Bild-Komposition der neuen SPD-Minister / picture alliance; cicero redaktion

SPD-Minister vorgestellt - Das ist das Team Klingbeil für die schwarz-rote Bundesregierung

Die SPD hat lange gerungen. Kurz vor der geplanten Kanzlerwahl steht aber das Personaltableau für die neue Bundesregierung. Wer sind die alten und neuen Gesichter? Und wofür stehen sie? Ein Überblick.

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Nach langem Ringen hat sich die SPD auf ihr Regierungsteam verständigt. „Erfahrene Persönlichkeiten aus Bundes- und Landespolitik treffen auf neue Gesichter, die für den Generationswechsel in der SPD stehen“, erklärten die Parteivorsitzenden Lars Klingbeil, Saskia Esken und Generalsekretär Matthias Miersch zum Personaltableau. Sie hoben hervor, dass sechs der neun Bundesminister- und Staatsministerposten von Frauen übernommen werden.

„Die SPD stellt ein Team auf, das bereit ist, unser Land mutig zu gestalten“, erklärte die Parteispitze. Die SPD führe unter anderem zentrale Ministerien, um die geplante Modernisierung Deutschlands durch massive Investitionen voranzutreiben und die Belange der Arbeitnehmer und ihrer Familien zu stärken. „Die neue Regierung braucht mehr denn je echtes Teamplay, um Deutschland wieder dorthin zu führen, wo es hingehört: Nach vorn“, hieß es in der Erklärung. „Das Team der SPD wird diese Aufgabe gemeinsam annehmen.“ 

Lars Klingbeil wird Vizekanzler und Finanzminister

Der SPD-Bundesvorsitzende Lars Klingbeil wird Vizekanzler und Finanzminister und damit der zweitmächtigste Mann in der künftigen Bundesregierung nach Friedrich Merz. Dass er das würde, war schon lange klar, da Klingbeil seit der für die SPD desaströsen Bundestagswahl (16,4 Prozent) bei weitem größeren Rückhalt sowohl in der neuen Fraktion als auch an der Parteibasis genießt als seine Co-Vorsitzende Saskia Esken. Klingbeil gilt spätestens seit den Koalitionsverhandlungen, in denen die SPD unter seiner Ägide sowohl sachpolitisch als auch die Ministerposten betreffend überproportional viel für sich herausschlagen konnte, als der starke Mann der Sozialdemokraten. 

Als Finanzminister wird er der Herr der Bundeshaushalte und somit eine Schlüsselstellung einnehmen bei allen zentralen politischen Entscheidungen der künftigen Bundesregierung. Klingbeil ist ein Mann der Widersprüche oder vielmehr: einer, der scheinbar Widersprüchliches zusammenbringt. Als Sohn eines Soldaten im eher konservativen Munster aufgewachsen, war er in seiner Jugend zwar Antifa-Anhänger und Kriegsdienstverweigerer, gehört heute aber zum eher konservativen „Seeheimer Kreis“ der SPD. Er gilt als Freund der Bundeswehr. 

In seiner schnellen Parteikarriere (die im Wahlkreisbüro des damaligen Bundeskanzlers Gerhard Schröder 2001 begann) erwarb er sich spätestens als Generalsekretär bei den Verhandlungen zur letzten Großen Koalition mit Angela Merkels CDU einen Ruf als Meister der Verhandlungen und guten Kompromisse. In der Ampel-Regierung hatte er – 2021 zum Co-Vorsitzenden der SPD neben Saskia Esken aufgestiegen – kein Regierungsamt inne. Er hat also wie auch Kanzler Merz zwar schon reichlich politische Erfahrung, aber noch keine als Regierender.

Boris Pistorius bleibt Verteidigungsminister

Boris Pistorius bleibt Verteidigungsminister und ist als solcher die einzige personelle Konstante der Ampel im künftigen Kabinett. Sein Verbleib ist keine Überraschung. Pistorius gilt seit seiner Berufung ins Kabinett durch Olaf Scholz im Januar 2023 als beliebtester Spitzenpolitiker Deutschlands und als das Gesicht der von Olaf Scholz nach Russlands Überfall auf die Ukraine ausgerufenen „Zeitenwende“. Das führte im Herbst 2024 nach dem Platzen der Ampel-Koalition zu einer Diskussion innerhalb der SPD, ob er nicht statt Scholz Kanzlerkandidat sein solle. Pistorius verzichtete in einer Videobotschaft am 21. November auf diese Ambition.

