Frank A. Meyer kommentiert Jamaika / Cicero

Meyers Blick auf... - ...die gescheiterten Jamaika-Sondierungen

Der Schweizer Journalist, Medienberater und Cicero-Kolumnist Frank A. Meyer spricht im Video-Interview mit Cicero-Redakteur Alexander Kissler über Jamaika, Angela Merkel, Christian Lindner und die FDP, sowie über die deutsche Demokratie

Alexander Kissler

Autoreninfo

Alexander Kissler ist Redakteur im Berliner Büro der NZZ. Zuvor war er Ressortleiter Salon beim Magazin Cicero. Er verfasste zahlreiche Sachbücher, u.a. „Dummgeglotzt. Wie das Fernsehen uns verblödet“, „Keine Toleranz den Intoleranten. Warum der Westen seine Werte verteidigen muss“ und „Widerworte. Warum mit Phrasen Schluss sein muss“.

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Die von der Bundeskanzlerin Angela Merkel geführten Jamaika-Verhandlungen mit der CDU, der CSU, der FDP und den Grünen sind gescheitert. Deutschland hat nach wie vor nur eine geschäftsführende Regierung und nicht nur Europa wartet auf Antworten. Vier Wochen haben die zähen Gespräche gedauert. Herausgekommen ist scheinbar nichts. Ist das eine gute oder schlechte Nachricht? Für den Schweizer Journalisten Frank A. Meyer ist es eine gute. Warum er Angela Merkel trotzdem bewundert und schätzt, warum er viele Medien hingegen kritisiert und was ihm die zitternden Hände von Christian Lindner in der Nacht des Scheiterns verraten haben, sehen und hören Sie in seiner Video-Kolumne Meyers Blick.

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Sepp Kneip | Mi., 22. November 2017 - 20:27

In den meisten Dingen hat Herr Meyer Recht. Er hat Merkel sehr gut beschrieben. Nur dass er ihre machiavelliastische Machtpolitik, die ja hier in Deutschland viel Schaden angerichtet hat, bewundert, erstaunt mich doch etwas. Man mag einem Machtmenschen wie Machiavelli oder auch Merkel einen gewissen Respekt zollen, aber bewundern, nein.

Nun hat Herr Meyer das auch alles wieder relativiert, indem er Merkel bescheinigte, dass sie in ihrer DDR-geschulten Art eine für Deutschland schlechte Politik gemacht hat. Getragen vom Mainstream (Spiegel) konnte sie ihre Politik trotz ihrer kryptischen Redewendungen durchsetzen. Vielfach gegen Recht, Gesetz und den Bürger. Letzteres hat Herr Meyer vergessen zu erwähnen.
Merkels Rückzug ist eigentlich unerlässlich, auch wenn sie das nicht einsieht und auch nicht will.

Erfreulich ist übrigens, dass auch ein neutraler Schweizer feststellt, dass Lindner gar nicht anders handeln konnte. Allerdings ist Merkel damit noch nicht weg. Leider.

Tobias Werner | Mi., 22. November 2017 - 21:11

Sicher im Kern auch meine Sicht der Dinge. Auch ich stamme ja aus der DDR, und rede doch schon lange Klartext, viele andere auch. Auch nicht jeder westdeutsch geprägte redete und redet m.E. Klartext. Schließlich sind die meisten Vasallen v. Merkel ja Westdeutsche! Selbst Seehofer hat sie jetzt, sogar jetzt, wieder gelobt...!

Auch denke ich nicht dass die Grünen so scharf auf Dienstautos sind, das sind zumeist Überzeugungstäter, wie es Herr Meyer ja auch selbst noch erwähnt hat.

