„Die Kirche darf nie eine NGO sein“, sagte nicht etwa Julia Klöckner, sondern Papst Franziskus / picture alliance/dpa | Michael Kappeler

Kirche und Politik - Die Kritik an Julia Klöckner beruht auf Unkenntnis

Der Skandal, der um die ziemlich harmlosen Äußerungen von Bundestagspräsidentin Julia Klöckner zum Thema Kirche und Politik gemacht wird, ist Ausdruck einer Verwahrlosung der politischen Diskussion, die die Bürger in die Arme von „Alternativen“ treibt.

Lütz

Autoreninfo

Manfred Lütz ist Psychiater und Psychotherapeut sowie katholischer Theologe. Zuletzt ist von ihm erschienen: „Der Sinn des Lebens“.

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Die Kirche muss immer auch politisch sein, sie ist von ihrem Wesen her öffentlich, sonst wird sie zur Sekte. Auch zu tagespolitischen Fragen kann sie sich natürlich äußern. In einer freiheitlichen Demokratie darf man der Kirche keinen Maulkorb verpassen. Das betonen derzeit viele, auch unsere neue Bundestagspräsidentin Julia Klöckner ist derselben Auffassung. Als Theologin und Politikerin weiß sie um die politische Dimension der Kirche und hat sich noch vor drei Wochen dafür in einem Interview unter der Überschrift „Bundestagspräsidentin Klöckner wünscht sich starke kirchliche Stimme“ nachdrücklich eingesetzt.

Spätestens jetzt dürfte einige von Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, ein Störgefühl beschleichen. Das liegt daran, dass Sie in der vergangenen Woche wahrscheinlich Zeitung gelesen haben und da sogar in manchen Qualitätsmedien lesen mussten, dass Julia Klöckner angeblich das Gegenteil gesagt habe. Was zunächst wie ein Klöckner-Skandal aussah, entpuppt sich jetzt aber als Medienskandal, allerdings mit Einschränkungen, denn einige Medien haben den Originaltext inzwischen recherchiert und sind der Bundestagspräsidentin zur Seite gesprungen.

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Walter Bühler | Fr., 2. Mai 2025 - 16:31

Lieber Herr Lütz, Sie sollten Ihre berechtigte Mahnung an ALLE politischen Kräfte und an ALLE medialen Hilfstruppen richten.

Gerade all jene, die sich "zur Rettung der Demokratie" hinter Brandmauern in einer Wagenburg verschanzen, sehen sich ja berechtigt, jeden Andersdenkenden als bösartig zu diffamieren. Für sie gibt es nur Gut und Böse, und wer einmal von ihren Vortänzern als Böse öffentlich markiert worden ist, wird von den Wagenburglern schrill und gnadenlos diffamiert und beschimpft.

Der selbstgerechte Hass der Wagenburgler erzeugt den Ton und den Stil in den sozialen Medien, den dieselbe Gruppe dann wieder als "Hass und Hetze" angeblich bekämpfen will.

Erstaunlich viele Kirchenvertreter und Kirchenfunktionäre beteiligen sich hyperaktiv an der Brandmarkung von "toxischen" Menschen, von Teufeln, denen man keine menschlichen Züge oder gar Rechte mehr .zubilligen will.

Dieser "Stil" ist nicht erst dann falsch, wenn er innerhalb der Wagenburg zur Anwendung kommt, sondern immer.

Brandmarkung ….
Wen wundert‘s ?
Präsidentin des Kirchentages in Hannover ist eine Frau Anja Siegesmund.
Frau Siegesmund war Cheffin der Thüringer Grünen und Ministerin im Kabinett Rammelow in Thüringen. Als klar war das der Wiedereinzug der Grünen in den Landtag auf sehr wackligen Füßen stand (sie scheiterten erstmals in einer LTWahl an der 5% Hürde) wechselte Sie in die Wirtschaft als Lobbyistin.
Im Übrigen im gleichen Landesverband von KGE die durch ihr Amt bei der evangelischen Kirche auch Fr. Siegesmund angehört.
Wen wundert ein Kirchengtag, der sich wie ein Freiluft- Parteitag der Grünen anhört ?
Mit freundlichen Gruß aus der Erfurter Republik

Danke für ihre Kommentare. Nur eines möchte ich noch anmerken. Die CDUler merken gar nicht, das bei Ihnen längst die gleiche Taktik angewandt wird, wie dies bei der AFD seit Jahren der Fall ist. Harmlose Äußerungen, alles was nach Kritik riecht wird von den links-grünen Meinungsfaschisten verdreht, uminterpretiert, ohne Grund skandalisiert, um die Betreffenden mundtot zu machen. Was Frau Klöckner gesagt hat kann jeder kritische denkende Christ unterschreiben. Und die Kritiker von Frau Klöckner, denen geht es nicht um Kirche, denen geht es um Meinungshoheit und Unterdrückung von Kritik jeder Art. Aber ich denke, das wissen Sie beide auch. Schönes Wochenende allen.