Pistorius war seit 2013 Landesinnenminister in Niedersachsen im Kabinett von Stephan Weil. Bundespolitisch war er zuvor nur als Landesvertreter im Bundesrat und während der Koalitionsverhandlungen 2018 aktiv. Pistorius wurde erst 2017 in den niedersächsischen Landtag gewählt, als er schon vier Jahre Landesminister war. Sein Landtagsmandat legte er nach der Berufung als Verteidigungsminister nieder. Bei der Bundestagswahl am 23. Februar 2025 gewann er das Direktmandat im Wahlkreis Hannover II mit 36,2 Prozent der Erststimmen.

Bärbel Bas wird Arbeitsministerin

Die 1968 in Duisburg-Walsum geborene SPD-Politikerin und ehemalige Bundestagspräsidentin Bärbel Bas soll künftig das Ministerium für Arbeit und Soziales führen. Seit 2009 vertritt sie den Wahlkreis Duisburg I als direkt gewählte Abgeordnete im deutschen Parlament. In der Vergangenheit war sie bereits Parlamentarische Geschäftsführerin (2013–2017) der SPD-Bundestagsfraktion und stellvertretende Fraktionsvorsitzende (2019–2021). Bas gehört dem linken Flügel der SPD an und ist Mitglied der Parlamentarischen Linken. Daher setzt sie sich besonders für Themen wie soziale Gerechtigkeit, Chancengleichheit und eine inklusive Gesellschaft ein und engagiert sich für eine paritätische Vertretung von Frauen.

Schwerpunkte ihrer Amtszeit als Bundesministerin werden voraussichtlich die Stärkung des Sozialstaats, faire Arbeitsbedingungen und die Reintegration von Langzeitarbeitslosen in den Arbeitsmarkt sein. Sollten in der kommenden Legislaturperiode, wie vonseiten der Union gefordert, erneut Debatten über Sozial- und Rentenreformen geführt werden, kommt der Arbeitsministerin als Verteidigerin der Interessen von Rentnern und sozial Schwachen eine zentrale Rolle zu.

Stefanie Hubig wird Justizministerin

Die 57-jährige Stefanie Hubig gilt als erfahrene Juristin und Landespolitikerin. Ab 2000 war sie bereits im Bundesjustizministerium tätig, wo sie bis zur Referatsleiterin aufstieg. Von 2008 bis 2013 arbeitete sie in der rheinland-pfälzischen Landesregierung als Leiterin der Abteilung Strafrecht im Justizministerium. 2014 kehrte sie als Staatssekretärin ins Bundesjustizministerium zurück und war dort unter anderem für die Verschärfung des Sexualstrafrechts verantwortlich.

Im Mai 2016 wurde Hubig zur Bildungsministerin von Rheinland-Pfalz ernannt. In dieser Funktion setzte sie sich für Bildungsreformen ein, darunter das Kitagesetz von 2021. Während der Corona-Pandemie plädierte sie für eine frühzeitige Öffnung der Schulen, um negative Auswirkungen auf den Bildungsweg und die geistige Entwicklung der Kinder zu vermeiden. Hubig setzte sich in der Vergangenheit umfassend für eine starke Justiz und den Schutz von Verbraucherrechten ein. In ihrer neuen Position als Bundesjustizministerin wird erwartet, dass sie sich für eine Stärkung der Rechtsstaatlichkeit und die Bekämpfung von Extremismus engagiert.

Carsten Schneider wird Umweltminister

Carsten Schneider wird Bundesumweltminister. Er war in der Ampel-Regierung von Olaf Scholz Staatsminister und Beauftragter für Ostdeutschland. Schneider, geboren 1976 in Erfurt, wurde 1998 mit seinem Direktsieg im Wahlkreis Erfurt jüngster direkt gewählter Bundestagsabgeordneter. Seit 2009 führte Schneider bei jeder Bundestagswahl die thüringische Landesliste der SPD an. 

Mit seiner langen Bundestagserfahrung – unter anderem als Haushaltspolitiker, stellvertretender Fraktionsvorsitzender und erster Parlamentarischer Geschäftsführer der SPD-Fraktion – gilt er als Pragmatiker. Vor allem aber ist er bekanntermaßen ein enger Vertrauter des künftigen Vizekanzlers Lars Klingbeil, mit dem er angeblich auch schon gemeinsam Fahrradurlaub gemacht hat. Wie Klingbeil hat auch Schneider sein Berufsleben von Anfang an fast ausschließlich (von einer Banklehre abgesehen) der Partei und der Politik gewidmet.

Umweltpolitisch ist Schneider bisher noch nicht besonders in Erscheinung getreten. Er gilt aber als Politiker mit Allround-Fertigkeit, der sich schnell in neue Fachgebiete einarbeitet. Ein radikaler Bruch in der Umweltpolitik ist wohl nicht zu erwarten: Nach Informationen von Table.Briefings will er Jochen Flasbarth erneut als Staatssekretär berufen, der bereits von 2013 bis 2021 Staatssekretär unter den SPD-Ministerinnen Barbara Hendricks und Svenja Schulze war. Zuvor war Flasbarth Präsident des Umweltbundesamtes und des Naturschutzbunds Deutschland.

