Der Philosoph Peter Sloterdjik konterte die Fragen von Armen Avanessian, ohne sich von sich selbst zu distanzieren / picture alliance

Peter Sloterdijk - „Ich habe das Recht, Angela Merkel zu kritisieren“

Erneut verteidigt der Philosoph Peter Sloterdijk seine Kritik an der Migrationspolitik der Kanzlerin. In einem Radio-Interview wirft er Angela Merkel vor, die Grenzen geöffnet zu haben, ohne den Willen des Souveräns einzuholen

Alexander Kissler

Autoreninfo

Alexander Kissler ist Redakteur im Berliner Büro der NZZ. Zuvor war er Ressortleiter Salon beim Magazin Cicero. Er verfasste zahlreiche Sachbücher, u.a. „Dummgeglotzt. Wie das Fernsehen uns verblödet“, „Keine Toleranz den Intoleranten. Warum der Westen seine Werte verteidigen muss“ und „Widerworte. Warum mit Phrasen Schluss sein muss“.

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Ein Interview schlägt weiter Wellen. Fast drei Jahre ist es her, dass Cicero mit dem Philosophen Peter Sloterdijk ausführlich über die deutsche Migrationspolitik und das Handeln der Bundeskanzlerin im Sommer 2015 sprach. Besagtes Interview stand nun im Zentrum eines Abends mit Peter Sloterdijk zum Thema „Gleichheit“, die zweite Veranstaltung einer Reihe über die drei Zentralbegriffe der Französischen Revolution „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“. Die gemeinsam von der Berliner Volksbühne und Deutschlandfunk Kultur präsentierten Gespräche sind nun nachzuhören.

Als Staatsbürger konservativer als als Philosoph 

Moderator Armen Avanessian konfrontiert Sloterdijk mit dessen Aussage aus dem Cicero-Interview, wonach es „keine moralische Pflicht zur Selbstzerstörung“ gebe und die deutsche Regierung sich „in einem Akt des Souveränitätsverzichts der Überrollung preisgegeben“ habe. Laut Avanessian belegen diese Zitate eine Differenz zwischen Sloterdijks „philosophischem Denken über Gleichheit“ und seinen „politischen Einlassungen“ – eine Differenz, die der Moderator bedauert.

Sloterdijk kontert, ohne sich von sich selbst zu distanzieren: „Als Staatsbürger bin ich konservativer als in meiner Rolle als Philosoph. Ich habe das Recht, Angela Merkel zu kritisieren, dass sie nach dieser außerordentlichen Situation des Herbstes 15 nicht klar gemacht hat, dass es sich hier um eine Ausnahmesituation gehandelt hat von unwiederholbarem Charakter. Sie hat sich jahrelang geweigert, den Begriff der Obergrenze zu benutzen.“

„Am Consensus Omnium vorbei“

Zwar habe die Kanzlerin „in einem humanen Engpass“ vermutlich richtig gehandelt. „Wir hatten vier Wochen Willkommenskultur“, eine „Episode politischer oder moralischer Schönheit“. Politik sei aber „keine Kategorie, in der ästhetische Urteile allzu viel Gewicht erlangen dürfen.“ Sloterdijk wirft der Kanzlerin vor, „sich hinter einem falschen Prinzip verschanzt“ zu haben, „das sie nicht ausgesprochen hat.“

Der Philosoph spricht vom „abstrakten Universalismus“, für den zwar die „posthume Wirksamkeit“ spreche, jedoch müsse man, „solange man am Leben ist“, in Jahren oder Jahrzehnten denken. Zudem sei dieser abstrakte Universalismus Regierungsmaxime geworden, ohne dass man den Souverän befragte: „Sie können anhand aktueller Literatur sich davon überzeugen, dass die Bundesrepublik Deutschland jetzt nach den USA das zweitoffenste Einwanderungsland der Welt geworden ist. Und dies in gewisser Weise am Consensus Omnium vorbei. Es ist zum großen Teil eine undiskutierte Form der Öffnung hier geschehen.“

Medienkritische Pointe

Sloterdijk beharrt auf seinem „Anspruch, konservative Elemente mit liberalen und linken Grundmotiven zu verbinden.“ Und er verweigert sich der Erwartung des Moderators, als Philosoph künftig stärker universalistisch – also im Sinne fortgesetzter Willkommenskultur – zu argumentieren.

Eine solche philosophische Sicht sei bereits „in der gesamten liberalen Presse inkarniert. Dieser organisierte Unrealismus ist so solide institutionalisiert, dass man sich um dessen Zukunft keine Gedanken machen muss.“ Wodurch auch dieses bemerkenswerte Gespräch eine medienkritische Pointe erhielt.

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Paul J. Meier | Mi., 12. Dezember 2018 - 12:33

Dass man Selbstverständlichkeiten (mein Recht) noch erwähnen muss, ist schon traurig genug. In Zeiten, wo Populismus zur inflationären Allzweckwaffe degradiert wird, werden aber selbst höchst differenzierdende und tiefgründig begründende Leute wie Sloterdijk in besagte rechte Ecke gestellt. Da sind sich die Mächtigen einig:
"Wer nicht für uns ist, ist gegen uns!" Punkt.
Zur Sicherheit ab in die Schmuddelecke.

Tomas Poth | Mi., 12. Dezember 2018 - 12:54

religiöse Weltbetrachtungen gibt es seit es seit ewig. In mündlicher und später in schriftlicher Überlieferung. Sind wir nun deswegen alle nur Juden, Christen, Muslime, Buddhisten etc. geworden?
Von Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit spricht nur der "Westen" seit der französischen Revolution.
Es ist unsinnig zu denken, zu glauben, zu hoffen das die Menschheit jemals auf einen gemeinsamen Nenner (Consensus Omnium) kommen wird.
Des Menschen Wille ist sein Himmelreich (J.J.W. Heinse). Wir sind keine Ameisen oder Bienenvölker. Das beginnt mit jeder Geburt aufs Neue.

Joachim Wittenbecher | Mi., 12. Dezember 2018 - 12:55

…… Kanzlerin für die Migrationspolitik kritisieren, ich selbst mache das ja auch und ich bin noch lange nicht fertig damit. Man sollte sich aber davor hüten, den Protest gegen die Kanzlerin nur als "konservativ" abzutun und - sehr aufschlussreich - ihn allein damit zu schmähen. Die Politik Merkels ist vor allem kritikwürdig, wenn man von Vernunft, von Maß und Mitte, von goldenem Mittelweg, von rationaler Überlegung und Dienst am Staatsinteresse (=Bevölkerungsinteresse) ausgeht.

