Bundesinnenminister Alexander Dobrindt
Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) in der Zentralen Stelle für Informationstechnik im Sicherheitsbereich (ZITiS) mit einer FPV Selbstbaudrohne, 20.10.2025 / picture alliance/dpa | Peter Kneffel

Dobrindt liegt falsch - Drohnenabwehr ist Aufgabe des Staates, nicht der Industrie

Bundesinnenminister Alexander Dobrindt verlangt von Industrieunternehmen, sich selbst gegen Drohnen zu schützen. Das ist mehr als schräg. Die gewaltsame Abwehr von Bedrohungen ist die ureigene Aufgabe des Staates als Gewaltmonopolist.

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Richard Drexl ist Oberst außer Dienst der Luftwaffe mit unter anderem langjährigen Erfahrungen im Bundesministerium der Verteidigung

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Unbekannte Drohnen legen Flugplätze lahm und bestimmen die Schlagzeilen. Angesichts jüngster Attacken bereitet der Innenminister ein Gesetzespaket zur Abwehr von Gefahren durch „unbemannte Fahrzeugsysteme“ vor. Unter anderem soll die Bundespolizei erweiterte Befugnisse zur Drohnenbekämpfung mit elektronischen Störsignalen erhalten. Zudem soll ein Drohnenabwehrzentrum eingerichtet werden. Ist das der richtige Weg, damit der Staat endlich vom Zuschauen ins Handeln kommt?

Schräg wird die Angelegenheit jedenfalls dann, wenn Bundesinnenminister Alexander Dobrindt wie bei einem Wirtschaftsgespräch mit der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (VBW) in München fordert, dass sich die Industrie künftig gegen entsprechende Attacken werde „stärker rüsten müssen“. Dass dies kein Versprecher des Ministers war, zeigt ein Hinweis aus dem Bundesinnenministerium, dass Unternehmen grundsätzlich selbst für den Schutz ihrer Anlagen zuständig seien. Der geplante Entwurf zum Kritis-Dachgesetz enthalte eine allgemeine Regelung, die Kritis-Betreiber „zum Ergreifen geeigneter und verhältnismäßiger Maßnahmen“ verpflichte, um „die eigene Resilienz zu gewährleisten“. Worauf läuft das hinaus? Sollen etwa Firmen Flugabwehrkanonen aufstellen und Drohnen vom Himmel holen müssen?

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Sabine Lehmann | Di., 28. Oktober 2025 - 15:14

Bei Herrn Dobrindt frage ich mich immer woran es liegt. Meint er es ernst, ist es Spaß oder doch einfach nur impertinente Inkompetenz?! Auf der anderen Seite:
Es gehört zu den herausragendsten deutschen Eigenschaften seit Menschengedenken statt konkretes Handeln, Texte auf Papier zu bringen. Gesetze, Gesetze, Gesetze. In Deutschland führt der Blick auf die schiere Menge und Inhalte von staatlich bedrucktem Papier zur kurzzeitigen Erblindung. Nichts lähmt Abläufe mehr als noch mehr Vorschriften. Noch mehr unsinnige Arbeit, noch mehr Stellen im Staatsdienst, noch mehr Steuergeldverschwendung, noch mehr bürokratischer Wahnsinn.
Derweil schiebt sich der Russe über die Kriegsfront, die "EinMesserMänner" durch's deutsche Stadtbild und die linken Bekloppten unter der Herrschaft dieser einen Untoten aus der Uckermark(gestern wieder in Bonn frenetisch gefeiert) weiter in die erste Reihe. Deutschland wird nicht wach, es schläft weiter unterm Mehltau seinen Dornröschenschlaf bis es zu spät ist.

Ernst-Günther Konrad | Di., 28. Oktober 2025 - 15:32

Luftsicherheit ist Bundesangelegenheit. Die Bundespolizei hat an allen Flughäfen Kräfte vor Ort. Warum keine gemeinsame Zentrale mit den Fluglotsen und Sicherheitspersonal des Betreibers, Digitalforensiker zur Verfolgung der Täter im Netz, sowie der Polizei mit Einsatzkräften die schnell und sofort agieren können (Lokalisieren, Abfangen, ,Abschießen, digitale Verfolgung, Täterermittlung/Strafverfolgung mit unmittelbarer Beteiligung von Staatsanwaltschaft und Gerichten im Bereitschaftsdienst für juristische Entscheidungen). Harte Strafandrohung für Drohnentäter, die in abgegrenzten und sensiblen Bereichen ihr Unwesen treiben. Transparenz bei Täterermittlung. Bislang waren alles die Russen nur -null Beweise-. Meistens sind es Jugendliche und andere Spinner. Ich verstehe nichts von der Drohnentechnik. Doch es muss doch möglich sein zu eruieren, wo die Dinger starten und landen. Hinterlassen die keine digitalen Spuren? Und kommt mir keiner jetzt mit Datenschutz.

