
- Provokateur oder Opfer einer Intrige?
Hat der Politikwissenschaftler Werner Patzelt seine Senior-Professur an der TU Dresden verloren, weil er vor der sächsischen CDU die AfD beraten hat? Klaus-Rüdiger Mai bringt Licht ins Dunkel um den Streit an der Universität. Er warnt davor, den mutmaßlichen Brückenbauer für schwarz-blau zu dämonisieren
Er kommt aus den Schlagzeilen nicht mehr heraus. Seit Werner Patzelt in die Kommission berufen wurde, die das Wahlprogramm der sächsischen CDU für die Landtagswahl im Herbst erarbeiten soll, steht er im Zentrum eines höchst ungewöhnlichen Medieninteresses. Ungewöhnlich daran ist, dass sich die öffentliche Diskussion an der Berufung eines CDU-Mitglieds in eine Programmkommission entzündet. Dabei handelt es sich nicht um die Bundespartei, sondern um einen Landesverband. Der Tagesspiegel titelte alarmistisch: „In Sachsen wird die Tür für ein Bündnis von CDU und AfD geöffnet.“
Zur gleichen Zeit wurde bekannt, dass die Technische Universität Dresden es ablehnt, Werner Patzelt nach der Emeritierung zum Seniorprofessor zu machen. Beide Vorgänge gerieten in einen Zusammenhang und schlugen so hohe Wellen, dass sich die Technische Universität zu einer Pressemitteilung gezwungen sah, in der sie ihre Ablehnung damit begründete, dass „Patzelt Politik und Wissenschaft derart vermischt habe, dass dem Ruf der TU Dresden und der Fakultät dadurch geschadet wurde.“ Außerdem – und hier wird es interessant - führte die Universität an: „Ein weiterer Grund ist die öffentliche, aus Sicht der TU Dresden nichtzutreffende Kritik seitens Professor Patzelt, der Rektor der TUD habe die Bundesfinanzierung für ein von und für Patzelt geplantes wissenschaftliches Institut verhindert.“ Kritik am Rektor als Grund, einer Seniorprofessur nicht zuzustimmen? Für eine Universität eine reichlich seltsame Begründung, aber auch ein Hinweis darauf, dass ein vollkommen anderer Konflikt im Hintergrund gärt. Möglicherweise hat der Rektor, Hans Müller-Steinhagen, selbst der eigenen Universität geschadet?