Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU, r) sitzt neben Markus Preiß, Leiter des ARD Hauptstadtsudios, beim ARD-Sommerinterview.
Wie sehen die Medien den Bundeskanzler? / picture alliance/dpa | Michael Kappeler

Medienanalyse 100 Tage Schwarz-Rot - Merz besser als Merkel

Die ersten 100 Tage von Friedrich Merz haben in den deutschen Medien kein gutes Echo gefunden. Das Medienanalyse-Institut Media Tenor aber schaut genauer auf die letzten Monate in der deutschen Politik. Und beobachtet besonders bei einer Partei eine interessante Trendwende.

Ralf Hanselle / Antje Berghäuser

Autoreninfo

Ralf Hanselle ist stellvertretender Chefredakteur von Cicero. Im Verlag zu Klampen erschien von ihm zuletzt das Buch „Homo digitalis. Obdachlose im Cyberspace“.

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Alles nichts, oder? Wer sich die Medienberichterstattung zu den ersten 100 Tagen der Regierung Merz aus der vergangenen Woche genauer anschaut, der wird den Eindruck nicht los, dass es schlimmer nun wirklich nicht mehr kommen kann. „Merz nach 100 Tagen unbeliebter als seine Vorgänger“, titelte da etwa die FAZ und untermauerte diese Behauptung mit einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Infratest dimap. Die Tagesschau wiederum stellte lakonisch fest, dass nach 100 Tagen bereits „Ernüchterung“ eingetreten sei, während die taz mit der Behauptung aufwartete, dass die neue Regierung „noch schlechtere Zahlen als Olaf Scholz“ eingefahren habe. So richtig Untergangsbesoffen aber wurde es nur bei der Berliner Morgenpost: „Die AfD holt schon das Popcorn raus“, jubilierte die hauptstädtische Regionalzeitung und zeigte sich in ihrem Kommentar selbstverständlich betroffen über die zuvor selbst herbeigeschriebene Häme im Titel. 

Das Medienanalyse-Unternehmen Media Tenor aus der Schweiz indes ist bei dem aktuellen Negativjubel etwas vorsichtiger. Bei einer Auswertung von 1899 Berichten über die Kabinettsmitglieder in Meinungsführer-Medien von der Bild-Zeitung bis zum Heute Journal zeigt sich ein wesentlich differenzierteres Bild. Demnach werde über Kanzler Merz nicht nur häufiger berichtet als über seine Vorgänger Olaf Scholz (SPD) und Angela Merkel (CDU), Merz selbst falle im Saldo der Gesamtbewertungen auch längst nicht so negativ auf wie ehedem die Unions-Kanzlerin Merkel. Während die nämlich nach hundert Tagen in gut 30 Prozent aller Beiträge in ein negatives Licht gerückt worden war, sind es bei dem aktuellen Amtsinhaber Friedrich Merz nur gut acht Prozent der Beiträge.

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Thomas Hechinger | Mo., 18. August 2025 - 16:37

Ich erlaube mir, mir ein eigenes Urteil zu bilden. Dazu schaue ich mir an, was der Kandidat versprochen hat und wie es mit der Umsetzung der Versprechen aussieht. Für mein Urteil brauche ich keine Hilfe von Media Sopran oder wem auch immer. Ich schaue, bewerte und urteile. Mein Urteil kann falsch sein. Das von Media Bass aber ebenso.

sie erstellen mediale Statistiken und werten innerhalb derselben die Meinungen bzw. den Meinungstrend - hier Kriterium positiv/negativ - der jeweiligen Autoren der erfassten Artikel aus. Das bedeutet klar KEINE Meinung zu Merz selbst von Media Bass... ... ☝

Stefan | Mo., 18. August 2025 - 16:44

Diese Zeit ist seit 2014/15.
Schwerwiegende politische Themen gibt's genügend, auch im Sommer.
Schwimmbadgrabscher aus dem Ausland oder die Unmöglichkeit bei der OB Wahl in Ludwigshafen, das explodierende Sozialgefüge in Großbritannien ...
für mich die eigentlichen Hauptthemen,
aber bitte schön, schauen wir mal, was es sonst noch so an Saures nach der politischen Sommerpause gibt ...
da ist der Spruch "Süßes oder Saures" gar nicht mal so unangebracht. Nicht nur an Halloween.

Ernst-Günther Konrad | Mo., 18. August 2025 - 16:54

Merz imitiert Merkel in einem wichtigen Punkt. Er will wie sie, sich mit allen gut stellen, vor allem den links-grünen Spinnern nicht missfallen, haben die doch seine Kanzlerschaft ermöglicht und könnten die Koalition beenden und was wäre dann? Er ist zum Spielball geworden. Wer schlägt ihn ins aus? Nein. Merzel ist der schlechteste Kanzler, den wir je hatten. Warum? Merkel hat vieles verwaschen, verschwommen, mehrdeutig, verschleiert gesagt, aber sie hat nicht so gelogen, wie es Merzel getan hat. Beide fahren auf Sicht und richteten ihre Meinung nach der Meinung der Msm aus. Und nein, außenpolitisch blendet Merzel nur seine sinkende Wählerklientel. Das ist Theaterdonner, sonst nichts. Er flüchtet in die Außenpolitik, damit er innenpolitisch der SPD das Feld überlassen kann. Merzel hat auch in der UNION keine Freunde mehr. Mit allen hat er es sich verscherzt. Er hofft auf irgendwelche Erfolge im UA-Konflikt und will nicht wahr haben, dass ihn niemand braucht, allenfalls zu bezahlen.

