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Maike Kohl-Richter neben einem Porträt ihres verstorbenen Mannes / picture alliance

Schlammschlacht um Helmut-Kohl-Stiftung - „Das Theater muss aufhören!“

Maike Kohl-Richter, die Witwe Helmut Kohls, stellt sich quer beim Projekt einer Stiftung zu Ehren des Altkanzlers. Es geht ihr darum, das Wirken ihres verstorbenen Mannes zu glorifizieren. Sie beruft sich auf „den letzten Willen Helmut Kohls“ – der aber dazu nichts Schriftliches hinterlassen hat.

Hugo Müller-Vogg

Autoreninfo

Dr. Hugo Müller-Vogg arbeitet als Publizist in Berlin. Er veröffentlichte zahlreiche Bücher zu politischen und wirtschaftlichen Fragen, darunter einen Interviewband mit Angela Merkel. Der gebürtige Mannheimer war von 1988 bis 2001 Mitherausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

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Maike Kohl-Richter, die streitbare Witwe Helmut Kohls, verkündete an diesem Donnerstag auf ihrer Homepage: „In meiner Funktion als Erbin und Witwe Helmut Kohls habe ich dem Vorhaben nicht zugestimmt“. Gemeint war das Gesetz zur Errichtung einer „Bundeskanzler-Helmut-Kohl-Stiftung“, das der Bundestag mit den Stimmen von CDU/CSU, SPD, FDP und Grünen verabschiedet hatte – bei Enthaltung der AfD.

Ob die Erbin zustimmt oder nicht, war insofern belanglos, als Kohl-Richter dem Bundestag nicht angehört. Das war auch förderlich für den Ablauf der zweiten und dritten Lesung des von der GroKo eingebrachten Gesetzentwurfs. Denn Kohl-Richter hatte am Tag vor der Beschlussfassung über ihre Anwälte eine umfängliche Presseerklärung abgegeben – elf eng beschriebene Seiten. Diese vorzulesen hätte gut und gerne 40 Minuten gedauert; für die Debatte unter der Reichstagskuppel waren aber nur 25 Minuten angesetzt.

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Christian Haustein | Fr., 7. Mai 2021 - 12:33

Persönlich sehe ich das Erbe von Helmut Kohl doch eher kritisch...

Die deutsche Einheit und die Eurozone sind für mich eher von symbolischen Wert. Die unterschiedlichen wirtschaftlichen Verhältnisse in Ost und Westdeutschland, aber auch in Süd und Nordeuropa haben ein nicht stabiles System erschaffen, dass bereits am zerbrechen ist.

Karl-Heinz Weiß | Fr., 7. Mai 2021 - 12:51

Der breite politische Konsens für die Stiftung ist erfreulich. In Anbetracht der familiären Tragik der Familie Kohl ist das Verhalten der Witwe aber mehr als unerfreulich. Offenbar sind in den nächsten Jahren zunächst friedens-stiftende Maßnahmen notwendig. Vielleicht wäre das Buch von einem der Brandt-Söhne ("Andenken“) die geeignete Lektüre.

Dorothee Sehrt-Irrek | Fr., 7. Mai 2021 - 13:10

aufdrängenden Frage "What comes next", überlege ich, ob der edle Ritter, der in fernster Zukunft Frau Merkels Nachlass verwalten möchte, schon geboren ist.
Scherz am Rande, denn ich kann mich noch erinnern, dass das Verhältnis Seebacher-Brandt und SPD auch nicht ungetrübt war.
Ich würde mich am wenigsten an dem orientieren, was eine Frau Seebacher-Brandt über Willy Brandt sagt, eher was Zeitzeugen und Weggefährten berichten können, für das Provate dann seine Söhne.
Anders bei Helmut Schmidt, dessen Tochter immer einen sehr zurückhaltenden und seriösen Eindruck bei mir hinterliess.
Aus der Ferne gesprochen, ich wünsche der CDU eine einvernehmliche Regelung mit der Witwe und Nachlassverwalterin Helmut Kohls, obgleich es eigentlich nicht so persönlich zugehen dürfte.
Zuletzt verlasse ich mich auf meine Einschätzung, wenn ich mir ein Urteil bilden sollte.

Christa Wallau | Fr., 7. Mai 2021 - 13:21

leidet offenbar an einer Form von Ich-Besessenheit (Egomanie), mit der sie ihr Idol, Helmut Kohl, und sich selbst absolut setzt.
Ein solches Verhalten ist pathologisch.

Leider ist der Altkanzler in seinen letzten Jahren selbst derart von Frau Richter "besessen" gewesen, daß er dafür seine Söhne mit ihren Familien und das Verhältnis zu seiner Partei, der CDU, geopfert hat.
Kohl war wohl psychisch derart angegriffen (verletzt) durch die Anschuldigungen gegen ihn, daß seine Bewunderin mit ihrer "fürsorglichen" Herrschsucht an diese Wunde "andocken" konnte.

Dumm gelaufen!
Jetzt steht die CDU bedröppelt da und kann sehen, wie sie mit diesem Dilemma fertig wird.
Die Sache gehört allerdings zu ihren kleinsten Problemen.
Wie Angela Merkel die CDU ausgehöhlt und zu ihrem "Vehikel" gemacht hat, das ist ein ganz anderes Kaliber. Aus dieser Misere herauszukommen - selbst wenn der Wille dazu vorhanden wäre! - verlangte einen Herkules, der nirgends in Sicht ist.

