
- Das Private ist politisch
Jens Spahn leistet sich inmitten der Corona-Krise eine denkmalgeschützte Luxusvilla. Verboten ist das nicht, es überschreitet jedoch die Grenzen des guten Geschmacks. Denn: Politische Symbole machen auch vor dem Privatleben nicht halt.
Politik und Moral ist ein heikles Feld. Manche würden sogar behaupten, sie seien zwei vollkommen unterschiedliche Bereiche, die nichts miteinander zu tun haben und in einem geradezu antagonistischen Verhältnis zueinander stehen. Aber das wäre billig und polemisch gedacht. Die absolute Mehrzahl der Mandatsträger in diesem Land verfolgt ihre Arbeit engagiert und redlich. Wer das Gegenteil behauptet, kultiviert hässliche Vorurteile.
Dennoch – oder gerade deswegen – ist klar, dass für Politiker andere moralische Maßstäbe gelten als für den Normalbürger, auch wenn manche Politiker genau das immer wieder zu bestreiten versuchen. Man kann es ungerecht finden, überzogen oder von Ressentiments geleitet, aber die meisten Bürger legen an Politiker andere Maßstäbe an als an ihre Mitmenschen auf der Straße oder an andere Prominente – und das zu Recht. Selbst lässliche Vergehen wiegen bei Politikern schwerer. Und sogar vollkommen legale, unverdächtige und an sich unproblematische Handlungen oder Geschäfte haben bei ihnen unter Umständen einen unguten Beigeschmack.