Kommunikation ist das Zauberwort, von dem Madame (und ihre Regierung) offenbar nicht viel hält. Mit Arroganz, Überheblichkeit, Ignorieren und Schweigen erreicht man gar nichts. Die AfD immerfort zu mobben bedeutet ja auch, deren Wähler zu mobben. Wie unklug kann ein Mensch sein? Die Vorgehensweise treibt die Menschen ja förmlich in die Arme der AfD. Warum wurde nie in den Talkshows die Agenda 2030 angepriesen oder der Migrationspakt, wenn es denn zum Vorteil der Europäer wäre? Dieses "Von hinten durch die kalte Küche" bietet der AfD eine Steilvorlage nach der anderen und steigert die begreifliche Sorge der Menschen. Erstaunlich, dass einer Merkel (und den ÖR) neuerdings ein Fehler nach dem anderen unterläuft. Ihr Nervenkostüm scheint langsam angegriffen. Übrigens am übelsten finde ich persönlich den Migrationspakt da, wo die Meinungsfreiheit außer Kraft gesetzt werden soll und wir nur noch manipuliert werden sollen. UN-verordnet sozusagen.

reagieren die Kritisierten darauf?
Mit Ausgrenzung/Stigmatisierung, psychischer Disability (Man muss ja wohl krank sein, so zu denken oder Angst haben, kurz man ist nicht vollwertiger Staatsbürger sondern "behindert", der Entzug der Bürgerrechte und Verwahrstatus bieten sich an->) oder eben Kriminalisierung und Verboten?
Nur mal als absurder! Vorschlag, für jeden freudigen Migranten bürgert man missliebig Denkende aus?
Machen wir uns nichts vor, Herr Sloterdijk kann in vielen Ländern leben, das können nicht alle AndersDENKENDEN.
und dennoch glaube ich, dass sich Prof. Sloterdijk ausserhalb Europas NOCH eher im Exil befände.
Manche sind Migranten, was ich als Orientierungssuche einschätzen würde, andere müssen ins Exil, weil sie ein zuhause HATTEN?
Ich liebe es sehr, bei Herrn Prof. Sloterdijk "anzufragen", die Bewegung des Lebens wäre nicht gleichbedeutend mit Migration, ohne diese aber auszuschliessen?
Ich muss sehr vorsichtig schreiben, weil zu viele "ab/sich ver-lesen"

Elisabeth Ellermann | Mi., 12. Dezember 2018 - 13:23

"Universalistische Philosophie" = Willkommenskultur? Unsinn!

"Man muss die Unwahrheit nur oft genug wiederholen, förmlich herausschreien, dann wird einem geglaubt!" - Joseph Goebbels; 1,65 m "groß" und diese Riesen sind ja bekanntlich brandgefährlich, nicht wahr?

Lothar Werner | Mi., 12. Dezember 2018 - 13:37

Man könnte auch staatspolitisch argumentieren, dann hieße das, die Kanzlerin hat sich vermutlich (hierzu sind die Dinge wohl noch nicht eindeutig geklärt) in 2015 – ohne jede Rückkoppelung mit dem Souverän oder seinen Repräsentanten – gesinnungsethisch verhalten. Die nach M. Weber jedoch stets notwendige Balance mit Verantwortungsethik fehlt bis heute bzw. wird von ihr in diesem Zusammenhang anscheinend als irrelevant betrachtet.
So einseitig kann und darf man, wenn man diese politische Verantwortung trägt, jedoch keinesfalls handeln !

Alfred Kastner | Mi., 12. Dezember 2018 - 13:40

Alle wesentlichen Entscheidungen von Angela Merkel sind von einem mangelndem Informationsverhalten geprägt. Merkel kommuniziert nicht und vermeidet es, wie bei der Flüchtlingskrise, die Bürger in ihre Entscheidungsfindung einzubeziehen. Als höchste Repräsentantin der Exekutive hat sie sich aufgrund ihres mangelnden Kommunikationsverhaltens für dieses Amt selbst disqualifiziert. Politik besteht aus der Herstellung anderer Möglichkeiten und auch aus Ideologie, die unter Merkel aber keinen Raum mehr finden.
In der Flüchtlingspolitik beansprucht Merkel für sich einen „moralischen Imperativ“. Wozu bei dieser eigenen moralischen Deutungshoheit noch den Souverän (lt. Grundgesetz) einbeziehen? Merkels Aufstieg begann in der Hochphase der Spaß-Generation, bei der es nicht "en vogue" war, sich gesellschaftspolitisch zu engagieren. „Mutti“ Merkel vermittelte ihren „Kindern“: „Habt Spaß und lebt Euer Leben, um alles andere werde ich mich kümmern“. Sie kann ihr Versprechen ungehindert einlösen.

Wir sind in einem moralischen Wettrüsten angekommen, das seinesgleichen sucht in der Geschichte. Was dabei völlig verstört: Merkel und ihre Regierung macht sich gemein mit Potentaten, Despoten und Verbrechern. Uganda erfindet Geisterflüchtlige, um Gelder von der UNHCR zu erschleichen. Natürlich unterschreiben solche Länder ihren Migrationspakt. Glaubt diese Frau wirklich, dass auch nur irgendein Land - außer Deutschland und Schweden - unsere Standards einhalten oder auch nur anstreben wird? Sie hat sich vollkommen dem Projekt ONE - Global Goals verschrieben ohne die Bevölkerung einzuweihen. Und sie zündet nun eine Stufe nach der anderen - unbeirrt, ungestört, getragen und unterstützt von der UNO und der Großfinanz. Wenn die Rakete man nicht nach hinten losgeht.

http://www.spiegel.de/politik/ausland/uno-bericht-belegt-misswirtschaft…

Birgit Fischer | Mi., 12. Dezember 2018 - 13:59

Merkel braucht keinen Souverän. Der Sonnenkönig brauchte ihn auch nicht. Selbstherrlichkeit ist immer noch Ausdruck des BRD-Systems.

michael müller | Mi., 12. Dezember 2018 - 14:31

In einem Radio-Interview wirft er Angela Merkel vor, die Grenzen geöffnet zu haben, ohne den Willen des Souveräns einzuholen.