Gefehlt hat mir auch bei Herrn Meyer, der ja ein Schweizer ist, die besonders sinnvolle Alternative einer (freiwilligen u. traditionellen) Allparteienregierung (aller größeren Parteien) , wie sie in der Schweiz ja seit Jahrzehnten erfolgreich praktiziert wird - trotzdem erneuern sich auch dort die Parteien.
Warum so nicht auch in der BRD? (Ergänzt durch plebiszitäre Elemente auf Bundesebene u. eine Reduktion d. 5%-Hürde auf z.B. 1 Prozent, das wäre dann reine Opposition, alle anderen wären dann beides.

die Situation nur unter dem Aspekt der Merkeleinhegung oder -Vermeidung zu sehen.
Wichtig ist in der Tat konstruktive Politik, die von einer breiten Mehrheit nicht nur getragen sondern bestimmt wird.
Ich weiss also nicht warum unter den besonderen Bedingungen einer AfD mit relativ hohem Stimmenanteil, jedoch ohne Aussicht auf Regierungsbeteiligung, nicht eine Koalition aus CDU/CSU/FDP und SPD möglich sein sollte, gerade weil die `entgleitende´ politische Situation in Deutschland nicht den Fürsten an der Macht fordert sondern ein breites stabiles Bündnis.
Politische Stabilität, ausgehandelt und transparent vorgetragen und umgesetzt wäre mir jedenfalls lieber als Merkel "allein im Hause".

Unter dem Begriff verstehen verschiedene Akteure sicherlich verschiedenes.
Für die einen ist Stabilität die Sicherheit, für die nächsten 4 Jahre ein gut dotiertes Pöstchen zu haben. Für andere ist Stabilität, den eigenen politischen Kurs, auch gegen die Wähler und die Bürger, ohne effektiven Widerstand weiterfahren zu können. Und für Dritte mag Stabilität auch bedeuten, dass man ein verlässlicher Partner für unsere europäischen Nachbarn ist.

Merken Sie was? Mit dem Wähler- und Bürgerwillen hat Stabilität so gut wie nichts zu tun!

Heiner Hannappel | Mi., 22. November 2017 - 22:39

Er hat meine volle Zustimmung zu seinen Äußerungen in diesem Video, welches Frau Merkels Inhaltslosigkeiten und die Motive des Herrn Lindner völlig richtig beschreibt. Es war für mich eine innere Freude, eine Meinung zu hören, welche meinen eigenen Standpunkt bestätigt und teilt.Es ist allerhöchste Zeit für eine andere Kanzlerschaft und eine andere Politik. Einer Politik, die Bürger wieder mit Überzeugungen mitnimmt, anstatt diese mangels Alternativen in Verzweiflung nach rechtsradikalen Rattenfängern abdriften zu lassen.Ich habe absolut nichts gegen rechte Ansichten, wenn diese das konservative, also bewahrende Element unserer Gesellschaft vertreten, welches von der Union allerdings vernachlässigt wird, da diese Merkel konform links der Mitte positioniert ist und so ihre ureigene Wählerschaft düpiert und ohne richtige Orientierung in unsäglicher Mittelmäßigkeit versinkt.Doch habe ich etwas gegen eine inhaltslose Alternativlosigkeit, die unsere Gesellschaft seit 12 Jahren überzieht!

Robert Müller | Do., 23. November 2017 - 02:14

Merkels Machtanspruch ist eigentlich egal, da wir in einer Demokratie leben. Ihre Macht hängt vom Zuspruch der anderen Parteien ab und offenbar hängten die meisten Politiker bis vor kurzem noch kritiklos an ihr, was sich aber geändert hat. Warum das so war, ist interessant. Ich glaube es war so weil die Parteien keine anderen Politiker vorzeigen konnten, die bei den Wählern Zuspruch gefunden haben. Das ist zwar heute noch genauso, aber für die kleinen Parteien ist das irrelevant, da sie sowieso nicht den Kanzler stellen werden. So wählt sicher niemand AfD weil Gauweiler, etc. tolle Politiker wären. Selbst Lindner scheint mir weniger bedeutsam als die FDP zu sein, obwohl die FDP einen ganz auf Lindner zugeschnittenen Wahlkampf gemacht hat. Nur bei CDU und SPD ist die Person des Kanzlerkandidaten von Bedeutung und deshalb auch die vielen Versuche der SPD. Zum Thema Lindner und Abbruch der Jamaika-Sondierung: Ich halte es für falsch Lindner hierbei in den Mittelpunkt zu stellen.

