht als Relikt abtut, hat nicht verstanden, dass sie das Versprechen erneuert, das unsere Freiheit trägt: Wir verteidigen uns selbst.
Verteidigungsminister Boris Pistorius erklärte 2023, für eine Wiedereinführung fehle „Geld, Zeit und Kraft“. Ein Satz, der das Dilemma offenlegt: Mutlosigkeit wird zur Staatsräson. Doch Mutlosigkeit ist in dieser Lage kein guter Ratgeber. Wenn der Verteidigungsminister selbst eingesteht, dass wir nicht alles tun, um unsere Gegner abzuschrecken, dann ist das kein politisches Statement – es ist ein sicherheitspolitischer Offenbarungseid.
Als langjähriger und bis heute aktiver Reserveoffizier – als Staatsbürger in Uniform – sehe ich mit wachsender Sorge, wie sich die Diskrepanz zwischen Bedrohung und Bereitschaft vergrößert. In meinen Wehrübungen bei der Bundeswehr habe ich erlebt, mit welcher hohen Motivation, welchem Improvisationstalent und welchem Pflichtbewusstsein die Soldatinnen und Soldaten in den Einheiten dienen – trotz Unterbesetzung, Materialmangel und politischer Unentschlossenheit. Doch diese Bereitschaft darf nicht länger ausgenutzt werden. Sie braucht politische Rückendeckung – und die strukturelle personelle Basis, die nur eine Wehrpflicht schaffen kann.
Ihr Kern ist die Übernahme von gesellschaftlicher Verantwortung. Wehrpflicht bedeutet nicht, jeden jungen Menschen in Uniform zu stecken. Sie bedeutet, dass ein Land seine Bürger ernst nimmt – und umgekehrt. Als Teil der Verteidigung, nicht nur als Zuschauer. Eine klug reformierte Wehrpflicht, ergänzt durch ein verpflichtendes Gesellschaftsjahr für alle, könnte mehr leisten als jede Werbekampagne der Bundeswehr: Sie würde Zusammenhalt stiften, Pflicht wieder positiv besetzen und den abstrakten Begriff der Zeitenwende mit Leben füllen.
Sicherheit ist kein Verwaltungsakt
Ein jüngst vom Grünen-Politiker und Ex-Landwirtschaftsminister Cem Özdemir gefordertes „republikanisches Jahr“, das sowohl den Wehrdienst als auch soziale oder zivile Dienste als Möglichkeit umfassen soll – etwa in der Katastrophenhilfe oder bei der medizinischen Versorgung –, verdient volle Unterstützung. Denn Sicherheit ist kein Verwaltungsakt – sie ist eine Haltung. Sie entsteht nicht aus Bürokratie, sondern aus Bereitschaft. Aus der Bereitschaft, zu dienen, beizutragen, Verantwortung zu übernehmen. John F. Kennedy rief 1961 den berühmten Satz: „Ask not what your country can do for you – ask what you can do for your country.“
Dieser Satz gilt heute mehr denn je – und er richtet sich nicht nur an die Jugend, sondern an die Politik selbst. Nicht fragen, was Deutschland dir abnimmt, sondern was du für Deutschland tust. Der Grundsatz gilt für jeden Bürger, aber auch für jeden Abgeordneten in Landesparlamenten und Bundestag. Eine Parlamentsarmee verpflichtet auch das Parlament. Wer das Wort „Zeitenwende“ in den Mund nimmt, muss den Mut haben, die Konsequenzen zu ziehen – auch unbequeme. Dazu gehört die Wiedereinführung der Wehrpflicht ohne Wenn und Aber. Sie ist beides, strategische Notwendigkeit und moralisches Signal: Unsere Freiheit ist es wert, sie zu verteidigen.
Jetzt wäre der Zeitpunkt, alle vorbereitenden Maßnahmen für die Vorphase eines Spannungsfalls zu treffen – nicht erst dann, wenn die Regierung den Spannungsfall ausruft und es womöglich zu spät ist. Dazu gehören Vorratsbeschlüsse im Bundestag, die in einer Krise sofort greifen können; modernisierte Sicherstellungsgesetze, um Energie-, Logistik- und Kommunikationsstrukturen rechtzeitig unter staatlichen Schutz zu stellen; sowie regelmäßige zivile Notfallübungen, in denen Verwaltung, Wirtschaft und Bevölkerung das Zusammenspiel für den Ernstfall trainieren. Auch der Schutz kritischer Infrastruktur – von Stromnetzen über Wasserwerke bis zu digitalen Systemen – darf nicht länger theoretisch bleiben.
Wo der Staat nicht aktiv werden kann, müssen sicherheitsrelevante Unternehmen ermächtigt werden, für ihre Sicherheit selbst zu sorgen – Stichwort Drohnenabwehr. Aus der Offiziersausbildung kennen wir den Grundsatz: „Führer ohne Reserven werden Zuschauer großer Ereignisse.“ Dieser Satz gilt nicht nur für militärische Führer, sondern auch für politische Entscheider.