Verena Hubertz übernimmt das Bauministerium

Bei der Bundestagswahl 2021 gewann die 37-jährige Verena Hubertz für die SPD das Direktmandat im Wahlkreis Trier und wurde Mitglied des Deutschen Bundestages. Seit Dezember 2021 ist sie eine der stellvertretenden Vorsitzenden der SPD-Bundestagsfraktion und war dort unter anderem für die Themen Wirtschaft, Energie, Klimaschutz, Bauen und Wohnen sowie Tourismus zuständig. Berufliche Erfahrung bringt sie vor allem aus der Privatwirtschaft bei Vodafone, PricewaterhouseCoopers und der Commerzbank mit. 2013 gründete sie die internationale videobasierte Kochplattform „Kitchen Stories“, deren Vorsitz sie 2020 für ihre Bundestagskandidatur aufgab.

Als Unternehmerin setzte sie sich insbesondere für die Förderung von Innovation und Digitalisierung ein. In ihrer bisherigen politischen Arbeit legte sie großen Wert auf bezahlbaren Wohnraum, nachhaltige Stadtentwicklung und die Stärkung des ländlichen Raums. Zu ihren größten Herausforderungen als Bundesministerin werden die Beschleunigung des Wohnungsbaus und die Förderung nachhaltiger Bauweisen zählen.

Entwicklungsministerin wird Reem Alabali-Radovan

Die künftige Ministerin für „Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung“, Reem Alabali-Radovan, ist erst 35 Jahre alt und war bisher Integrationsbeauftragte der Ampel-Regierung. Die Schwerinerin wurde 1990 in Moskau als Tochter irakischer Flüchtlinge geboren und kam mit sechs Jahren nach Deutschland. Im Gegensatz zu den anderen SPD-Ministerinnen und -Ministern dürfte sie eher nicht als Pragmatikerin, sondern als durchaus ideologisch motiviert gelten. 

Als Integrationsbeauftragte war sie immer wieder für Unterstellungen gut, etwa gegen die Polizei wegen angeblich verdachtsunabhängiger Kontrolle von Menschen allein wegen ihrer Hautfarbe oder Herkunft („Racial Profiling“). Das neue Staatsbürgerrecht mit der beschleunigten Einbürgerung kommentierte sie 2024 mit dem Satz: „Damit klopfen wir den letzten Staub der Kaiserzeit aus dem Staatsangehörigkeitsgesetz.“ 

Mehrfach wurden auch Vorwürfe laut, dass sie in ihrem Amt Steuergeld für islamistisch infiltrierte Organisationen wie die „Claim Allianz gegen Islam- und Muslimfeindlichkeit“ bewilligte. Islamismus-Experte Ahmad Mansour äußerte sogar „Zweifel an Frau Alabali-Radovans Verständnis von Demokratie und Integration“. In ihrem künftigen Amt hat sie nun Verantwortung etwa auch für finanzielle Hilfen und Projekte in muslimisch geprägten Ländern; nicht zuletzt auch in den Palästinensergebieten. 

Autoren: Ferdinand Knauß, Ben Krischke, Jan Uphoff

 


 

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Achim Koester | Mo., 5. Mai 2025 - 14:42

die zwar zur Tarnung in der CDU ist, aber de facto, wie auch ihr Landeschef Daniel Günther, stramme Sozi ist. Mit solchen Leuten eine Politikwende durchführen zu wollen, ist wie einen Eisberg mit einem Feuerzeug zu schmelzen.

mit neuen Schauspielern inszeniert…..
Mehr gibt es zur neuen buntländischen Regierungstruppe nicht zu sagen.
Das Schulden finanzierte Füllhorn wird zur Klima & Weltenrettung ausgeschüttet, getan hat sich in Deutschland nichts außer: die Kohle ist weg. keiner weiß wohin!
Mit freundlichen Gruß aus der Erfurter Republik

Achim Koester | Mo., 5. Mai 2025 - 14:45

Das kommt mir bekannt vor, es lautete früher etwas anders, "vorwärts immer, rückwärts nimmer", aber Sinn und Ideologie sind gleich geblieben.

