Radfahrerin in Münster
Münster: Wo sich Schwarz und Grün gute Nacht sagen / picture alliance / augenklick/firo Sportphoto | firo Sportphoto/ Jürgen Fromme

Kommunalwahl in NRW - Grüne punkten da, wo die Welt noch in Ordnung ist

Der „Spiegel“ feiert Münster als „grüne Oase“ im rechtslastigen NRW – während der Rest des Landes von AfD und wirtschaftlicher Unsicherheit geprägt ist. Zwei völlig unterschiedliche Realitäten in einem Bundesland.

Autoreninfo

Jan Uphoff studiert Politikwissenschaft in Bremen und absolviert derzeit ein Redaktionspraktikum bei Cicero.

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Der Satz „Kommunalpolitik ist keine Bundespolitik“ dürfte im zurückliegenden Kommunalwahlkampf in Nordrhein-Westfalen an vielen Wahlkampfständen gefallen sein. Derlei Banalität ist zweifellos wahr. Ebenso wahr ist, dass kaum ein Wahlkampf einer Kommune dem der anderen gleicht. Jeder Wettbewerb ist auf seine Art einzigartig.

Auf dieses Phänomen wurde man nach der Wahl wohl auch beim Spiegel aufmerksam. Dort schwärmt man seit Sonntag nämlich euphorisch vom westfälischen Münster als kleinem gallischen Dorf im vom Rechtsruck befallenen ehemaligen Arbeiterland Nordrhein-Westfalen.

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Karl-Heinz Weiß | Di., 16. September 2025 - 13:22

Im vorbildlich gestalteten und sehenswerten historischen Ortskern von Münster geht es ähnlich gemütlich zu wie in der dort beheimateten Krimireihe "Wilsberg". Einzige Ausnahme sind die massenhaft anzutreffenden "Kampfradfahrer". Fußgänger und noch wesentlich stärker Autofahrer sind hier allenfalls geduldete Exoten. Der von den GRÜNEN oft so propagierte Minderheitenschutz ist hier reine Fiktion.

Markus Michaelis | Di., 16. September 2025 - 14:19

Es gibt nicht die eine richtige Sichtweise, das ist ein Flickenteppich an Teilwahrheiten, wie die politische Landschaft in NRW. Eine Teilsicht von mir wäre, dass sich an bestimmten Orten, etwa in Münster, bestimmte Leute sammeln und diese "tolle Stadt" dann durchaus auch selber hervorbringen. Ein Teil ist steuerfinanziert von anderen - das ist nicht übertragbar. Ein Teil ist aber auch selber hervorgebracht. Würden die Grünen (Münsteraner) dann sagen: "dass ist unsere Art, wer will kann dazukommen", wäre alles ok. Ein Angebot, dass man abschauen kann.

Schwierig ist der Anspruch mit seiner Lebensweise für Alle zu stehen (oft gleich die Menschheit). Man lebt zwar in Münster gut, aber wie man mit all den Menschen umgehen soll, die anders denken und leben, da nehme ich viel Hilflosigkeit wahr. Die Einen betüttelt man, die anderen verdammt man, Abgrenzungen in "Wir und Die" kennt man nicht. Auf mich macht das einen wenig überzeugenden bis hilflosen Eindruck.

Sabine Lehmann | Di., 16. September 2025 - 14:46

Wie habe ich dich „vermisst“. Die einzige Studentenstadt aus Beamten, Hochschulprofessoren, Oberstudienräten, Desperate Housewives und noch ein paar anderen gut alimentierten Zweibeinern. Natürlich gibt es auch Studenten. Ob an Universitäten, Fachhochschulen oder anderen „höheren“ Bildungsstätten. Doch sie alle schweben quasi völlig schwerelos über Münsters Kopfsteinpflaster mit so adretten Seitenscheiteln, gehüllt in feinste Stoffe und italienisches Leder, man könnte meinen, Karl Lagerfeld hätte sie am Zeichenbrett erfunden;-)
So schwebt man selbst fast schon schwerelos durch Münster, vorbei an Geschäften, die aus unerfindlichen Gründen ihre Strahlkraft und Existenz trotz Energiekrise, Kaufkraftschwund, wachsender Verarmung und Migration aus dem Morgenland erhalten konnten, fast so als wären sie Teil der Filmkulisse aus der Truman Show.
(Ende Teil 1, Fortsetzung folgt.....)