Petra Führmann | Do., 23. November 2017 - 09:16

bei aller Zustimmung zum Verhalten der FDP, sie jetzt nur aufgrund dieses Verhaltens zu wählen. Ein weiterer Punkt ist allerdings, dass auch sie keine weitere Zuwanderung im bisherigen Stil möchte, dennoch genügte mit das nicht; ich möchte neben der Beendigung auch die Rückführung. Auslöser für eine Veränderung war die AfD, und ich werde ihr weiterhin die Treue halten und nicht andere die Früchte ernten lassen, nur um nicht mit ungeliebten Attributen belegt zu werden (die FDP ist gesellschaftlich akzeptiert, die AfD leider nicht).

Leider ist es im realen Leben oft so, daß nicht diejenigen die Früchte ernten, die
fleißig gepflanzt, gewässert und gepflegt, kurz: im Garten gerackert, haben, sondern ganz a n d e r e.
Natürlich wünschte ich mir auch, daß die AfD den Lohn für ihre unermüdliche
Rodungsarbeit im Dschungel der Merkel'schen BRD, für die sie ununterbrochen Prügel einstecken mußte, einstreichen könnte (Immerhin habe ich ja selber fleißig u. nach Kräften mitgearbeitet), aber wenn die ungerechte Bevorzugung der FDP bei einer Neuwahl wenigstens dazu führte, daß sich an der miserablen Politik in D Entscheidendes änderte, dann wollte ich vorerst schon sehr zufrieden sein.
Es geht mir um unser Land, meine Heimat, die ich vor weiterem Schaden bewahren möchte - um sonst nichts.

Heidemarie Heim | Do., 23. November 2017 - 09:47

Eine äußerst wohltuende Bewertung durch einen
von außen auf die Dinge Blickenden. Zudem aus
der neutralen Schweiz. Außer dem CICERO kann man sich momentan bei uns so gut wie nichts medial zu Gemüte führen. Besonders schlimm die ÖR mit u.a. einer Frau Slomka im ZDF, die einen
Herrn Lindner derart anging, das ich fast mit einem "Weidelabgangsszenario" rechnete. Unmöglich diese respektlose Art im Umgang mit Politikern, die von Millionen Bürgern in demokratischer Wahl zu ihren Vertretern gewählt wurden. Das man dabei diese Wähler gleich welcher Partei damit auch beleidigt und diskriminiert scheint bei solch inkompetent
a-neutralem Journalismus in dieser Demokratie
auch niemanden mehr zu jucken. Deshalb und aus
vielen Gründen mehr, ist es ein Gebot der Stunde,
sich einer sehr selektiven sowie leider eng begrenzten Auswahl einer politischen Berichterstattung zu stellen. Selbstzensur???
MfG an alle Mitkommentatoren und die Redaktion!

Bernhard Jasper | Do., 23. November 2017 - 10:18

Liebe Cicero-Redaktion,

wenn Sie erlauben, „frank & frei, eine gute Idee und schöne Form. Man kann auch mit geringen Produktionskosten (Budget) ein gutes Programm erstellen (für intellektuell Anspruchsvolle). Das war schon immer so. Reduzieren bis zur Qualität. Die fragende zurückgenommene Stimmlage von Herrn Dr. Kissler ist sehr angenehm und der von mir ebenso geschätzte Herr Frank. A. Meyer mit seiner Wahrnehmung und Analyse hervorragend.

P.S.: Bleiben Sie bei Ihrem Anspruch keinen „Kindergarten-Kanal“ für Erwachsene produzieren zu wollen.

Achim Scharelmann | Do., 23. November 2017 - 11:05

Ein selbstgefälliger Altlinker, der sich die große Vorsitzende so ausmalt und schildert wie er sie selbst für sich und seine Welt ausmacht. Das nennt man Realitätsverweigerung und Beschönigung unerfreulicher Tatsachen im Dienste des linken Mainstreams und wer daran noch glaubt, dem ist einfach nicht mehr zu helfen, denn das hat was mit Selbstaufgabe zu tun und da scheinen die Deutschen mittlerweile Großmeister zu sein im Gegensatz zu anderen Völkern, deren Selbsterhalt noch etwas bedeuted und sie auch dafür einstehen und wenn es sein muß auch mit begleitenden Veränderungen zum Wohle des eigenen Landes.

