
- Zu spät
Franziska Giffey, Bundesfamilienministerin und SPD-Spitzenkandidatin für das Amt der Regierenden Bürgermeisterin von Berlin, will auf ihren Doktortitel verzichten. Doch der Plagiatsskandal ist schon viel zu weit fortgeschritten, als dass ihr diese Aktion im Wahlkampf noch helfen kann.
Es hatte so gut ausgesehen für Berlins SPD. Mit Franziska Giffey hatte die Partei eine Spitzenkandidatin für das Amt einer Regierenden Bürgermeisterin gefunden, die, so schien es, das mitbrachte, was dem Amtsinhaber Michael Müller fehlte. Charisma, Elan und die Sympathien der SPD-Wähler. Eine echte Hoffnungsträgerin gegen den Bundestrend.
Doch erst machte der zweite Lockdown den Genossen einen Strich durch die Rechnung. Der Landesparteitag, der die amtierende Familienministerin zur Neuen Parteichefin im Doppel mit Raed Saleh wählen sollte, wurde auf Ende November verschoben. Und jetzt auch noch das:
Die Freie Universität Berlin (FU) hat angekündigt, sie werde den Plagiatsskandal um Giffeys Promotion noch einmal komplett neu aufrollen. Und nun ist Giffey an diesem Freitag dieser zweiten Prüfung zuvorgekommen. Sie will auf ihren Doktortitel verzichten, um diesen „Plagiatsskandal“ aus der Wahlkampfberichterstattung zu löschen und dem politischen Gegner die Angriffsfläche zu nehmen. Doch für einen freiwilligen Verzicht dürfte es nun zu spät sein.
Aus Fragen werden Forderungen
Die vielfach als Vorzeige-Sozialdemokratin gefeierte Giffey hatte schon einmal selbst öffentlich angekündigt, sollte sie ihren Doktortitel einst verlieren, dann würde sie auch ihren Ministerinnenjob abgeben. Und nun? Sollte das, was für einen solchen Regierungsposten gilt, nicht auch für das Amt einer Regierenden Bürgermeisterin gelten – beziehungsweise für ihre Kandidatur dafür? Es sind Fragen, die in diesem Wahlkampf schnell zu Forderungen werden können.