
- Rot bis in den Tod
Mit ihrem Berliner Parteitag hat die SPD den erwarteten Linksruck vollzogen. Eine Antwort darauf, ob sie weiter dieses Land regieren will, ist sie schuldig geblieben. Davon profitieren andere
Als die Delegierten in Berlin gerade bei der Wahl zum SPD-Vorstand ihren amtierenden Außenminister mit einem miserablen Abstimmungsergebnis düpieren, betritt 160 Kilometer südwestlich davon Friedrich Merz die Bühne des großen Saales im Maritim-Hotel von Magdeburg: außerordentlicher Parteitag der CDU Sachsen-Anhalt, eine CDU so, wie diese Partei früher überall war.
Seine Standardrede passt Merz, der mit seinen schlaksigen Gliedern, der spitzen Nase und den weit aufgerissenen Augen immer ein bisschen aussieht wie ein Mensch gewordener Pinocchio, den Ereignissen auf dem SPD-Parteitag an. Gerade ist er bei Francis Fukuyama und der Weltgeschichte, den ganz großen Linien also, als er eine Kunstpause macht. „Wenn Sie dann sehen, was die Sozialdemokraten schon seit Monaten und auch gestern wieder hier veranstalten …“, dann, so sagt er in den aufkommenden Beifall hinein, dann könne man sich schon fragen: „Sind die intellektuell und geistig noch dabei, oder lassen die sich von einem Dauerstudenten, der noch nie in seinem Leben gearbeitet hat, auf der Nase rumtanzen?“ Eine „Selbsthilfegruppe Kevin Kühnert“ sei das, und die Frage stelle sich schon: „Wie lange soll das noch gut gehen?“