Mit dem aktuellen Tempo und der unentschlossenen Verteidigungspolitik droht Deutschland in den kommenden Jahren eben jener Zuschauer zu werden. Dazu darf es nicht kommen. Eine vorausschauende Gesellschaft wartet nicht, bis sie handeln muss – sie bereitet sich vor, ohne in Panik zu verfallen. Sie denkt nicht in Legislaturperioden, sondern in Generationen. Und sie weiß: Wer erst im Ernstfall organisiert, spielt nicht mit der Zeit, sondern mit der Sicherheit des Landes.
Frieden ist kein Naturrecht
Deutschland hat sich lange in der bequemen Selbsttäuschung eingerichtet, Frieden sei der Normalzustand. Doch Frieden ist kein Naturrecht – er ist eine Errungenschaft, die verteidigt werden muss. Geschichte lehrt: Die, die zu spät begreifen, zahlen am Ende den höchsten Preis. 1914 verschlief Europa die Zeichen, 1939 verdrängte es sie, 2022 staunte es – und 2025 diskutiert es noch immer und bewundert das Problem.
Heute stehen wir an einem Punkt, an dem Worte nicht mehr reichen. Wer noch immer meint, Sicherheit ließe sich delegieren – an Amerika, an die Nato, an Technologie –, hat die Realität aus den Augen verloren. Abschreckung funktioniert nur, wenn der Gegner weiß, dass ein Angriff keine Aussicht auf Erfolg hat. Dazu braucht es Panzer, Flugzeuge – aber vor allem Menschen. Menschen, die bereit sind, zu kämpfen, wenn es sein muss.
Deutschland muss endlich wieder wehrhaft werden. Die Wehrpflicht ist dabei keine Option – sie ist Pflicht – und gerne auf ein Gesellschafts- oder „republikanisches Jahr“ für alle erweitert. Für einige als Dienst in der Bundeswehr, für alle als Gesellschaftsjahr im Sinne der Resilienz. Am Ende steht eine unbequeme, aber überfällige Frage: Sind wir – jeder Einzelne von uns – noch bereit, für Frieden, Freiheit und Sicherheit zu kämpfen?
Bei älteren Beiträgen wie diesem wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen. Wir bedanken uns für Ihr Verständnis.
Hauptsache, es geht um Verteidigung, nicht um Angriff.
Mein Hintergrund wäre aber das, was ich in dem Interview zwischen Klaus von Dohnanyi und Herrn von Witzleben hören konnte.
Zwar ist für mich Russland eben kein europäischer Staat, die Ukraine aber noch weniger.
Ich bin also sehr froh, dass Russland und China zusammengefunden haben.
Gegenüber diesen Giganten der Weltgeschichte kann man sich angesichts ihres Aufblühens realistischer Weise nur verteidigen und wenn man mich fragt, vor allem mit geoplitischer, aber auch allgemeiner und vor allem kultureller INTELLIGENZ, eine Währung, die eventuell international anerkannt ist?
Wen hofierte Russland lange Zeit?
Die Preussen!
Die Bewunderung dürfte nicht nachgelassen haben, deshalb erneuere ich meine Bitte um einen selbständigen Staat der Prussen, den Urvätern* der Polen, Preussen etc., auf dem Gebiet der Enklave "Kaliningrad".
Russland verehrt Kant.
Ich fühle mich darin angesprochen und verpflichtet.
Wer auch immer ich bin und sein werde
Ist Deutschland überhaupt wehrhaft oder ist das nur so eine Art Volkssturm, was wir derzeit haben? Ob mit oder ohne Wehrpflicht, die BRD ist z.Z. in Sachen Wehrhaftigkeit und Bundeswehr ein schlechter Witz, die keiner wirklich ernstnimmt. Kaputtgespart und zu Tode verwaltet von den unfähigen Bundesregierungen der letzten 20 Jahre. Bis die Bundeswehr überhaupt ein ernsthafter Faktor in der NATO werden kann, vergehen noch viele Jahre. Natürlich weiß das der Russe, auch der Chinese und wer sonst noch Einblick hat. Ergo: Die Sprüche des neuen NBD-Chefs sind völliges Gefasel. Wir sollten die Füße stillhalten und abwarten und vor allem das Maul halten. Und wenn ich den Kiesewetter so höre, graust es mir. Der will mal Offizier gewesen sein? Kein Wunder, wenn man die Bundeswehr heute so sieht.
der Stand der Bundeswehr und unserer "Verteidigung" ist folgerichtig zum Stand des Regierungs- und (teilweisem) Parlamentspersonal: Warum sollte der Bundeswehrbereich auf einem der Notwendigkeit geschuldeten Stand sein, wenn der Rest des Gemeinwesens aufgrund unfähiger, ideologisch verblendeter und unwilliger Politiker und sonstiger "Eliten" durchgehend marode ist?
Dem Autor dieses aufschlußreichen Artikels sei gedankt.