Ingofrank | Mo., 18. August 2025 - 17:14

die dringend zu lösenden innenpolitischen Themen wie: Bürgergeld, Energiepolitik, Finanzen, Wirtschaft, Klima,Justiz, Migration u.a. seinem „Vize- Kanzler“ überläßt ?
Das einerseits ! Und andererseits ?
Punkten in der Außenpolitik ? ?
In dem er den „reichsten Bettler“ der Welt kritiklos gegenüber tritt & eine Milliarde nach der Anderen von geborgtem deutschen Geld ohne Sinn & Verstand in den Krieg gegen Russland pumpt ohne dafür zu sorgen, dass die an die Hunderttausende im wehrfähigen Alter befindlichen jungen Ukrainer in D statt hiesige Freibäder zu belagern, ihr Land zu verteidigen ??

Was bitte schön ist an deutscher Außenpolitik so toll ? O.k. nicht von feministischer Außenpolitik zu reden, ist ja auch schon ein Fortschritt wenn man die Messlatte auf den Boden legt …..

Was will die „Fußballmannschaft der Verlierer“ heute im weißen Haus bei Trump erreichen, wenn man lediglich auf „Masse von Politik- Prominenz in Oberlehrer- Art“ setzt ?
Mit freudl. Gruß a d Erfurter Republik

Wolfgang Borchardt | Mo., 18. August 2025 - 17:23

denn anderes ist schwierig. Im Ausland punkten. Die Innenpolitik ist ein Minenfeld mit schlechten Erfolgsaussichten für die eigentlich erforderlichen disruptive Veränderungen. Die SPD ist nicht schuld, sie tut das, was sie schon immer gemacht hat. Gefressen wird, wer sich auf sie einlässt. Und so geht der Krug weiter zum Brunnen, bis er bricht. Und das kann dauern. In der DDR dachte man weit vor 1989: Das kann doch so nicht weitergehen. Und doch ist es solange weitergegangen, bis es nicht mehr weiterging. Wie Herr Scholz hatte auch Herr Merz Großes angekündigt. So wie Herrn Scholz' Doppelwumms wird das wohl nicht so kommen. Eher das Gegentei. Die Halbierung der AfD - Wählerschaft erfordert allerdings eine pragmatische Politik jenseits von linker, grüner oder rechter Ideologie. Dafür gibt es derzeit keine Lobby.

die mit Kohl jemand hatte, der das Ziel der Einheit Deutschlands beherzt anging jeglichen Unkenrufen aus der SPD zuwider. Einer der auf deutsche Tugenden wie Freiheit, Marktwirtschaft und nicht zuletzt Einfallsreichtum setzte.
Natürlich lief nicht alles glatt und die 10 Jahre bis die Länder im Osten erblühten waren länger als gedacht. Aber egal wie, in der Breite ist der Wohlstand und die Lebensqualität besser als es je eine linke Diktatur erreichen kann.
Und genau solch eine Unterstütung durch einen anderen Staat& Staatsmann hat Deutschland nicht. Es muss selbst sich aus dem links grünen Korsett befreien. Andere werden das nicht für uns tun. Dessen bin ich mir mehr als sicher !
Mit besten Gruß aus der Erfurter Republik

Christoph Kuhlmann | Di., 19. August 2025 - 07:08

Was interessiert mich mein Geschwätz vor der Wahl. Wer nach diesem Motto regiert, darf sich über schlechte Bewertungen nicht wundern.

S. Kaiser | Di., 19. August 2025 - 10:26

Sorry, das ist alles ein bisschen dünn und zu wenig unterfüttert. Woran wird denn eine „positive“ Berichterstattung festgemacht, woran eine „negative“? Was wie geframt wird, und was positiv und was negativ rezipiert wird, liegt doch auch in der Wahrnehmung von Sender und Empfänger. Dass über den öde intonierten „Scholzomat“ emotionsloser berichtet wurde, als über einen erregten „kleine-Paschas“-Merz ist nun keine Überraschung. Und dass Auftritte hysterischer, emotionsgeladener Frauen am Rednerpult, wie sie gerade bei den Grünen häufiger zu finden sind, für mehr Klickbait sorgen auch.
Eines vielleicht noch. Es gibt Begrifflichkeiten, die stetig im Tandem genutzt werden (siehe „unsere Demokratie“). Es scheint, dass die Verwendung des Tandems „in Teilen/gesichert rechtsextrem“ im Kontext mit der AfD etwas abgenommen hat? Das ist nicht dezidiert positiv im eigentlichen Sinne, aber nicht plakativ negativ, und könnte dh ggf als verbesserte Darstellung gezählt werden.