
- „ Die Zahlen sprachen dafür, dass wir wussten, was da läuft “
Das Urteil im NSU-Prozess wird gesprochen. Einer Frage jedoch wich das Gericht systematisch aus: Was wusste der Verfassungsschutz über das mörderische Treiben der Rechtsterroristen?
Das Gerichtsgebäude an der Nymphenburger Straße in München galt bei seiner Eröffnung 1974 als modern – heute ist es wie aus der Zeit gefallen. Eine graue Trutzburg aus Beton, die nur noch von außen uneinnehmbar wirkt. Innen ist das Gebäude längst marode. Das Plädoyer, das die Bundesanwälte im Sommer im NSU-Prozess hielten, passte zu dem Gebäude. Als hätte es die vergangenen fünf Jahre nicht gegeben, als hätten sich nicht zwölf parlamentarische Untersuchungsausschüsse mit dem NSU-Komplex beschäftigt, hielten die Bundesanwälte an der These fest, die sie seit der Anklageerhebung 2012 zumindest nach außen unbeirrt vertreten: Der Nationalsozialistische Untergrund war ein Trio. Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos mordeten allein – die Dritte im Bunde, Beate Zschäpe, ist Mittäterin, obwohl sie an keinem Tatort war.
Nun gibt es allerdings Zeugen, die Zschäpe zumeist allein in der Nähe der angeblich gemeinsamen Wohnung in Zwickau gesehen haben, was zumindest Zweifel darüber aufkommen lässt, ob das Trio tatsächlich die verschworene Gemeinschaft war, von der die Bundesanwaltschaft ausgeht. Ansonsten haben die Bundesanwälte kein Interesse daran, Neonazis in Bedrängnis zu bringen, die den NSU-Mitgliedern geholfen haben, ein halbwegs normales Leben zu führen.