Der deutsche Michel war und ist nie Souverän.
Das er alle vier Jahre wählen "darf", ist nur eine Scheinmitbestimmung.
Durch den Begriff des "Souveräns" wird dem Bürger permanent suggeriert, er hätte irgend etwas zu sagen oder zu mit zu entscheiden, dabei ist es nur eine euphemistische Umschreibung für die Bedeutungs-und Machtlosigkeit des menschlischen Individuums im politischen System.
Der Soziologe Wolfgang Streek hat dies mit wenigen Sätzen prägnant auf den Punk gebracht:

"Wir entscheiden gar nichts.Das wird für uns entschieden:von den Märkten und in ihrem Gefolge,den Regierungen.
Etwas zu sagen haben werden "wir"erst,wenn wir verstanden haben,dass wir grundsätzlich erst einmal nichts zu sagen haben."

mit wenigen Worten, sehr gut zusammengefasst. Die meisten denken tatsächlich, weil sie alle 4 Jahre mal Wählen dürfen, das sie mitbestimmen! Weiß den einer der Wähler, wo das Steuergelder hinfliesst, gibt es von der Politik, eine Rechenschaft diesbezüglich! Immer höre ich, ja wir leben in einer Demokratie! Das ist so ulkig.
Scheinmitbestimmung, ein treffenderes Wort gibt es wohl nicht. Bravo nochmal zur ihrem Kommentar

helmut armbruster | Mi., 12. Dezember 2018 - 15:13

dazu braucht es keinen Philosophen. Erstaunlich ist nur, dass es so wenige sind, die wirklich kritisieren und dass AM das alles nicht berührt.
Wir Deutschen ertragen einfach jede Regierung und jeden Regierenden. Angefangen von Wilhelm II über Hindenburg, Hitler, Ulbricht bis zu einigen Versagern der Bonner Republik und Merkel heute.

Henrik Thörner | Mi., 12. Dezember 2018 - 15:42

Also mit dem Gestammel macht Peter Sloterdijk bald Slavoj Žižek Konkurrenz. Und in seiner Undeutlichkeit liegt er auch nicht weit von diesem Marxisten entfernt.

Eigentlich sollte ein Philosoph den Nebel durchschneiden und klare Worte sprechen.

Vergessen Sie Sloterdijk! Um die planlose Quasimonarchin und Lügenbaronin Merkel kritisieren zu dürfen, braucht es keinen gelernten Ästhetiker, der Bücher schreibt wie "Scheintod im Denken" oder "Der ästhetische Imperativ".

Roland Völkel | Mi., 12. Dezember 2018 - 17:19

Antwort auf von Henrik Thörner

Hallo Herr Thörner,
mit ihrer Analyse sprechen sie mir aus dem Herzen!
Ich bekomme jedesmal "Schnappatmung" wenn ich lese: der oder die "Intellektuelle" (verstandesmäßig, belesend, gescheit...).
Ich muß also min. Abitur und studiert haben um die Dinge zu begreifen. Das heißt, ich habe nicht den nötigen Intellekt (Durchblick) um all das zu verstehen.
Da ich nur die mittl. Reife erlangt habe, wäre der Cicero (Die Zeit,das Feuilleton u.ä.) gar nicht meine Hausnummer?
Aber ich nehme mir trotzdem das Recht heraus(als mündiger Bürger)unsere " absolutistische Sonnenkönigin" zu kritisieren!
MfG

Sie bringen da etwas auf den Punkt, was m.E. in der ganzen Populismusdebatte einfach unter den Tisch gekehrt wird: Jeder deutsche Staatsbürger hat das Recht, die Kanzlerin zu kritisieren, z.B. für die Entscheidung vom September 2015 die Grenzen zu Öffnen für einen Migrantenstrom von fast ausschließlich jungen muslimischen Männern zwischen 15 und 45 Jahren. Jeder hat dieses Recht zur Kritik und zum Widerspruch, denn jedem steht die Freiheit zu, sich seines eigenen Verstandes zu bedienen - egal ob Maurer, Klempner, Professor oder Philosoph. Diejenige, die sich ins Unrecht gesetzt haben, das sind die, die die Vokabel "Populist" geprägt haben, um jenen dieses Recht und diese Freiheit zu stehlen und zwar durch sozialen Rufmord als Sanktion. Es ist geradezu erschütternd zu erleben, wie diese Vokabel zur sozialen Ächtung gerade von den sogenannten deutschen Qualitätsmedien tagtäglich überstrapaziert wird.
Das Festzustellen, muss man kein Philosoph sein! Letzteres zu sein ist eher hinderlich.

Claudie cotet | Do., 13. Dezember 2018 - 09:55

Antwort auf von Henrik Thörner

wie schoen von cicero,
dass selbst solche kommentare wie ihrer und ein ihnen zustimmender
ueber herrn sloterdijk veröffentlicht werden

Bernd Muhlack | Do., 13. Dezember 2018 - 12:35

Antwort auf von Claudie cotet

Frau Cotet, wieso sollte der Cicero diese beiden Kommentare nicht veröffentlichen? Sie sind sachlich und nicht beleidigend. Die berühmt-berüchtigte Meinungsfreiheit eben!
Nein, eine Kritik an Merkel setzt weder Abitur, noch ein Studium voraus; das kann und darf ein Jeder, Jede, Jedes etc.
[Nach dem Abi dachte ich mir damals: und jetzt, wat machste jetzt? Vielleicht noch die "Mittlere Reife" draufsatteln? (Sorry!)]

Das "Philosophische Quartett" mit Sloterdijk, Safranski sowie jeweils zwei Gästen stellt bis heute noch jedes öff.-rechtl. Talk-Gespräch in den Schatten. Die Sendung lief ab 23:30, also eher etwas für "Arbeitsscheue", nicht wahr? Der ZDF-Intendant Thomas Bellut setzte die Sendung ab, da sie nicht mehr zum Zeitgeist passe und zu wenig Resonanz hervorrufe; (also nachts um 0:00!!!) - aha, soso!

Horst weber | Do., 13. Dezember 2018 - 17:51

Antwort auf von Henrik Thörner

Lieber Herr Thörner !
P. Sloterdijk hat einen wesentlich größeren Wortschatz zur Verfügung, als der deutsche
Durchschnittsbürger. Dieser Wortschatz befähigt nicht nur zu besseren Differenzierungen, sondern auch zu einer sehr komplexen Darstellungsfähigkeit von Zusammenhängen, zumal dann, wenn der derart gebildete und denk,-und beobachtungsfähige Philosoph nicht ideologisch/religiös/propagandistisch agiert.
Man darf Sloterdijk in dieser Hinsicht ohne Reue genießen, muss sich allerdings der Mühe unterziehen, sich in seine Sprache erkenntnistechnisch einzulesen. Das erfordert allerdings etwas mehr Zeit, als das Lesen von deadlines, oder Handy-Kürzeln. Sloterdijk hat nebenbei einen fast jungfräulichen Unterhaltungswert.
Die Masse an einfältigen Griesgrämen - wie ich sie in meiner Berufsgruppe leider häufig fand, hat kein "Verständnis" für Sloterdijk. Er kann damit leben.