Der Artikel ignoriert einen ganz wesentlichen Aspekt: Das aktuelle Deutschland ist nicht so schön demokratisch, wie man es sich wünschen würde. Es ist nicht das schöne Deutschland, für das man begeistert in den Krieg zieht.
Es ist ein hässliches Deutschland, in dem seit Jahrzehnten gegen die Mehrheit regiert wird, in dem Klimawahn und Coronawahn und Migrationswahn herrschen. Ein Deutschland, in dem linksradikale Staatsmedien Propaganda über die Menschen ausgießen. Dieses Deutschland wird kein Mensch, der bei Trost ist, verteidigen wollen.
Schon die preußischen Reformer wussten, dass die Wehrpflicht bedeutet, dass der Staat für die Bürger da sein muss, dass Demokratisierung stattfinden muss. Ohne das wird es nicht gehen.
Und nein, es sage jetzt bitte keiner, dass die deutsche Demokratie doch in bestem Zustand sei. Sie ist es nicht. Es ist wie immer: Wehrverfassung und Staatsverfassung sind einander Spiegelbild.
Die gleichen Gedanken in Bezug auf die Frage, ob man dieses Deutschland überhaupt noch verteidigen möchte, gingen auch mir durch den Kopf, als ich den Artikel las, doch hätte ich sie nie so prägnant und treffend formulieren können wie Sie.
anderes geregelt werden …..
Den hier länger Lebenden ist doch jegliche Identifikation mit den „deutschen Werten“ die ich nur beispielhaft in Arbeitsam , Sparsam, Traditionsverbunden, Heimatstolz, Heimatverbundenheit benennen möchte in den vergangenen 2 Jahrzehnten durch die vorherrschenden Links Grünen Ideologen samt Mainstream aberzogen wurden.
Ich verteidige, beschütze doch nur das, an das ich glaube, womit ich mich identifiziere….wer kann denn heute mit diesem Land noch etwas anfangen ? Der Soldat mit dem Dienst an der Waffe in der Habd der „ein “ Land verteidigen soll mit dem „andere“ sogar die das Land führten, nichts anfangen Können ?
Da nützt auch kein in Massen verplempertes Geld ! Von einer abgesagte Pressekonferenz ganz zu schweigen !
Mit freundlichen Gruß aus der Erfurter Republik
Mit Sicherheit braucht Deutschland nicht mehr Soldaten, um Deutschland mit Gewehren zu verteidigen. Es gibt keine entsprechenden Nachbarn. Ein moderner Staat braucht Spezialisten, die die heutige hybride Kriegsführung wuppen können. Es geht also um Luftverteidigung, Propaganda und IT. Russland habe über eine Million Soldaten? An der Ukraine beisst sich Russland die Zähne seit Jahren aus, im Gegenzug wird Russlands Energieversorgung effektiv angegriffen. Dazu bedarf es nicht einer Division von Soldaten in Panzern, Flugzeugträger oder Gewehren. Wie wäre es, wenn die Bundeswehr sich moderner aufstellt und somit den Wehrdienst schmackhaft macht? Dann wäre auch die blödsinnige Auffassung, für dieses Deutschland würde man nicht verteidigen (wer hält Raketen auf Wohnhäuser, Kindergärten und Spielplätzen ab?), überflüssig. Eine funktionierende Abschreckung sind heute nicht mehr viele Soldaten auf Äckern, in Wäldern, auf Kuhweiden.
Letztendlich ist das Problem der Debatte deutlich komplexer. Denn es geht ja in der ganzen Russland-Debatte kaum im engeren Sinne um die deutsche Sicherheit, sondern um die Verteidigung Osteuropas und Erweiterungswünsche der EU/NATO. D selbst wird durch das alles sogar eher zum Ziel. Dazu ist die Politik durch die undurchsichtigen Strukturen in der EU inzwischen kaum noch berechenbar oder eingrenzbar und Politiker sind gedanklich fast nur noch im Ausland. Und das dann mit einer Pflicht durchsetzen zu wollen, ist schwierig.
"Geschichte lehrt: Die, die zu spät begreifen, zahlen am Ende den höchsten Preis. 1914 verschlief Europa die Zeichen, 1939 verdrängte es sie". Irgendwie habe ich das anders in Erinnerung. Alle waren sowohl vor dem 1. WK, als auch vor dem 2. WK auf Krieg und eigene Interessen aus, die Abläufe ähneln den heutigen aufs Haar. Dummerweise hat Deutschland im Vorfeld der beiden Weltkriege die Aufrüstung beschleunigt, um die eignen Interessen gegen die Ungerechtigkeiten der anderen Länder durchzusetzen. Die Opferzahlen der Deutschen und Russen in beiden Weltkriegen sprechen Bände. Nach der Sprengung der NordStream II sollten wir vielleicht mal unsere Zielrichtung neu justieren, denn Kriege vermeidet man nicht durch Kriege, sondern durch Diplomatie auf Augenhöhe.