Dorothee Sehrt-Irrek | Do., 23. November 2017 - 11:54

setzt auf ein Nicht-weiter-so durch die FDP auch bei
Neuwahlen?
An seinem Machiavellibild von Merkel, das ihr doch schon länger angetragen wurde, könnte auch die zweigeteilte Sprache anders zu intepretieren sein als mit De Maiziere aus der defensiven Perspektive.
Es besteht nach Reuth/Lachman m.E. durchaus die Möglichkeit, dass sich Merkel dieser Zweiteilung aus anderen Gründen bedient, evtl. der Zielverschleierung, wie sie eher von den Mächtigen in der DDR ausgeübt wurde. Es war egal wie man seine Macht verbrämte, wahrscheinlich jedoch vor allem in Form einer heischenden `Meinungsdiktatur´.
Den Part haben Medien evtl. schon lange übernommen, Merkel würde weiter nichts sagen, während die Entscheidungen in ihrem Oberstübchen fallen.
Ich glaube nicht, dass so ein Modell Merkel anstrengen würde, denn die meisten anderen Parteien würden sich immer staatstragend verhalten, die Grünen Merkeltreu.
Merkel könnte profitieren.
Einen Machiavelli hatte Macht nie nötig, er reüssiert heute

Dr. Lothar Sukstorf | Do., 23. November 2017 - 12:26

Das Einzige, was Merkel mit Machiavelli verbindet, ist das große M im Nachnamen. Merkel ist nicht das Supertalent im Politischen Handeln, sie wird nur als dasselbe 'verkauft'. Sie ist eine Blenderin, ohne Phantasie, sie ist die Cunctatorin aus der Uckermark. Eine Frau ohne Eigenschaften, ohne eigene Meinung, ohne einen festen Standort. Ohne Mumm und Kraft, z.B. in der Flüchtlingspolitik klare und harte Wort öffentlich zu sagen - auch auf die Gefahr hin, dass die Medien sie dann mal 14 Tage nicht mehr 'lieb haben'. Sie hat keine Initiativ-Energie...dennoch bleibt sie mindestens bis 2021 Kanzlerin. Sie will es so!

Werner Schick | Do., 23. November 2017 - 15:50

Werter Herr Robert Müller,
schon wiederholt habe ich mich veranlasst gesehen ihren Beiträgen zu widersprechen, auch dieses man komme ich nicht umhin. Ich glaube mittlerweile dass sie Hr. Müller und ich in zwei verschiedenen Ländern leben. Sie schreiben in ihrem ersten Satz, dass wir in einer Demokratie leben. Hr. Müller wir leben schon seit längerer Zeit nicht mehr in einer Demokratie, dass ihnen das bisher als Cicero Leser nicht aufgefallen ist, spricht nich für sie.

Werner Schick | Do., 23. November 2017 - 15:59

Werter Herr Hannappel,
ich muss mich schon sehr wundern über sie, dass sie die katastrophale Entwicklung bei der CDSU noch immer zu beschönigen versuchen. Die CDSU hat keine konservativen Elemente mehr, die sie vernachlässigen könnte, sie hat sie schlicht aufgegeben, das sollte ihnen schon aufgefallen sein, es sei denn sie weigern sich die rosa Brille abzusetzen.

Harro Meyer | Fr., 24. November 2017 - 15:11

Aber ein wesentlicher Teil der Merkelschen Darstellung ist nicht die Verkomplizierung eines Problems, sondern die auch für einfache Menschen verständliche Vereinfachung und Lösung, seit dem Kirchenvater Augustinus (Manichäismus) und Hitler ein erfolgreicher Weg, wenn auch das Ziel klar erkennbar zu sein scheint. Klimawandel,
-wer möchte nicht besseres Wetter? Da ist die Frage nach dem Erfolg nachrangig, wenn nur die Richtung stimmt. Und die stimmt bei grün immer.