Karin Zeitz | Mi., 12. Dezember 2018 - 16:04

"Als Staatsbürger konservativer als als Philosoph" erscheint mir ziemlich steil. Offensichtlich wird gesunder Menschenverstand heutzutage ausschließlich den Konservativen zugerechnet und den Fortschrittlichen der Hang zum kollektiven Suizid.

Bernhard K. Kopp | Mi., 12. Dezember 2018 - 16:10

Zur Migrationspolitik von 2015, und was daraus geworden ist, ist langsam alles gesagt. Die Ära Merkel beginnt mit dem Abservieren von Paul Kirchhof in 2005. Seitdem kann man jedes Jahr eine oder mehrere politische Entscheidungen und Initiativen auflisten, die falsch waren und in ihren Auswirkungen heute noch sind. Die Migrationspolitik mag die Gemüter am meisten bewegen. Sie ist aber, zusammen mit der Aussage einer regierenden Frau Bundeskanzler, dass dies nicht mehr ihr Land sei, wenn sie nicht machen könnte was sie für gut und richtig hält, nicht das Einzige, was mit hunderten Milliarden € auf der Passivseite steht.

Juliana Keppelen | Mi., 12. Dezember 2018 - 17:20

Antwort auf von Bernhard K. Kopp

Bin ganz bei ihnen.
Ich kann nicht beurteilen ob Herr Kirchhof ein guter Finanzminister geworden wäre aber er hatte wenigstens ein Konzept was Frau Merkel weder 2005 hatte noch heute hat. Merkels Rezept war und ist taktieren, lavieren, intrigieren und moralisieren. Sie hat uns keinen Schritt weiter gebracht weder innenpolitisch noch außenpolitisch. Wir waren schon lange vor Merkel weltoffen, human, Exportweltmeister, Fußballweltmeister, weltweit geachtet und respektiert usw., usw. Heute wird so getan als war vor Merkel nur ein schwarzes Loch aus dem Sie uns gerettet hat.

Hallo Frau Keppelen,ich stimme Ihnen vollkommen zu. Aber da stelle ich mir die Frage wie es möglich war das Frau Merkel immer wieder gewählt wurde?
Wer hat Sie denn gewählt. Nur „Alte“ oder „Nichtakademiker“
die nichts verstehen?
Diese Frage treibt mich seit Jahren um.

Der Kanzlerwahlverein CDU stand in Nibelungentreue hinter der Parteivorsitzenden. Die Wahlergebnisse sahen für die CDU nicht so brilliant aus. 2009 hatte die FDP 13%, und 2013 haben die meisten FDP-Wähler aus Frust über die Gurkentruppe CDU gewählt. 2005, 2013 und 2017 hat nur eine GroKo eine Kanzlermehrheit zustande gebracht, zuletzt mit Ach und Krach. Der CDU ging es immer primär um das Kanzleramt. GroKo ist aber ein kastrierter Parlamentarismus, weil keine Opposition mit Macht-option existiert. Die allgemeinen Sympathiewerte für Frau Merkel sind mir spätestens seit Oktober 2008 ein Rätsel.

Frau Keppelen glauben immer noch viel zu viele an die Rettung aus dem schwarzen Loch, wäre es nicht so, würde der Wähler vorm Urnengang nachdenken, gäbe es das Murksel nicht mehr als Kanzlerin. In all den Jahren hat es der Wähler nicht getan sondern Merkels Rezept vom taktieren, lavieren, intrigieren und moralisieren und das einlullen der Wählerschaft entzückt hingenommen. Viele die heute rufen "Merkel muss weg" haben jahrelang diese Erika mit Begeisterung gewählt!

Joachim Wittenbecher | Mi., 12. Dezember 2018 - 17:53

Antwort auf von Bernhard K. Kopp

ich bin Ihnen dankbar, dass Sie auf Paul Kirchhof Bezug nehmen, der von CDU-Seite im Wahlkampf 2005 als Finanzminister vorgesehen war. Er wurde für sein Steuerkonzept von Bundeskanzler Schröder übel angegangen ( "...der Professor, aus Heidelberg..."). Das ist im Wahlkampf vielleicht normal. Nicht normal war die Tatsache, dass er von der CDU-Kanzlerkandidatin Merkel nicht ausreichend verteidigt wurde; sie hat einfach zugelassen, dass einer "ihrer" besten Fachleute von Schröder kaputt agitiert wurde, ohne auch nur einen Finger zu rühren - solange bis er aufgegeben und sich aus dem Wahlkampfteam zurück gezogen hat. Merkel hat dieser Skandal offensichtlich nicht tangiert. Man hätte damals hellhöriger auf Merkels Solidaritätsverweigerung reagieren müssen. Der Wähler hat es übrigens getan - das absolut miese 35%-Ergebnis von Merkel 2005 resultierte nämlich nicht aufgrund irgendwelcher neoliberalen Überspitzungen, sondern aufgrund von Merkels Anstandsdefiziten. MfG J.W.

Und es ist normal dass der "Gegner" attakiert wird und "ein Professor aus Heidelberg" ist eigentlich eine gemäßigt Aussage die man ohne weiteres hätte intelligent kontern können. Die Reaktion war einfach Merkel pur nähmlich lau. Die meisten verkennen
Merkel ist weder rot, grün, schwarz, gelb, blau, links, rechts sie ist immer zuerst Merkel da wo es für sie Pluspunkte bringt ohne Rücksicht auf das Land, Volk, Partei usw..

Tobias Werner | Mi., 12. Dezember 2018 - 16:11

Genau so ist es, und selbst der neue Grünen-Chef hat ja gesagt, dass man nur für die kurze Hilfsaktion Verständnis haben müsse, dass wir für alles andere auch nicht vorbereitet waren. Selbst der Migrationsforscher J. Bade sagte in einer Übersichts-Sendung v. BRalpha zur Migrataion ca. 2015, ausgehend davon, dass die BRD die Migranten brauche, um den Lebensstandard zu halten..., dass es auch die Alternative geben würde, weniger Migranten zu nehmen, dafür weniger Wohlstand zu haben. Selbst wenn dem so ist oder wäre - wir, die Bevölkerung, wurde und ward dazu bisher kein einziges Mal (konkret) befragt, ja, hier gibt es ein großes demokratisches Defizit - und das in einem gesellschaftlichen Kernbereich! Das kann eine (Regierung) nicht allein (mit ein paar Freunden) festlegen. Dazu müsste man eigentlich eine Volksabstimmung machen, nur diese kann allen wirklich klar vermitteln, wo hier die Mitte oder auch die Grenze der Toleranz liegt oder auch was das allgemein Wünschenswerte ist.