Meine Meinung ist da gespaltener. Ich kann nachvollziehen, dass die 2.Frau kein Vertrauen mehr in die Merkel-CDU hat. Zu groß war der Schaden, den die große Vorsitzende der Partei (Bezeichnung bewusst gewählt!) dem Ansehen Kohls zugefügt hat. Da hat die Partei kräftig mitgewirkt.
Damit ist nicht gesagt, dass ich Befürworter der Politik Kohls war, hat er doch bereits die Partei nach der Widervereinigung deutlich nach links geführt.

Ernst-Günther Konrad | Fr., 7. Mai 2021 - 13:54

Wenn es sich bei den Unterlagen um Akten mit "dienstlichem" Inhalt handelt, gehören die ins Kanzleramt und danach in Bundesarchiv. Wenn es in den Akten private Aufzeichnungen sind, gehören sie der Erbin, in diesem Fall Frau Kohl. Wenn es sich um Akten handelt, die ausschließlich parteiinterne Vorgänge betreffen, gehören sie der CDU. Dieses Theater dient doch nur einem Zweck. Einige Mitwisser und Mittäter der Spendenaffäre leben ja noch und könnten diskreditiert werden. Ein Herr Schäuble und viele damalige CDUler waren darin verstrickt. Einzig Kanther bekam zwei Jahre auf Bewährung im Rahmen eines Deals, weil der damalige Staatsanwalt, den ich persönlich kenne,sich den Weisungen von "oben" beugen musste. Also, nicht nur Frau Kohl, auch die CDU hat kein Interesse, dass unabhängige Historiker, wenn es die noch gibt und diese überhaupt Zugang bekommen, diesen Teil des Wirkens von Helmut Kohl und seiner "Schwarzgeldkassenfreunde" offenbar werden zu lassen. Kohl schwieg bis zuletzt. Warum?

Hanno Woitek | Fr., 7. Mai 2021 - 14:39

Kohl war ein großer Kanzler - Wiedervereinigung... - hat aber die Bundesrepublik dann nach der Wiedervereinigung durch träge Alltagspolitik zum "armen Mann Europas" verkommen lassen. Und man hat sich über uns amüsiert. Deshalb wurde er abgewählt. Und.. er war eben auch ein Schmiergeldkanzler, der den Meineid nur verhindert hat, weil er angeblich Gedächtnisausfall hatte.
Das wird Frau Kohl-Richter auch nie löschen können

Bernd Muhlack | Fr., 7. Mai 2021 - 15:47

Na klar, damals Kanzler Dr. Helmut Kohl!

Zu Beginn seiner Kanzlerschaft war er quasi
24/7//52/365 unter Dauerfeuer.
Ich war fast immer ein Gegner seiner Politik, abgesehen von seiner Europapolitik!
Im Gegensatz zu Kanzlerin Merkel suchte er immer den Konsens mit allen Staaten, auch den "lütten".
Natürlich gab es die Achse FRA-D, also Mitterand und Dr. Kohl; ein Sozialist und ein konservativer Katholik!
Mitterand und Thatcher waren absolut gegen die Wiedervereinigung; Bush sen./Baker, Gorbi et Dr. Kohl/Genschman haben es durchgezogen!

Ich habe meine Meinung zu Dr. Kohl in vielen Punkten geändert; man lernt bekanntlich nie aus, oder?
Ohne Hannelore Kohl hätte Dr. Kohl all das mMn nicht geschafft. Sie hielt ihm den Rücken frei. Mehrsprachig u humorvoll.
Es gibt ein lesenswertes Buch des Sohnes Peter Kohl.
Zu Frau Richter-Kohl weiß ich zu wenig, no comment.

Eines noch.
Politik ist ein dreckiges Geschäft - mokri dela sagt man im KGB/FSB.
"Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort!"
il uomini d'onore

Ebenso na klar, bei Dr. Kohl fühl(te) ich mich wohl.
Maike Kohl-Richter braucht sich nicht zu ängstigen, eine Erinnerungsstätte in ihrem und ihres verstorbenen Gatten Dr. Helmut Kohl ganz nach Geschmack zu errichten. Zuviele, heute noch tätige Politiker wie Merkel und Schäuble, unterstützen Maike Kohl Richter im eigenen Interesse. Das Volk erfährt keine Wahrheit, der Journalismus bleibt außen vor. Die Journalisten sind in unserer parlamentarischen Demokratie auf gute Drähte zu den Politikern angewiesen. Das schafft Abhängigkeit.

Wenn ich Erinnerungen an die Spendenaffäre Revue passieren lasse, denke ich an die dubiose 100.000-Mark-Spende des Waffenhändlers Schreiber an den damaligen CDU-Chef Schäuble für die CDU. Merkel versprach Aufklärung der Kohl-Schäuble- Spendenaffäre, verdrängte Kohl und Schäuble von der Bühne. Es ist nicht glaubwürdig, ausgerechnet Schäuble zur Bewältigung der Finanzkrise zu befördern.

"Wenn man solche Freunde hat, braucht man seine Feinde nicht zu fürchten