
- Die Getriebenen
Die deutsche Parteienlandschaft erlebt einen beispiellosen Umbruch. Sie wird sich erst wieder stabilisieren, wenn der Staat die neuen Anerkennungskonflikte in der Gesellschaft einhegen kann und in der Migrationspolitik Handlungsfähigkeit zurückgewinnt
Bereits im Frühjahr beschlich Robert Habeck eine böse Vorahnung. Die dritte schwarz-rote Regierung unter Angela Merkel hatte ihre Arbeit aufgenommen und sah ihrer ersten Krise entgegen, da dachte der Grünen-Vorsitzende das bis dahin Undenkbare: „Es kann sein, dass es beim nächsten Mal sogar für eine Große Koalition nicht mehr reicht. Und dann haben wir keine Regierung, oder wie?“
Aus dem Erschrecken ist mittlerweile Gewissheit geworden. Die Große Koalition ist nicht mehr groß genug, um noch als Rückfalllinie für künftige Regierungsbildungen dienen zu können. Die SPD sah in ihr zunehmend den Quell allen Übels, das zu ihrem Siechtum geführt hat. Immer lauter erschallte in der Partei deshalb der Ruf nach einem „Neuanfang“, nach einem „Aufbruch“. Zuletzt griff dieser Ruf auch auf CSU und CDU über. Beide sind ihrer eigenen Kanzlerin merklich überdrüssig geworden.