Kokolores, welch ein Unsinn „dass die BRD die Migranten brauche, um den Lebensstandard zu halten“.
Nicht die Kopfzahl eines Volkes ist entscheidend für deren Lebensstandart, sondern die Kreativität, Produktivität und die dafür beste Leitende u. Entscheider, sowie eine verantwortungsvolle Politikerkaste welche Traumtänzer und wirre Ideologen außen belassen. Dies ist heile Welt! Computer und Maschinen ersetzen stets mehr Hände und Köpfe in der Massenproduktion.
Jedoch Handwerkliche, andere Fach- u. Pflegekräfte sowie „gehobene“ Fachleute und Spezialisten sind gefragt u. notwendig. jedoch keine riesige Anzahl von Köpfen die keiner brauchen kann und welche erst nach jahrzehntelanger Ausbildung das erforderliche Niveau hat.

Tobias Werner | Mi., 12. Dezember 2018 - 16:18

das will ich hier dann doch noch ergänzen. Die Menschenrechte müssen von einer größeren Zahl von Staaten getragen werden, sie sind ja von der UNO proklamiert und diese muss es auch sein, die für deren Durchsetzung endverantwortlich ist.
In Deutschland hat man aber den Eindruck, ja ist es sogar so, dass dieses Land sich hierfür mehr als die UNO in die Pflicht genommen sieht. Wenn es eine humanitäre Großkatastrophe gibt, so muss doch die UNO einen Bewältigungsplan machen, wo die Lasten dann auch breit verteilt werden. Nicht dass viele oder einige hier mauern, andere dafür dann umso mehr nehmen müssen!
Wer will, kann dann freiwillig auch mehr nehmen oder tun. Augabe einer wirklich guten Regierung wäre es deshalb (gewesen), immer wieder auch auf die UNO zu verweisen. Wenn also Leute im Schlauchboot untergehen - bitte, UNO, bitte Völkergemeinschaft, tut etwas dagegen, wir tun auch etwas dagegeben, unsere Kapazitäten sind aber auch begrenzt und gerecht ist es so unverteilt nicht.

Die UNO setzt doch durch. Mit den Global Goals (seit 2012 entwickelt), die in D Agenda 2030 heißen und im September 2015 implementiert wurden, will man bis 2030 die Fluchtursachen in den Ländern so bekämpfen, so dass niemand mehr fliehen muss. Da dieses sehr ambitionierte Ziel so auf die Schnelle nicht machbar ist, gibt es den Migrationspakt und im nächsten Schritt den Flüchtlingspakt. Als nächstes folgt vermutlich ein Visa-Pakt. Man will auch den Geldtransfer aus der EU nach Afrika erleichtern. Also Sie können hier nun wirklich nicht sagen, dass die UNO nichts tut. Ob uns das gefällt, steht auf einem anderen Blatt.

Vielen Dank für Ihre Antwort, denke das war zu meinem Beitrag.
Viele unserer "Gutmenschen" die sagen doch eher, wenn nicht wir, wer dann?!
Welch ein Theater, als Herr Merz hier nur von einer evtl. Anpassung deutscher Regeln im Rahmen der Europäisierung redete!
Warum sagt Frau Merkel od. wer auch immer denn nicht mal laut und deutlich, dass auch Länder wie Russland, Saudi-Arabien oder auch die USA oder China an der Verteilung von Flüchtlingen offen und angemessen mit beteiligt werden sollten. Wenn dann ein Boot untergeht kann man doch sagen - wir haben unser Kontingent aufgenommen, sogar etwas mehr - wenn hier etwas schief geht, dann liegt dies an den Ländern, die ihrer Verantwortung hier nicht nachgekommen sind. Immerhin sind die USA u. RU Großmächte und auch führend in der UNO. Ja, bei der weltpolizeilichen Sicherheit müssen wir die USA entlasten - wenngleich man durch eine bessere Organisation hier mit dem gleichen Geld hinkommen sollte. Auch hier ist eine bessere UNO von Nöten!

Willi Mathes | Mi., 12. Dezember 2018 - 16:38

Der Peter hat Recht !

Aber nicht nur Philosophen, auch wir Bürger frönen der " Kritiksucht " !

Freundliche Grüsse

Tobias Werner | Mi., 12. Dezember 2018 - 16:47

Ein Teil der Ursache für diesen übertriebene Hilfsimpetus einiger Bevölkerungsanteile und vor allem von Regierungsstellern, ist das schlechte Gewissen. Einerseits das vom 2. WK - wir waren daran Schuld, allein wir.... Für die Gräueltaten der Japaner in China und manch andere Kämpfe außerhalb Europas trifft dies ja ja nun nicht zu. Dazu kommen aber Fehler auch in der Nachkriegszeit bis heute. Und gerade Frau Merkel und Co hat/haben hier ja sogar den zweiten Irak-Krieg nicht abgelehnt, sondern eher (fest) an der Seite der USA gestanden, und auch ein Herr Schröder (u. Fischer) haben den USA diesen Angriffskrieg ja nicht verboten, die Nutzung der deutschen Basen kritiklos geduldet - sondern nur nicht aktiv selbst mitgemacht (was ja auch gar nicht nötig war!). Und trotzdem wurde Frau Merkel ja immer und immer wieder gewählt...., am Ende von ihren ja doch vielen Mannen nun auch noch lange beklatscht....
Muss man so ein (dummes) Volk wirklich bedauern...?

das Merkel, die so offensichtlich gegen das Land arbeitet und für fremde Interessen, immer wieder gewählt wird. Das deutsche Volk ist eher feige und bequem in seiner Wahlentscheidung. Es rebelliert einfach nicht, obwohl es spürt wo der Hacken hängt. Rebellion ist etwas impulsives, da muss das Blut "kochen". Ist wohl Mentalitätsbedingt denke ich. Wie soll auch eine Rebellion aussehen, wenn schon im voraus über die Konsequenzen nachgedacht wird. Die Menschen resignieren innerlich, das ist die Absicht der Propagantisten.

Justus von Widekind | Mi., 12. Dezember 2018 - 16:50

Die Propagandalüge von der "Grenzöffnung" wird auch nicht richtiger, wenn ein Philosoph sie wiederholt. Schengen-Binnengrenzen sind prinzipiell offen und können nur in Notfällen vorübergehend geschlossen werden.
Die Fehler lagen offensichtlich früher, nämlich als die Unterversorgung der Flüchtlingslager 2013/2014 nahe Syrien viele dazu brachte, direkt in Europa Hilfe & Schutz zu suchen.
Politik ist wie alles Handeln (und Nicht-Handeln) eine fehlergeneigte Tätigkeit; sogar darüber, wann und wieviel man korrigiert, gibt es verschiedene gut begründbare Einschätzungen.
Verantwortung heißt, trotzdem zu entscheiden und sich dafür auch kritisieren zu lassen.
Was für ein sinnleeres Theater Populisten veranstalten können hat, die Diskussion um den Migrations-Compact gezeigt. Solange die sozialen Medien Echokammern statt faktenbasierte Diskussion fördern ist "Volksbefragung" sehr gefährlich - siehe Brexit und Trump-Wahl.