Sabine Lehmann | Di., 16. September 2025 - 14:51

Aus rätselhaften Gründen ging auch der „Königsteiner Schlüssel" an Münster vorbei, der Schlüssel zum vollkommenen Glück, reguliert er doch die Zahl der Zugereisten aus dem Morgenland, die ganz ohne Fachkrafthintergrund u. politsicher Verfolgung in ganz Deutschland verteilt werden, so als hätte jeder Deutsche wie Dagobert Duck die Golddukaten bis an die ungedämmte Kellerdecke gestapelt.
Ja, so sucht man sie an Münsters Ecken vergebens, die No-Go-Areas, Plätze, die überall in NRW das demographische Straßenbild von Islamabad & Kabul widerspiegeln. Woher ich das alles weiß? Ich habe einen nicht unerheblichen Teil meines beruflichen Werdegangs in Münster verbracht und meinen Bezug dorthin nicht verloren, wohne quasi um die „Ecke“…..allerdings in einer von diesen ehem. verschlafenen Kleinstädten, die halb „Kalkutta“ aufgenommen haben u. dank des Pesthauchs aus der Uckermark seit 2015 den migrantischen Todesstoß erhielten. Ich bin so dankbar, an manchen Tagen weiß ich gar nicht wohin damit...

Gisela Hachenberg | Di., 16. September 2025 - 22:05

Antwort auf von Sabine Lehmann

Liebste Frau Lehmann, köstlich und lesenswert wie immer, Ihr Kommentar. Zwar einesteils „lustig“, aber doch mit Tiefgang! Danke für Ihre Einblicke in die Münsteraner Grünen-Welt. Ich lebe zwar schon lange in Hessen, habe aber dank Familie immer noch einen Bezug zu meiner Heimatstadt Köln. Die war zu meiner Zeit mal liebenswert, jetzt nur noch „Fairnessabkommens-mäßig“. „Bunt“ und „Vielfalt“ schreiben sich viele Kölner, vor allem viele bekloppte Karnevalisten (sorry!), auf die Fahne. Ja, bunt, verdreckt, an vielen bekannten Plätzen versifft, drogenversumpft und so ist die Stadt. Wenn jetzt noch die in Umfragen führende Grüne OB wird, dann „Gute Nacht Marie”.
Alle Menschen, mit denen ich gesprochen habe, fanden die Zustände schlimm. Aber gewählt wurden… Was soll man dazu sagen? Ja nichts, nur wundern und abwarten!

Ingofrank | Di., 16. September 2025 - 14:59

Genau so wenig wie Berlin zum Osten gehört !
Die eine wie die Niere Stadt sind nur Enklaven in fest definierten Genzen eines (Bundes-) Landes.
nur mit dem Unterschied, dass Berlin ohne den Länderfinanzausgleich nicht mehr existent wäre.
Dies wäre m M nach nicht mal die schlechteste Lösung !
Mit freundlichen Grüßen aus der Erfurter Republik

Ernst-Günther Konrad | Di., 16. September 2025 - 15:07

Wie waren in den letzten Tagen mehrmals in Münster und müssen nächste Woche wieder hin. Ein schöner Tagesausflug. Durchaus schöne Stadt, aber völlig grün verstrahlt. Ob beim Essen im einem Szenelokal oder in der Eisdiele. Überall hört man "grünes" Gewäsch. Und wer zu Fuß unterwegs ist muss aufpassen. Fahrräder haben überall Vorfahrt und die Gefahr, vom Rad erfasst zu werden ist ungleich höher, als von einem Auto. Letzte Woche kamen wir mit einem dunkelhäutigen Kellner kurz ins Gespräch. Der fing ungefragt sofort an, die üblichen AFD-Vorwürfe zu erheben, um sich bei Nachfragen einfach taub zu stellen und weiter seine Phrasen zu dreschen. Und was wählt er? Natürlich grün posaunte er laut heraus. Total verbohrt, überhaupt nicht kritisch unterwegs wollte er uns erklären, dass mit der AFD demnächst wieder Krieg ins Haus steht. Mein Frau wollte ihm verbal gerade die "Glatze" waschen, der hatte keine Haare mehr, aber ich griff ein und brach das Gespräch ab. Der war nur auf Krawall aus.

