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Die Bundespressekonferenz der scheidenden Kanzlerin war eine Abschiedsrunde der Plattitüden – und das, obwohl im Westen des Landes gerade 170 Menschen gestorben sind und die Corona-Inzidenzen wieder nach oben klettern. Von Kritik und Kontrolle der Medien war kaum etwas zu spüren. Beglückt ging Merkel: „Ich sage Dankeschön. Es war mir eine Freude.“
Der Abschied ging in die Binsen. Angela Merkels heutige letzte Sommerpressekonferenz litt unter technischen Schwierigkeiten. Die Krisen-, Flüchtlings-, Klima- und Corona-Kanzlerin war gerade dabei, der versammelten Hauptstadtpresse ein paar Fehler ihrer Digital-Politik einzugestehen, als die Mikrofonanlage im Saal zusammenbrach. „Die Digitalisierung bedarf eines großen Kraftakts“, hatte Merkel noch gesagt. Dann war der Saft weg. Zumindest auf Seiten der Journalisten.
Während Techniker eifrig versuchten, die Soundanlage noch einmal neu zu starten – ein Unterfangen, das letztlich missglückte –, saß Merkel erstarrt und vollkommen regungslos den Medienvertretern gegenüber und sagte kein einziges Wort mehr, zumindest über zehn lange Sekunden hinweg. Es war eine geradezu symbolische Situation. Kanzlerin und Medien vereint in einer beklemmenden Sprachlosigkeit. Hier eine in gletscherblau gekleidete Politikerin, die in Gestik wie Mimik fast zum Buddha erstarrte, dort die Journalisten, Kommentatoren und Redner, die ohne funktionierende Mikrofone so hilf- und wortlos waren wie die zahnlosen Tiger aus der Fabel.