Also bitte mehr Fakten und weniger Propaganda.

Mit den von ihnen besagten Begriff "Propagandalüge" habe ich echt ein Problem. Erstens hat Deutschland (und nur D.) die Staats-Grenzen sperrangelweit geöffnet!!!...ohne Identitätsnachweis o. Anzahl der Ankommenden zu erfassen.
Zweitens: dieser Begriff: "Propagandalüge" gehört eigentlich nicht in unserer Zeit sondern eher in der NS-Zeit!
Weiter schreiben sie...Unterversorgung der Flüchlingslager...Schutz suchen in Europa...
Dazu meine Fragen:
1. Warum muß immer nur der Westen finanziell Hilfe leisten? Die Scheichs verbraten ihre Kohle im Fußball (s. England u.a.)und in Rüstung-aber kein Geld für ihre Brüder vor Ort!
2.Schutz hätten sie auch in Saudi Arabien (150km entfernt), VAE u.a. finden können-warum also den beschwerlichen weiten Weg nach Europa?
Zu guter Letzt: Die Wahl Trumps war also eine "Volksbefragung"- und ich dachte die Amis dürften wählen gehn. Und über den Brexit hat ja wohl der Souverrän abgestimmt-ob nun gut oder schlecht-DAS IST DEMOKRATIE !!!

da liegen sie vollkommen richtig.
1. die Hilfe für die Flüchtlingslager wurden mit Hilfe und Billigung der Kanzlerin geküzt ich meine sogar um die Hälft (obwohl gewarnt wurde).
2. Griechenland und Italien die natürlichen Erst-Aufnahmeländer waren total überfordert aber ihre Hilferufe wurden abgeblockt mit dem Hinweis geht uns nichts an ihr seit die Erst-Aufnahmeländer und Basta.
3. Aöso ließen diese Länder die Menschen ziehen und diese suchten sich einen Weg für ein besseres Leben (das ist normal und menschlich).
4. Selbst da hat man noch nicht reagiert (geschweige denn regiert) und zugesehen wie der Tross sich auf den Weg macht erst als die Menschen in Budapest waren und Herr Orban sich weigerte die Verantwortung zu übernehmen wurde aus Merkel die "Mutter Angela".
5. Jetzt die Frage wieso läßt man es erst so weit kommen bis man reagiert?
6. Es ist ein Märchen, dass nur Syrer gekommen sind. Sie wurden vorgeschoben um das Volk milde zu stimmen.

Sehr geehrte Frau Keppelen,
sie haben vollkommen recht - die früheren Fehler fallen uns auf die Füße. Insbesondere die Kürzung der UNO-Mittel für die Flüchtlingslager war ein wesentlicher Baustein zum Fiasko. Diese Kürzung wurde auch durch Deutschland unter Kanzlerin Merkel beschlossen. Weiterhin war es im Sommer 2015 von Seiten der deutschen Regierung absolut abträglich das durch die Finanzkrise bereits schwer gebeutelte Griechenland mit weiteren Einsparzwängen so zu belasten, während das Land bereits mit Flüchtlingen "volllief". Im Grunde ist Griechenland unter dieser Last zusammengebrochen und hat die Flüchtlinge ziehen lassen. Hierin zeigt sich die falsche Handlungsstruktur von Kanzlerin Merkel wie im Brennglas: Zuerst verweigert man sinnvolle Politikkorrekturen, solange bis die Katastrophe vor der Haustür steht, dann kapituliert Merkel bedingungslos und wirft alle Grundsätze über Bord. Ergebnis: Alle Beteiligten hochgradig geschädigt. Zeit für einen Wechsel.

sage ich mal, auch wenn ich kein EU-Rechtskundler bin. So wird das heute ja auch kommuniziert. Als man Schengen machte, ging man m.E. zumindest davon aus, dass dem so ist. Dass hier die Außengrenze auf einmal so offen war, das war doch das neue. Und wenn die Länder, die diese Grenzen sichern sollten, ihrer Aufgabe nicht nachkamen - sie wollen das ja z.T. bis heute nicht der Frontex überlassen...! - ja da muss man dann halt auch hier mal kreativ etwas vom Recht abkommen. Ohnehin ist man beim EU-Recht in diversen Punkten ja des öfteren recht kreativ und flexibel gewesen, in den letzten Jahren. Und wenn man in ein paar Tagen viele Milliarden für die Bankenrettung organisieren konnte und das politisch sehr rasch durchsetzte, so hätte man die - nur - eine Milliarde€ für die arabischen UN-Flüchtlingscamps doch auch innerhalb von zwei bis drei Wochen dorthin überweisen können sollen - und nicht erst nach über drei Monaten nach Beginn der ungeordneten Masseneinwanderung! Fehler über Fehler!

wichtig ist der Zusammenhang zwischen Schengen/Dublin III/ GG Art. 16a. Innerhalb des Schengen-Raumes werden in der Regel keine Kontrollen durchgeführt, jedoch läuft im Hintergrund Dublin III mit, welches besagt, dass Asylsuchende im dafür zuständigen EU-Staat - in der Regel der Staat, den der Asylsuchende zuerst betritt, verbleiben. Bei ordnungsgemäßem Funktionieren dieser Regeln dürfen also gar keine Asylsuchenden an der deutschen Grenze erscheinen, gleichgültig ob kontrolliert wird oder nicht. Dieser Umstand wiederum korrespondiert mit GG Art 16 a, demzufolge u.a. Personen, die aus EU-Staaten nach D einreisen, kein Asyl geltend machen können. Dublin III lässt aber zu, dass ein EU-Staat freiwillig in die Pflichten eines anderen eintritt. Nichts anderes hat Merkel getan, als sie dem österr. Bundeskanzler Faymann gegenüber genehmigte, dass dieser die Flüchtlinge nach D. durchschickt. Sie hat es hierbei versäumt, sozialverträgliche Begrenzungen über Anzahl und Dauer zu vereinbaren.

Sehr geehrter Herr von Widekind, Sie sprechen sehr schnell von "Propagandalüge", was die sog. offenen Grenzen nach Schengen anbelangt. Diese offenen Grenzen gelten nur für EU-Bürgerinnen und EU-Bürger. Ein Mensch, der nicht in der EU beheimatet ist, muss sehr wohl verschiedene Formalitäten abarbeiten, bevor er in ein Mitgliedsland der EU einreisen darf. Dies gilt übrigens in allen Ländern der Erde. Ein wenig Differenzierung vor Diffamierung kann nicht schaden.