Armin Latell | Fr., 2. Mai 2025 - 18:40

Rechtsradikalen im Bundestag, Herr Lütz? Was ich gesichert weiß, ist, dass wir sogar Linksradikale in der Regierung haben. Da sehen Sie keine Gefahr? Wie dem auch sei: die „Empörten“ sind doch genau diejenigen, die mit Kirche, außer ihrer Funktion als linke NGO und Massenmigrationsorganisation, nichts zu tun haben. Die christliche Botschaft, der christliche Glaube war doch zu Zeiten, als dieses totalitäre Klientel herrschte, also Stalin, Hitler, Mussolini, Franco, doch eher verhasst. Kirche heute "macht" doch nur noch ausschließlich linke, antideutsche Politik, passend zur veröffentlichten Meinung. Dass die Berufsempörten heute nur noch über bewusst falsch interpretierte Äusserungen hyperventilieren, ist doch wahrlich kein Thema mehr. Es geht doch nur noch ums Agitieren, Diffamieren.
Von Ihren „Formulierungsvorschlägen“ halte ich ehrlich gesagt überhaupt nichts. Oder sind Sie auch ein Experte für Alles und Nichts?

Karla Vetter | Fr., 2. Mai 2025 - 21:43

Nein, werter Herr Lütz! Die Kirche hat das Evangelium zu verkünden, Nächstenliebe zu üben und zu wissen wer denn der "Nächste "überhaupt ist. Eine Sekte wird sie dadurch nicht, aber glaubwürdig und unersetzbar. Auch nicht durch NGOs.

Frank Klaus | Fr., 2. Mai 2025 - 21:50

Leute wie Manfred Lütz (und Hugo Müller-Vogg und Alexander Marguier) sind durch ihre permanenten, haltlosen und populistischen Angriffe auf und Diffamierungen der AfD wesentlich mitverantwortlich für die Verwahrlosung des politischen Diskurses.
Und Herr Lütz, wenn Ihnen wirklich etwas am politischen Diskurs in Deutschland liegt, dann boykottieren Sie die Regierungspropagandashow von Markus Lanz!

Christa Wallau | Fr., 2. Mai 2025 - 23:53

umfassend gebildeten u. intellektuell hervorragenden Menschen mehr, die Leitungsfunktionen ausüben.
Es ist derselbe Mangel wie in der Politik:
Geistige Kapazität? - Fehlanzeige.
Immer dieselben Sprechblasen bzw. das gleiche Geschwätz sondern die Protagonisten ab.
Nach "Gefühl" o. mit bestimmter "Haltung" wird alles beurteilt bzw. jeder verurteilt, der es wagt, argumentativ u. logisch dem Zeit-(Un)geist etwas entgegen zu halten.
Da steht man als nachdenklicher Mensch, der sich auch mit Geschichte u. Geistesgrößen der Vergangenheit beschäftigt hat, ziemlich hilflos da, wenn die Masse der Mittelmäßigen u. ihrer Nach-Läufer so mächtig geworden ist, daß sie sogar in der Wissenschaft bestimmt, was zu gelten hat.
Weit u. breit kein kritischer Philosoph, Theologe o. Naturwissenschaftler mehr, der seine Stimme so laut erheben könnte, daß die Menschen wach gerüttelt würden. Es gibt sie zwar noch, die klugen Leute, aber sie werden diffamiert u. mundtot gemacht - wie schon 1933!
FINIS GERMANIA

Brigitte Miller | Sa., 3. Mai 2025 - 07:52

die „Alternativen“ in Anführungszeichen, Herr Lütz?
Du meine Güte, wie verblendet kann man sein?
Wäre es doch genau diese Alternative, die In der von Ihnen gewünschten Richtung politisieren würde!