Heidemarie Heim | Di., 28. Oktober 2025 - 18:57

Antwort auf von Ernst-Günther Konrad

Aber ich glaube mit Radar sind die kleinen flinken Dinger nicht zu lokalisieren o. zu erfassen vom normalen "bildgebenden Radar" weil das Drohnensignal/Signatur anders ist als die von sonstigen Flugobjekten. Was aber beim jetzigen Status quo auch nicht viel nützen würde. Ihre ehemalige Berufstätigkeit als Polizeibeamter nutzend, könnte man doch zahllose Beispiele aus der Jagd nach dem Täter anführen lieber Herr Konrad! Man stelle sich kurz vor, Sie oder einer Ihrer Kollegen ertappen einen auf frischer Tat, und anstatt sofort einzugreifen und eine Flucht desselben oder Schlimmeres für das potentielle Opfer zu verhindern, müssten Sie sich erst mal durch einige Stellen hindurch vergewissern, um endlich den Verantwortlichen am analogen Funk, die Genehmigung zum Zugriff zu erhalten. In der Zeit wäre Ihnen auch jede Weinbergschnecke entkommen;-).
Außerdem könnten ja beim Abschuss Trümmerteile zu Boden gehen!
Wobei, nur eine durch Drohnen im Triebwerk zum Absturz gebrachte 747, was dann? LG

Stefan | Di., 28. Oktober 2025 - 15:39

An solchen Aussagen kann jeder Bundesbürger sehen, wie weit abwärts es in diesem Land schon gekommen ist.
Wenn Dobrindt meint, es wäre Aufgabe der Industrie sich selbst zu schützen, dann soll und muß er, meiner Meinung nach, auch jedem deutschen Staatsbürger zugestehen, wie in Amerika das tragen eines Revolvers zur Selbstverteidigung erlauben.
Allein daran sieht man, was manchmal für ein Blödsinn verzapft wird .

Walter Buehler | Di., 28. Oktober 2025 - 16:06

Die überfällige Reform des Föderalismus wird in Deutschland niemals durchhgeführt werden.

Zu viele lukrative Stellen für Funktionäre - hauptsächlich in den Länderparlamenten, in den Länderministerien und in den landeseigenen Betrieben - würden nämlich dadurch in Frage gestellt werden.

Und wer schickt sich denn gerne selbst in die Arbeitslosigkeit?

Parteifunktionäre jedenfalls nicht, egal aus welcher Partei. Daher wird die gemütliche iIneffizienz und Schlamperei niemals aufhören.

Heidemarie Heim | Di., 28. Oktober 2025 - 16:33

Drohnen, Drohnen? Da war doch was...Ach ja! Erinnert sich noch jemand an Mützenichs und anderer SPD-Spitzenpolitiker, ein Herr Felgentreu trat sogar protesthalber zurück, Kampf gegen die Bewaffnung von den mühsam beschafften Bundeswehrdrohnensystemen?
Oder an Wehrdienstleistende mit Besenstiel statt Kanonenrohr am pösen Panzer und PENG! Peng! wie im Comic da keine Übungsmunition im Feld verfügbar? Und wieder stehen wir hilflos und nackt wie besagter Kaiser vor seinem genauso mit Blindheit geschlagenen Volk. Stünde ich vor der Aufgabe als Inhaber/Betreiber einer kritischen Infrastruktur dieselbige zu verteidigen, würde ich entweder dem Herrn Minister mitteilen, dass er mich kreuzweise kann u. meinen Betrieb ins Ausland verlegen o. alternativ ein paar im Umgang damit erfahrene, entsprechend ausgerüstete Dienstleistungskräfte aus der Ukraine anwerben. Jeder Regierungspolitiker sollte sich schämen Begriffe wie "Innere Sicherheit" o. "Bevölkerungsschutz" noch in den Mund zu nehmen! MfG

K. Friedrichs | Di., 28. Oktober 2025 - 17:11

"Sollen etwa Firmen Flugabwehrkanonen aufstellen und Drohnen vom Himmel holen müssen?"

Man sollte dabei nicht vergessen, dass jede Art von Selbstverteidigung in Deutschland dem Verhältnismäßigkeitsprinzip unterliegt. Der Angegriffene (das Opfer) muss im Notfall also immer komplexe Abwägungen durchführen, die in Gerichtsurteilen gerne auch mal mehrere Seiten umfassen können, bevor er eine Stange ergreifen darf, um sich damit gegen einen Angreifer (den Täter) zu verteidigen.

So gesehen hat man als Täter in Deutschland immer einen juristisch abgesicherten Vorteil.

Jens Böhme | Di., 28. Oktober 2025 - 22:33

In der DDR gab es die Betriebskampfgruppen, bewaffnet, militärisch strukturiert und - hohes Durchschnittsalter.