Lieber Herr v. Widekin, da sind Sie den Populisten ( im wahren Wortsinn ) aber tüchtig auf den Leim gegangen! Der Satz "wir schaffen das" ist eine Sternstunde des Populismus, der in Lehrbücher über populistischer Manipulation der Massen, eingehen wird. Merkels Methode, die Begriffe umzudeuten, um selbst in deren Schatten agieren zu können, ist ein Spielchen , das man durchschauen sollte.

Verantwortung heißt in der Tat entscheiden..... und wieder entscheiden wenn man zu weiteren Erkenntnissen gekommen ist .
Das hätte im Fall von Frau Merkel sicher nach 14 Tagen der Fall sein müssen, oder halten Sie Frau Merkel nicht für geeignet für ihr Amt ?

Brigitte Steuke | Mi., 12. Dezember 2018 - 17:01

Wir haben alle das Recht , die Kanzlerin zu kritisieren
und ihrer Partei den Laufpass zu geben bei der nächsten Wahl. Wer christliche Nächstenliebe nur kulturfremden Menschen widmet und den Souverän dieses Landes außen vor lässt, hat es verdient. Die SPD ist vorangegangen, die Grünen haben vollständig den Verstand verloren. Noch haben wir die Wahl.

Rolf Pohl | Mi., 12. Dezember 2018 - 17:33

So ganz allmählich verursacht bei mir schon das bloße Hören des Namens Merkel ein unwohl sein.

Philosophenschelte etc. hin oder her, nicht mal die Partei dieser Kanzlerin wurde davon klüger.

Renate Genth | Mi., 12. Dezember 2018 - 17:35

Das Niveau der politischen Diskussion ist grotesk. Sloterdiyk hat völlig recht, die Betrachtungsweisen voneinander zu trennen. Die Philosophie argumentiert notwendig abstrakt. Politik aber ist konkret. Wenn sie sich ins Abstrakte flüchtet, wird sie zerstörerisch. ich erinnere nur an Wallenstein, der zu Mx Piccolomini zu recht sagt: Leicht beieinander wohnen die Gedanken, doch hart im Raume stoßen sich die Sachen. Universalimus im poliitischen handeln ist grotesk und zerstörerisch und dient auch nur dazu, die eigenen Machtinteressen zu verhehlen.

Heinz Meier | Do., 13. Dezember 2018 - 09:23

Antwort auf von Renate Genth

Ich denke sie sagen es richtig. Hinter dem merkelschen Universalismus, dem moralischen Getue (Imperativ) steckt eine extremistische Machtpolitikerin mit einem größenwahnsinnigen Ego. Auch hat
sie die CDU nicht gerettet und von Kohl befreit, sondern ihn nur ersetzt, mit dem Vorsatz, sich nicht so leicht erwischen zu lassen.

Arndt Schuster | Mi., 12. Dezember 2018 - 18:51

In vielen Punkten hat Herr Sloterdijk sicher recht. Der "humane Engpass", von dem er spricht, ist allerdings eine Erfindung Merkels. Deutschland selbst hat zu dem Ansturm ab September 2015 entscheidend beigetragen: Ab Anfang 2015 wurde die Einzelfallprüfung für Syrer abgeschafft, am 25.8.2015 gab das Bamf bekannt, dass das Dublin-Verfahren für Syrer ausgesetzt wird. Das führte erst zu der Situation in Ungarn. Die Ungarn trifft dabei keinerlei Schuld, denn die Migranten wollten ohnehin fast alle nach Deutschland weiterziehen. Es ist deshalb schon eine gehörige Frechheit, den Ungarn zu unterstellen, sie seien nicht willens gewesen, die Migranten zu versorgen. Es wäre von Frau Merkel verantwortliches Handeln gewesen, die Zurückweisung an der deutschen Grenze anzuweisen (so wie es für den 12.9.15 geplant war). Das wäre grungesetzkonform gewesen und hätte vielen Menschen viel Leid erspart!

Bernd Muhlack | Do., 13. Dezember 2018 - 15:40

Antwort auf von Arndt Schuster

Sehr geehrter Herr Schuster, was erlauben Sie sich? Sie können doch hier keine Fakten, Wahrheit verbreiten? Unglaublich, was soll das!

Wie sagte damals Frau Dr. Merkel beim "entre nous" mit Anne Will => "Das war meine verdammte Pflicht, ansonsten wäre das nicht mehr mein Land!"

Also jetzt nickesse gegen ANNE, jedoch kann auch sie es nicht … wie unser aller Angie...
"Frau Merkel, warum war das Ihre verdammte Pflicht? - Frau Merkel, wieso sollte es nicht mehr Ihr Land sein? Sind Sie der Überzeugung ein "eigenes Land" zu haben?" … usw usf
=> NEIN, Frau Will fragt(e) nicht nach; ganz im Gegenteil. Tipp: man google schlicht Will/Merkel und qua der Bilder ist der Drops gelutscht!
& bei YouTube gibt es den entsprechenden "knallharten, investigativen Journalismus" seitens Frau Will zu sehen …… AUS!!!

Tobias Werner | Mi., 12. Dezember 2018 - 18:54

Das soll hier nochmal festgehalten werden. Mindestens so bedeutsam die falsche Russland-Politik, das Nichtvorhersehen der Lehmann-Krise trotz des Buches von Herrn Otte, das Verhalten im zweiten Irak-Krieg. Und auch hier - wurde denn offen aus diesen Fehlern gelernt, wurden diese wirklich aufgearbeitet!? Ja, heute redet man selbst in der CDU davon, dass der 2. Irak-Krieg völkerunrechtlich gewesen sei - diese Wende kommt wie aus dem nichts! Herr Brandt ist zurückgetreten, nur weil ein DDR-Spion sein persönlicher Berater war, wofür er eigentlich ja nichts konnte. Was kann und konnte Frau Merkel und die CDU nicht alles manchen, ohne dass diese Frau zurückgetreten ist, ja musste!!! Das ist doch allein schon ein Skandal, pathognomisch für dieses Land. Da braucht man sich doch über Russland und Putin nicht aufzuregen od. über Trump! Was hat Frau M. denn nun getan, dass Freund USA so einen Völkerrechtsbruch - einen Angriff mit Kriegslüge - nicht noch einmal tun kann!? Die Antwort: Nichts!