Elisa Laubeth | Di., 16. September 2025 - 17:43

Von kultureller Vielfalt kann man nur reden, wenn man an der jeweils anderen Kultur in irgendeiner Form Teil hat. Das ist seit zehn Jahren nicht mehr der Fall. Die Migranten organisieren sich überwiegend in ihren abgeschotteten, ethnischen Gruppen, deren Konflikte sie auf den Straßen austragen. Das ist Vielfalt, die die Bürger nicht mehr haben wollen.
In Münster werden die Gehälter überwiegend vom Staat oder großen Verwaltungen gezahlt, das sind bequeme, sichere Arbeitsplätze. Die Probleme der Migration konnte man sich geschickt vom Leibe halten, das Ruhrgebiet mit seinen heruntergekommenen Stadtteilen bot billigen Wohnraum für Migranten, in Münster gab es nie billige Wohnungen. Kurz: Münster hat alle unangenehmen Zeiterscheinungen ins Ruhrgebiet ausgelagert und sich selbst, übersättigt und selbstzufrieden, „Raum geschaffen für progressive Ideen, Klimaschutz und Verkehrswende“. Münster ist das ideale Biotop für realitätsaverse, hedonistische Grüne. Fragt sich nur wie lange noch.

Sabine Lehmann | Mi., 17. September 2025 - 00:01

Antwort auf von Elisa Laubeth

Überragende Analyse der Münsteraner Oase, liebe Frau Laubeth. Hut ab!

Elisa Laubeth | Di., 16. September 2025 - 18:42

Wer den Kommentar des parlamentarischen Geschäftsführers der SPD zum Ausgang der NRW Kommunalwahl gehört hat, kann sich jedes Sinnieren über den Niedergang der SPD , vor allem in der einstigen Herzkammer Ruhrgebiet, sparen.
Künftige Historiker werden sich verzweifelt fragen, wie es möglich war mit so viel Realitätsverweigerung und Ignoranz Politiker zu sein.

Sabine Lehmann | Mi., 17. September 2025 - 01:47

Genau das ist Deutschland, und zwar flächendeckend. Den Blick auf die Entrückten in Münster & Köln sparen wir uns an dieser Stelle, es gibt keine Heilungschancen mehr. Menschen aus solch elitären Blasen ist mit nichts mehr beizukommen, schon gar nicht mit Realität. Sie leiden abwechselnd unter Masochismus u. Stockholm Syndrom, es könnte aber auch einfach nur Dämlichkeit sein. Sie werden massiv unterstützt von einer ganz besonderen Ausformung linken Journalismus, der seit dem Pesthauch aus der Uckermark ganz neue Biotope besiedeln konnte bis ganz rauf ins Kanzleramt.
Ein ganz besonderes Exemplar stellte jetzt im NDR die These auf, rechtskonservative Menschen verfügten über weniger Vernetzungen im Hirn als Progressive, könnten von daher komplexe Fakten gar nicht erfassen, es gäbe da sogar eine Studie. Nun, so ganz ohne Studie u. Obduktion seines Oberstübchens kann ich dieser Sorte Schreiberling attestieren, nicht mehr alle Neuronen auf der Stange zu haben, aber wer beim NDR arbeitet.....

Andreas Peters | Mi., 17. September 2025 - 02:42

wird der überall festzustellende Niedergang auch das schöne Münster und seine Bewohner erreichen und nach unten ziehen. Einen Ort erwischt es früher und einen anderen später. Aber nach und nach sind sie alle dran und es gibt kein Entrinnen mehr. Ungarn, Polen oder die baltischen Staaten könnten dann noch lebenswert sein. Der Rest wird dann gefallen sein.

Lisa Werle | Mi., 17. September 2025 - 08:50

Was man so unter 'in Ordnung' alles verstehen kann. Nach außen alles bestens - noch. Lasst mal einen grünen OB ran. Das wird schon. Denn grünes Denken ist bereits da. Das ist es, was ich in dieser Stadt spüre und sehe, an allen Ecken, auf Straßen und Plätzen - im Dasein der Menschen. Und darum habe ich mich dagegen entschieden, dort zu leben.