Ingofrank | Mo., 5. Mai 2025 - 14:55

diesem Volk eine neue Not gegen Elend- Regierung beschert ……ob der „Beschenkte“ sich freut, bleibt abzuwarten.
Immer wieder das gleiche Geschenk …..
in Hochglanzpapier verpackt lockt wohl keinen der „Beschenkten“ noch hinter dem Ofen vor zumal alles von minderer Qualität ist und spätestens nach einem Jahr kaputt ist und auf dem Müll der Wahlversprechen geworfen wird.
Aber halt, diesmal war es anders. Diesmal hat der Verlust der Wahlgeschenke gerade mal drei Tage gedauert um in den beschriebenen Müll zu landen.
Andererseits, wie gewählt, so bekommen heißt liebe Wähler was habt ihr anderes erwartet ? Verbesserungen ? Niedrigere Energiepreise ? Eindämmung der Massenflutung von ungelernten teilweise ungebildeten Wirtschaftsflüchtlingen ? Innere Sicherheit ? Reduzierung der Entwicklungshilfe? Aussetzung der Ukrainehilfen um den Reichen Bettler zu Aufnahme von Friedensverhandlungen zu ermuntern ? Stopp der Aufrüstung ? Das einzige was passiert, Geld ist weg und keiner weiß wohin
MfGadE R

Da ich wieder nicht freigeschaltet bin, kann ich nur auf Kommentare antworten. Sie haben mit allem Recht Herr Ingofrank. Ich traue denen nichts, aber gar nichts positives zu. Die machen weit den Mund auf, versprechen und drohen auch schon gegen die AFD wieder, ohne im Amt zu sein. Für mich ist es bereits ein Erfolg, dass die Menschenschinder und Demokratiefeinde Lauterbach, Faeser und Esken nicht in einem neuen Kabinett sein sollen. Mal sehen, wie lange die wählen, bis Merzel sein 10l Fass Bier anstechen kann. Würde der ablehnen, wenn die AFD geschlossen ihn wählen würde? Dann hieße es bestimmt es seien die Grünen und Linken gewesen. Obwohl, wer dann rechnen könnte, wüsste es. Egal. Diese Politikdarsteller aus der zweiten und dritten Reihe der beiden Parteien, auch denen traue ich nichts zu. Die lassen nur Wasser in ein Fass, dass bereits etliche Löcher hat. Zwei Jahre gebe ich denen. Alles länger, wäre eine Überraschung für mich.

Jürgen Goldack | Mo., 5. Mai 2025 - 15:40

Zum Thema SPD-Minister 1
Abgesehen davon, dass es schon fast makaber klingt, dass eine Partei, die vom Wähler, vom Souverän, in der Wahl 2025 zu Recht massiv abgestraft wurde, nun wichtige ministeriale Funktionen im Merz-Kabinett zugestanden bekommt zeigt in prägnanter Form die absolut. Missachtung des Souveräns! Das hat nichts mit Antifa-Klingbeils Verhandlungsgeschick zu tun sondern demonstriert in erschreckender Weise die grenzwertige Unfähigkeit und durch Merz selbst produzierte und somit erst mögliche Erpressbarkeit dieses zukünftigen Pinocchio-Kanzlers. Ein Gutes hat diese für Deutschland schlimme Situation. Hier zeigt sich durch die Personalie Merz, dass der Wähler von schon lange vor der Wahl auf infamste Art getäuscht worden ist. Daraus könnte man lernen. Die "altvorderen CDU-Gewohnheitswähler" tragen wohl die größte Schuld an diesem Zukunfts-Regierungsdebakel, an dem sich Deutschland nun - hoffentlich nicht über eine ganze Legislaturperiode - erfreuen darf.

Jürgen Goldack | Mo., 5. Mai 2025 - 16:12

Zum Thema SPD-Minister 2:
Das der Obergefreite Strategie-Dilettant Pistorius nach den Vorstellungen von U.v.d. Leyen, AKK und Lambrecht in der Bundeswehr zumindest von Mannschaftsdienstgraden geachtet wurde mag ja sein, im Unteroffiziers- u. Offizierskorps kann man das anzweifeln. Es gilt halt Ober sticht Unter! Wenn Fr. Bas die ähnlich schwache Vorstellung wie als BT-Präsidentin hinlegt, na dann. Frau Hubig ist zumindest vom Fach. Das lässt hoffen. Bei Hr. Schneider dürfte nicht seine fachlich Kompetenz, sondern die Kumpel-Beziehung mit Klinbeil zu seiner Beförderung in das Bundesministeramt geführt haben, was m.E. nicht für ihn spricht. Fr. Hubertz als ehemaliges selbstständiges "Küchentantchen", dazu recht jung, strahlt auch nicht gerade fachlich beeindruckende Kompetenz aus. Und Frau Reem Alabali-Radovan, da kann man nur den Kopf schütteln. Eine ideologiegesteuerte Bundesministerin! Kann man das glauben? Zu Klingbeil erübrigt sich m. E. jeder Kommentar. Gute Nacht, Deutschland.