Enrico Stiller | Mi., 12. Dezember 2018 - 19:06

... ist offenbar weitgehend, dass Immigration weltweit ziemlich negativ gesehen wird. Siehe die Studie des Pew-Instituts ("Many worldwide oppose immigration..." Dec. 2018, Berichte in der 'Zeit' und anderswo). Aber das schert niemanden. Wo kämen die weisen herrschenden Regierenden denn hin, wenn sie sich um die unmassgeblichen Meinungen von irgendwelchen Abgehängten kümmern würden? - Wo kriege ich eine gelbe Weste her?

Tobias Werner | Mi., 12. Dezember 2018 - 19:07

zumindest m.E.. Dazu sind wir halt schon alle zu sehr verbunden und voneinander abhängig. Das ist schon richtig. Gleichwohl muss hier, gerade hier auf die Subsidiarität u. vor allem auch auf die richtigen, auf angemessene - Strukturen geachtet werden, stimmen diese nicht, ist mehr auf eine Verbesserung dieser zu streben als darauf nur die Fehler die aus dieser Unzulänglichkeit immer wieder entstehen möglichst perfekt zu beseitigen. So sieht kein optimales Handeln aus. Die heutige UNO braucht einen Bismark wie Deutschland damals. Wann nimmt man hier schon mal Solana wahr - der müsste hier u. heute doch fast täglich präsent und aktiv sein, was die großen Weltprobleme betrifft! Auch hier erscheint mir mindestens ein Generationswechsel erforderlich. Leute wie Merkel, Salvini etc. müssten hier immer wieder massiv mehr anmahnen und eben auch auf Reformen drängen, diese vorschlagen. Stattdessen Leisetreterei, kaum bessere Konzepte, stattdessen vor allem Anpassung an das Gegebene.

Bernhard Jasper | Mi., 12. Dezember 2018 - 19:12

Metaphysisches Erwachen. Sokrates, du bist auf dem falschen Weg.

Mathias Nägele | Mi., 12. Dezember 2018 - 21:06

Das bringt es auf den Punkt.Es war eine Ausnahmesituation. Ich werde nicht philosophisch argumentieren, im Prinzip war es ein Rechtsbruch, der für Tage zu dulden gewesen wäre nicht aber für ein halbes Jahr bis Ungarn und Österreich dem ein Ende gesetzt haben, zu dem sie gemäß Dublin sogar verpflichtet waren. Keine Erklärung von Seiten der Alternativlosen. Ich erinnere nich noch an die Szene mit dem palestinensischen Mädchen vor 2015, das ein Gymnasium besuchte -ich darf deshalb annehmen gut integriert- dessen Familie ein Abschiebungsbescheid bekam. Auf ihre Situation aufmerksam machend wies die Kanzlerin darauf hin auch sie stehe nicht über dem Gesetz. Wer um Himmelswillen hat ihr das Gegenteil eingeredet? Untätigkeit in Sachen Einwanderungsgesetzt aber sich dann als große Humanistin zu präsentieren um eine mögliche Koalition mit den Grünen nicht zu gefährden. Diese Frau muss man nicht kritisieren sie muss das Kanzleramt verlassen, so schnell es geht, um weiteren Schaden abzuwenden.

Birgit Fischer | Do., 13. Dezember 2018 - 08:27

Merkel muss nichts einholen, sie macht, was sie will.
Alles andere ist nur Possenspiel.

Romuald Veselic | Do., 13. Dezember 2018 - 08:36

zum Teufel oder in die Hölle zu schicken, ist nicht strafbar.
Ich kann mich noch erinnern, als im 1982
L.I. Breschnew verstarb, wie sich die Leute in damals Ostblock gefreut haben.

Kostas Aslanidis | Do., 13. Dezember 2018 - 09:49

Merkel zu kritisieren denn durch ihre Entscheidungen, wird das Leben der Bürger beeinflusst. Der Bürger hat die Folgen zu tragen. Politiker sind nicht unsere Herrscher sondern "Diener" des Volkes. Das diese in Arroganz schwebenden, verblendeten Politiker, die Realität einfach umdeuten, offenbart die ganze Misere. Das Merkel von der Presse zur einer Heiligen erkoren wurde, ist ein Skandal ohnesgleichen.

Karola Schramm | Do., 13. Dezember 2018 - 14:19

Sloterdijk liegt richtig und Merkel wird permanent hochgejubelt von fast allen Medien. Manchmal liest man einige Ausnahmen, aber in Gänze - Lobhudelei. Was sie mit ihrer Politik DE und den anderen Ländern angetan hat, wird nicht be-und geschrieben und dadurch unsichtbar gemacht. Fühlen und sehen können das Betroffene und die werden nicht ernst genommen, weil Populus und damit geben sich diese Leute, die sich für Eliten halten, nicht ab. Merkel repräsentiert den neoliberalen Turbukapitalismus, der schon von Schröder/Fischer ins Rollen gebracht wurde. Zu diesem gehört auch, u.a. die Macht über die Presse, Fake news und die Abschaffung der vielschichtigen, demokratischen Meinungsäußerungen. Merkelscher politischer Einheitsbrei im Sinne von Denken wie die Regierung denkt und spricht ist Konsens. Wer dagegen ist, wird geächtet, wie seinerzeit Sloterdijk oder eben auch die AfD, die durch die Angriffe gegen sie, zwangsläufig extremer werden musste. Druck erzeugt Gegendruck.

JAN RAKOSNIK | Do., 13. Dezember 2018 - 17:35

Warum nicht mal die Deutschen auffordern gelbe Westen anzuziehen...

Tobias Werner | Do., 13. Dezember 2018 - 18:33

Wenn ich, bzw. mein bester Freund (USA) als Westen, einen Krieg im Namen der Menschenrechte anzetteln kann, und ich als BRD habe nicht wirklich etwas dagegen unternommen, so muss ich dann auch mal B sagen, und ein freundliches Gesicht zeigen um das postulierte Menschenrecht auf Flucht, sag ich mal, zu realisieren. Dafür sind wir Deutschen auch deshalb so anfällig, weil dies in der NS- u. DDR-Zeit ja die Möglichkeit war, diesen totalitären Regimen zu entfliehen. Und Mauern, (bzw. die Mauer), so ja die große Rede, müssen ja weg, Mauern bauen ja nur böse Regime, Dikaturen. Ganz schwer für solche Denker dann auch zu verstehen, dass gerade der große Freund und Beschützer USA nun eine Mauer baut und eine Krieg mit einer Lüge angezettelt hat - das waren doch DIE Guten, DIE Erfolgreichen, DIE Wohlständigen - und weil (bzw. wenn) wir deren Freunde sind, dann sind auch wir die Guten! Der Mensch sucht das Positive und ist halt enttäuscht wenn er einesehen muss, dass letztlich alles nur grau ist.